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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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ihn. Ihm war, als ob er die Worte gesprochen hörte – aber nichtmit Malthus’, sondern mit Lokans Stimme. Als er sich zu den anderen beiden umdrehte, war denen nichts anzumerken. Entweder hatte er diese seltsame Eingebung allein gehabt, oder Malthus und Alastor wussten ihre Regungen besser zu verbergen.
    Malthus hatte nur Augen für Calliope. „Alles in Ordnung bei dir, meine Schöne?“, fragte er. Ein fast nicht wahrnehmbares Nicken antwortete ihm, aber das reichte aus. Malthus trat so dicht an die Wand der Kuppel heran, dass sich sein Atem auf der Glasfläche niederschlug, als er die Matriarchinnen ansprach. „Sie hätte uns gar nicht hierher bringen können, wenn ihr das nicht zugelassen hättet“, sagte er in einem scharfen Ton. „Ihr wolltet uns hier haben. Was sollen also diese politischen Mätzchen? Das ist doch nur Zeitverschwendung. Sagt uns, was ihr von uns wollt. Und wo wie gerade dabei sind, könntet ihr uns auch gleich vorschlagen, wie wir unseren Bruder zurückbekommen.“
    Die Kapuzen verbargen ihre Gesichter und somit auch die Reaktion auf Malthus’ Worte, aber aus einem unbestimmten Grund hatte Dagan das Gefühl, dass die Matriarchinnen eher amüsiert als eingeschnappt waren.
    Hathor wandte sich an Calliope. „Er ist reichlich frech.“
    „Das will ich nicht abstreiten“, antwortete Calliope.
    „Und? Wird er mit uns zusammenarbeiten?“
    Zusammenarbeiten. Das war Musik in Malthus’ Ohren.
    Calliope schaute ihm durch den Glaspanzer hindurch in die Augen. „Dazu wären alle drei bereit. Unter Umständen können auch Gegner zu Verbündeten werden, wenn sie ein gemeinsames Ziel haben.“
    „Und was für ein Ziel wäre das?“, fragte Dagan dazwischen.
    „Ich möchte hier noch einmal in aller Form meine Missbilligung zum Ausdruck bringen“, sagte eine Frau, die aus dem Dunkel hinter den Matriarchinnen nach vorne getreten war. Sie war von hohem, elegantem Wuchs, hatte dunkle Haut, dunkle Augen, hoch stehende Backenknochen und volle Lippen. Die dichten Locken waren kurz geschoren.
    Hathor sah sie an. „Sehr richtig bemerkt, Zalika.“
    Zalika. Calliope hatte diesen Namen erwähnt. Sie schätzte sie und vertraute ihr. Und wie es aussah, taten das auch die Matriarchinnen.
    „Und dein Einwand ist berechtigt“, fuhr Hathor fort. „Und doch ist dieses die beste Lösung. Die Gemeinschaft ist wichtiger als die Interessen des Einzelnen. Du wirst deine Vorbehalte gegen die Reaper zurückstellen, Zalika. Wir werden mit ihnen für ein höheres Ziel zusammenarbeiten.“
    Dagan brauchte nicht auf seine Brüder zu sehen. Er spürte auch so die Spannung, unter der sie standen, so stark, als wäre er einem blank liegenden elektrischen Kabel zu nahe gekommen. Welch ein höheres Ziel konnte es geben, als Lokan zurückzugewinnen? Für ihn, für Alastor und Malthus war das selbstverständlich. Natürlich sahen sie das so. Aber er konnte sich nicht vorstellen, welchen Vorteil das für die Isistöchter haben sollte.
    Zalikas dunkle Augen wanderten von einem zum anderen und ruhten schließlich auf Malthus, den sie prüfend betrachtete. Dann verneigte sie sich und trat in den Hintergrund zurück, und während sie das tat, berührte Calliope sie leicht am Arm. Es war eine kleine, ermutigende Geste, ein Freundschaftsbeweis. Vielleicht war das die Erklärung für diesen auffallenden Blickkontakt. Zalika wollte Malthus eine Warnung zukommen lassen: Wenn du meine Freundin betrügst, geht es dir schlecht . Merkwürdigerweise fand Dagan das ganz sympathisch an ihr.
    „Wir werden zusammenarbeiten?“, wiederholte Dagan skeptisch. Er blickte zu Roxy hinüber. Er wollte aus diesem Glaskäfig heraus, sie in die Arme nehmen, sich – und nicht nur durch den bloßen Augenschein – vergewissern, dass sie unversehrt war. Er hatte sie schon einmal fast verloren. Das Bild der klaffenden Wunde in ihrer Brust, nachdem Gahiji versucht hatte, ihr das Herz herauszureißen, stand ihm noch lebendig vor Augen. Ihm gefiel diese Situation nicht. Wie konnte ihm auch etwas gefallen, das Roxy in Gefahr brachte? Dass sie nur ein wenig müde, aber sonst heil und gesund aussah, half ihm, dieBeherrschung nicht zu verlieren. „Wie wäre es, wenn ihr uns vorher mal fragt, ob wir Lust haben, uns auf euren Schmusekurs einzulassen? Oder noch besser, ihr erzählt uns zuerst, worin genau unser angeblich gemeinsames Projekt besteht.“
    Noch bevor er ausgesprochen hatte, stand Beset direkt vor ihnen. Nur die Glaswand trennte sie. Aus dieser

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