Feuertaufe für Darlene
verlangt haben, nicht bezahlen konnte.« Dann begann sie stockend von den Ereignissen der schicksalhaften Nacht zu berichten.
Lassiter und Darlene hörten ihr zu, ohne sie ein einziges Mal zu unterbrechen. Während die Blondine dabei immer wieder voller Bestürzung die Hände ineinander knetete, nahm Lassiters Miene mit jeder Minute entschlossenere Züge an.
Als Moira schließlich mit ihren Schilderungen zum Ende kam, war ihr Gesicht nass von Tränen.
»Ihr Ärmsten.« Darlene kam zu ihnen gestürzt. Sie schloss ihre Schwester und ihre Nichte in die Arme. »Was ihr da erlebt habt, muss die Hölle auf Erden gewesen sein. Kein Wunder, dass ihr in diesem erbarmungswürdigen Zustand seid.«
»Diese Banditen scheinen zu glauben, dass sie sich alles erlauben können.« Lassiter spuckte die Worte aus, als würden sie einen üblen Geschmack auf seiner Zunge hinterlassen. »Hast du denn nicht den Sheriff um Hilfe gebeten?«
»Selbstverständlich habe ich das getan«, beteuerte die junge Witwe. »Aber das war sinnlos. Ich habe Dave Freeley immer für einen Freund gehalten. Doch als ich ihn gebraucht habe, hat er mich im Stich gelassen.«
Lassiter legte die Stirn in Falten. »Könnte es sein, dass er mit den Halunken unter einer Decke steckt?«
»Das glaube ich nicht«, entgegnete Moira mit einem traurigen Seufzen. »Er hat ganz einfach Angst vor den Spiders . Wie jeder hier in der Gegend. Erst recht, nachdem man Fred in der Scheune gefunden hat. Seitdem steckt jeder den Kopf in den Sand und hofft, dass er nicht der nächste ist.«
»So kann das nicht weitergehen.« Lassiter ließ voller Wut die geballte Faust auf den Küchentisch niederfahren. »Man muss etwas unternehmen, um Candle Rock aus dem klebrigen Netz zu befreien, in dem diese Spinner die Stadt gefangen halten.«
»Was hast du vor?« Darlene warf ihm einen fragenden Blick zu.
»Ich bin fest davon überzeugt, dass es ein paar Wenige gibt, die sich von den Banditen noch nicht den Schneid haben abkaufen lassen«, erklärte er und dachte dabei an seine rothaarige Helferin aus dem Saloon. »Mit denen muss man sich zusammenschließen. Gemeinsam bringen wir es dann vielleicht fertig, diese Aasgeier in ihre Schranken zu weisen.« Seine Augenbrauen zogen sich besorgt zusammen. »Allerdings gibt es da noch ein Problem.«
»Und das wäre?«
»Wenn ich in die Stadt reite, müsste ich euch allein auf der Farm zurücklassen. Das ist ein Gedanke, der mir überhaupt nicht gefällt.«
»Vielleicht sollten wir alle mit nach Candle Rock kommen«, schlug Darlene vor.
»Das geht nicht«, stieß ihre Schwester wie aus der Pistole geschossen hervor. »Ich kann die Farm unmöglich allein lassen. Die Tiere müssen versorgt werden. Und auch sonst gibt es jede Menge zu tun.«
»Dann stecken wir in der Zwickmühle.«
»Wenn ich es mir genau überlege, brauchst du dir deswegen wahrscheinlich nicht den Kopf zu zerbrechen.« Moira strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Bisher war ich so hysterisch vor Angst, dass ich gar nicht begriffen habe, dass wir hier momentan relativ sicher sind.«
»Wie kommst du darauf?«
»Die Spiders wissen, dass hier im Augenblick nichts zu holen ist.« Die Lippen der Farmerin verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. »Deshalb werden sie sich vorläufig lieber nach lukrativeren Einnahmequellen umsehen, als ihre Zeit bei uns zu verschwenden.«
»Da könnte tatsächlich etwas dran sein.« Lassiter nickte zustimmend.
»Okay, dann wäre das also entschieden. Wir bleiben hier.« Darlene rieb unternehmungslustig die Handflächen aneinander. »Ich habe zwar nur wenig Ahnung vom Leben auf dem Land, aber ich werde trotzdem zupacken, wo ich kann. Ich hoffe, ich stelle mich bei meiner Feuertaufe, was die Farmarbeit angeht, nicht allzu ungeschickt an.«
»Ganz bestimmt nicht.« Lassiter winkte lachend ab. »Denn dass du zupacken kannst, hast du bereits mehr als eindrucksvoll bewiesen.« Er machte kehrt. »Ich bin dann mal weg. Sobald es Neuigkeiten gibt, melde ich mich wieder bei euch.« Sechs Augenpaare waren auf ihn gerichtet, als er im Laufschritt aus der Küche stürmte.
***
»Sag, dass das nicht wahr ist!« Jackmans wütender Aufschrei war bis hinaus in den Canyon zu hören. Er war von seinem Platz aufgesprungen. An seinen Schläfen pulsierten zwei Adern im Rhythmus seines aufgeregten Herzschlags. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er sich im Gemütszustand eines tollwütigen Wolfs befand. »Ein einziger Kerl hat euch auseinandergenommen?!
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