Feuertanz
natürlich einfacher. Wie lange wohnen Sie schon bei Sophie?«
»Seit dem Frühjahr. Ich habe die Dachwohnung gemietet.«
»Das heißt, dass Sophie und Marcelo den Rest des Hauses bewohnen …« sagte Irene, unterbrach sich aber, als sie Frejs Miene bemerkte.
Er zog etwas die Augenbrauen hoch und lächelte leicht.
»War Marcelo nicht Sophies Lebensgefährte?«, fragte Irene.
»Lebensgefährte? Sophies? Nein. Wo haben Sie das her?«
»Jemand sagte so was …«
»Da hat sich dieser Jemand eben geirrt. Manchmal hat Sophie Zimmer an Ballettlehrer vermietet, die wochenweise oder auch schon mal ein paar Monate an verschiedenen Schulen unterrichten. Oft kamen sie nicht aus Göteborg, und dann hat ihnen Sophie ein Zimmer vermietet. Marcelo wohnte dort seit Ende August.«
»Wohnt er immer noch dort?«
»Ja.«
»Wo wohnte Sophie selbst?«
»Im Erdgeschoss natürlich.«
»Es muss ein großes Haus sein«, vermutete Irene.
»Ja, um die vierhundert Quadratmeter.«
Frej wirkte vollkommen entspannt. Er lächelte und beantwortete bereitwillig alle Fragen. Irene war bisher noch bei keiner seiner Antworten irgendein Zögern aufgefallen. Sie beschloss, mit persönlicheren Fragen fortzufahren.
»Wir müssen erneut alle Personen vernehmen, mit denen wir nach dem Verschwinden von Sophie gesprochen haben. Damals handelte es sich um ein Verschwinden, jetzt haben wir einen Mord aufzuklären.«
Er erblasste sichtlich, sagte aber nichts. Stattdessen nickte er, um zu signalisieren, dass er verstanden hatte.
»Ich will Sie also deswegen noch einmal fragen, was Sie in den Stunden um Mitternacht zwischen dem dreiundzwanzigsten und vierundzwanzigsten September gemacht haben.«
»Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich den ganzen Abend bis nachts in der Dunkelkammer war.«
»Was haben Sie anschließend getan?«
»Ich bin ins Bett gegangen.«
»Wie spät war es da?«
»Sicher nach zwei. Vielleicht auch drei Uhr. Ich schaue nicht auf die Uhr, wenn ich in der Dunkelkammer bin.«
»Den ganzen Abend haben Sie nichts von Ihrer Schwester gehört?«
»Nein. Wir haben uns kurz gesehen, als ich um vier oder fünf von der Hochschule nach Hause kam.«
»Sprach Sie über ihre Pläne für den Abend?«
»Nein.«
Genau dieselben Angaben hatte er auch beim letzten Verhör gemacht. Irene dachte intensiv über neue Gesichtspunkte nach.
»Sie wissen nicht, wann sie das Haus verließ?«
»Keine Ahnung.«
Irene kam eine Idee.
»Wo befindet sich diese Dunkelkammer?«
»Im Dachgeschoss. Deswegen bin ich auch in Sophies Haus eingezogen. Der Speicher stand leer. Meine Wohnung befindet sich daneben.«
»Haben Sie irgendeine Vorstellung, wo sich Sophie hinbegeben haben könnte, nachdem sie das Park Aveny in dieser Nacht verließ?«
»Nein.«
»Nicht einmal eine Vermutung?«
»Nein.«
Irene beschloss, ihren Fragen eine andere Richtung zu geben.
»Wer waren Sophies beste Freunde?«, fragte sie neutral.
»Sie hatte keine Freunde.«
Die Antwort kam rasch und ohne Bedenkzeit. Es handelte sich um eine trockene Feststellung.
»Gab es Leute, mit denen sie Umgang pflegte?«
»Das schon. Leute, die sie beim Ballett traf. Aber sie lud nie jemanden nach Hause ein oder so.«
»Hatte Sophie irgendwelche Feinde?«
»Soweit ich weiß, nicht.«
»Wissen Sie, wer Sophie derart gehasst haben könnte, dass er sie auf diese furchtbare Art ermordet hat?«
»Nein.«
Das kam nach kurzer Bedenkzeit, leise und gedämpft.
»Was könnte es, Ihrer Meinung nach, zu bedeuten haben, dass Sophie verbrannt wurde?«
»Meiner Meinung nach?«, erwiderte er ratlos.
»Was glauben Sie, könnte der Grund dafür gewesen sein, sie in diesem Schuppen einzusperren und ihn anzuzünden?«, verdeutlichte Irene ihre Frage.
Frej schüttelte langsam den Kopf und sah Irene an. Was in seinen Augen zu sehen war, ließ sich nur als tiefe Trauer deuten.
»Keine Ahnung«, antwortete er ernst.
»Was fällt Ihnen zu dem Nachmittag und Abend ein, an dem die Kate in Björkil brannte?«
Er schien nachzudenken, ehe er Irenes Blick begegnete und sagte: »Nur, dass ich mit Ingrid in ihrem Auto fuhr und dass wir … dorthin kamen. Ich erinnere mich an Polizeiautos und eine Menge Menschen. Aber sonst erinnere ich mich an nichts. Eigentlich seltsam …«
»Erinnern Sie sich daran, was war, bevor Sie losfuhren?«
»Nein. Schließlich habe ich geschlafen. Ich erinnere mich an gar nichts von diesem Tag. Nada. Muss wohl am Schock oder so liegen.«
Er schien sich wirklich Mühe zu geben. Der
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