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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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eine glühende Hitze verbreitete. Die spitzen Felsnadeln schnellten wieder häufiger aus den Wänden hervor. Ihr Wille gehorchte ihr nicht mehr. Sie fühlte sich kraftlos und ausgelaugt. Vor ihnen lag die Feuerwand in Rot und Orange, hinter ihnen lauerte Apophis. Und das Boot bewegte sich langsam rückwärts.
    Nein.
    Hör mir zu.
    Lokan, bitte.
    Sie drehte sich um, und ihre Blicke trafen sich. Sie musste ihn irgendwie dazu bringen, dass er in ihren Augen lesen konnte, dass sie recht hatte. Es gab keinen anderen Weg als vorwärts. Bryn wusste nicht, was er in ihren Augen sah. Sah sie sich überhaupt ähnlich, oder sah er in diesem Augenblick eine Fremde vor sich mit blutigen Tränenspuren auf den Wangen?
    Während die Flammen um sie herum wüteten, hielt sie seinem Blick stand. Es schien eine Ewigkeit zu dauern. Dann erhob sie ihre Stimme und sprach das einzige Wort aus, das auszusprechen sie imstande war: „Apepi.“
    Lokan kniff die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Tick, tick, tick , tickten die Sekunden ihrer Existenz dahin. Wie feiner Sand rannen sie ihnen durch die Finger. Tick, tick, tick . Dann endlich packte er das Paddel fester und ruderte auf die Pforte zu.
    „Jetzt“, sagte er, als sich links und rechts neben ihm die Schlangen aufrichteten, um sie ein weiteres Mal in Flammen zu hüllen. Und der Gott dieser Pforte erschien selbst, riesig und bedrohlich, und hieß sie mit weit aufgesperrtem Rachen willkommen. Bereit, sie zu verschlingen. Bereit, sie auszulöschen.
    „Apepi“, riefen sie zur gleichen Zeit.
    Die Flammen schlugen hoch und durch sie hindurch.

14. KAPITEL
    Komme du zu uns, du, der du in deiner Barke dahinfährst .
    nach dem Ägyptischen Pfortenbuch
    Zugspitze, Deutschland
    D agan fuhr herum und verschaffte sich einen Eindruck von dem Gefängnis, in dem sie festsaßen. Hinter ihnen war die Stahltür, der Rest bestand aus einer soliden Glaskuppel. Dagan klopfte probeweise dagegen.
    „Ich tippe auf kugelsicheres Glas mit einer schlagfesten Beschichtung.“ Malthus’ Stimme bebte vor Zorn. Jetzt war auch noch seine Calliope verschwunden. Dagan glaubte die Taktik der Matriarchinnen zu durchschauen. Vermutlich setzten sie darauf, dass er und Alastor den Verdacht schöpften, dass Calliope sie bewusst in diese Falle gelockt hatte. Damit wollten sie, rechnete Dagan sich aus, Misstrauen säen und einen Keil zwischen die Brüder treiben. Aber darauf fiel er nicht herein. Dazu kannte er seine Brüder zu gut.
    „Wenn das so ist, hält die Hülle auch einer Panzerfaust stand“, bemerkte Alastor trocken.
    In seiner Wut holte Malthus aus und schlug mit ganzer Kraft gegen die Glaswand. Das Einzige, was dabei herauskam, waren blutige Knöchel. Am Glas war nicht die kleinste Schramme zu sehen. „Und anscheinend auch uns“, zog er die Schlussfolgerung.
    Es gab hier nichts als die Glaskuppel und einen Untergrund aus Felsgestein. Dagan dachte über andere Möglichkeiten nach. Wenn er es schaffte, die Enden der Kräfte der Oberwelt und der Unterwelt für einen Moment nur miteinander zu verbinden, könnte er ein Portal öffnen, durch das sie hier herauskämen. Zwar konnte er den Strom dieser Kräfte spüren, aber je verbissener er versuchte, sie zu fassen zu bekommen, desto weiter entfernten sie sich von ihm.
    Alastor schüttelte den Kopf. Er hatte mit dem gleichen Erfolg dasselbe versucht. Das Gleiche galt für Malthus. Alastor ging nun mit geballten Fäusten auf die Tür los. Nicht blindwütig, sondern methodisch schlug er auf den Stahlpanzer ein. Aber auch hier war nicht einmal die kleinste Beule als Ergebnis seiner Mühen zu erkennen.
    Nach einer Weile griff Dagan ein. „Warte“, sagte er, während er ihn am Handgelenk zurückhielt.
    Außerhalb der Kuppel war es heller geworden. Zunächst schien es nur ein unendlich weiter, leerer Raum zu sein, der allmählich erleuchtet wurde. Dann waren Gegenstände zu erkennen: drei Sessel auf einem steinernen Podest, die an den goldenen Thron erinnerten, der in Sutekhs Audienzsaal stand.
    „Gleich drei? Gab es die im Sonderangebot?“, spottete Malthus.
    Wenig später begann die Luft zu knistern. Ein Energiestrom traf sie mit der Gewalt einer Lawine. Dagan blickte gespannt auf die Sessel, denn aus dieser Richtung kam das Kraftfeld.
    Und dort tat sich etwas. „Showtime“, sagte Dagan leise zu sich selbst.
    Mit Alastor und Malthus an seiner Seite trat er vor und sah eine Art bewaffnete Leibwache, die einen Halbkreis um drei weibliche Gestalten bildete, die

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