Feuertaufe für Darlene
hättest du es, du erbärmlicher Versager.« Jackman wandte ihm ruckartig das Gesicht zu. »Wegen deiner Dämlichkeit haben wir den ganzen Ärger doch erst am Hals.«
»Moment mal, das zu behaupten, ist eine glatte Lüge«, widersprach Richfield. »Du kannst mir doch nicht einfach eine Sache in die Schuhe schieben, für die ich überhaupt nicht verantwortlich bin. Hat dir Tony denn nicht …«
»Heb dir deine Erklärungen für später auf«, schnitt ihm der Anführer barsch das Wort ab. »Jetzt haben wir erst einmal wichtigere Dinge zu erledigen.« Er sah seine Begleiter auffordernd an. »Mitch, du holst Bud aus dem Stall raus.«
»Geht klar, Boss.« Carson nahm den eiserenen Schlüsselring vom Haken.
»Hank und Tony, ihr kümmert euch um den Kerl.« Jackman wies mit einem Kopfnicken auf den blutüberströmten Toten. »Aber beeilt euch. Es gibt in dieser Stadt nämlich noch jemand, dem wir heute unseren Besuch abstatten müssen.«
***
»Bring das an den Tisch hinten in der Nische.« Hancock schob ein Tablett mit vier vollen Gläsern über den Tresen. »Dann kannst du rauf auf dein Zimmer gehen.«
»Ist das dein Ernst?« Jennie sah ihn erstaunt an. »Aber es wird doch nicht mehr lange dauern, bis die nächsten Gäste hier eintrudeln. Spätestens in einer Stunde ist der Laden proppenvoll.«
»Egal.« Ohne sie anzublicken, griff der Wirt nach einem Lappen und begann an einer Stelle der Theke herum zu wischen, an der kein einziger Fleck zu erkennen gewesen war. »Ich werde das schon irgendwie alleine hinbekommen.«
»Na klar. Allmählich begreife ich, was da läuft.« Das Saloongirl legte den Kopf in den Nacken. »Du bist immer noch sauer wegen gestern Abend. Habe ich Recht?«
»Was du dir da geleistet hast, war nicht in Ordnung. In deinem Job gehört es sich nicht, dass man sich in die Angelegenheit von anderen Leuten einmischt.«
»Ach ja?« Jennie stellte das Tablett zurück auf die Bar und stemmte empört die Hände in die Seiten. »Hätte ich einfach tatenlos zusehen sollen, wie dieser Mistkerl dem Mann eine Kugel in den Rücken verpasst?«
Hancock erwiderte nichts. Stattdessen polierte er weiter auf der Theke herum, als wolle er ein Loch in das Holz schleifen.
»Ist dir eigentlich klar, wie scheinheilig du bist?« Das Saloongirl riss ihm den Lappen aus der Hand und pfefferte ihn so wuchtig in den Bottich mit Abwasser, dass die Brühe bis in das Regal mit den Schnapsflaschen spritzte. »Wenn sich der Mann nicht in deine Angelegenheiten gemischt hätte, könnte der Undertaker jetzt wahrscheinlich ein Loch für dich buddeln. Du solltest ihm dankbar sein. Stattdessen meckerst du mich an, weil ich ihm ebenfalls geholfen habe. Findest du das etwa gerecht?«
»Mit Gerechtigkeit hat das nichts zu tun«, entgegnete der Saloonbesitzer, »eher mit Vernunft. Mit den Spiders ist nicht gut Kirschen essen. Das weiß jeder, der auch nur einen Funken Verstand in der Birne hat. Sich mit ihnen anzulegen, ist ein Schuss, der ganz leicht nach hinten losgeht. Also ist das Beste, was man tun kann, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten und darauf zu hoffen, dass man nicht ins Visier der Bande gerät.«
»… auch wenn man damit Unschuldige ans Messer liefert«, fügte Jennie hinzu. Sie zog angeekelt die Nase kraus. »Diese Einstellung kotzt mich unglaublich an. Wenn du weiter solchen Mist von dir gibst, werde ich noch sämtliche Achtung vor dir verlieren.«
»Wenn dir etwas daran nicht passt, kannst du gerne gehen.« Hancocks Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Und damit meine ich nicht nur rauf auf dein Zimmer. Wenn du verstehst, was ich meine.«
»Einverstanden.« Das Saloongirl warf zornig den Kopf in den Nacken. »Ich verschwinde. In einem Laden, in dem der Boss ein ausgemachter Waschlappen ist, habe ich nichts verloren. Gib mir eine Viertelstunde, um mein Zeug zusammenzupacken. Danach siehst du mich nie mehr wieder.« Sie wirbelte herum, blieb dann aber doch noch einmal stehen. »Einen Tipp habe ich noch für dich: Du solltest dir ernsthaft überlegen, ob du deine Spelunke weiterhin Coyote’s Inn nennen willst. Chicken-Shack wäre nämlich ein viel passenderer Name dafür.« Ohne auch nur noch einen einzigen Blick an den Wirt zu verschwenden, eilte sie davon. Mit wütenden Schritten stapfte sie die Treppe ins obere Stockwerk hinauf und huschte über die Galerie außer Sichtweite. Das laute Schlagen einer Zimmertür setzte den Schlusspunkt hinter den energischen Abgang der rothaarigen jungen
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