Feuertaufe für Darlene
Lady.
»Ja, sieh zu, dass du Land gewinnst«, zischte ihr Hancock hinterher. »Ich werde dir bestimmt keine Träne nachweinen. Wenn man verrückte Weibsbilder wie dich in seiner Nähe hat, kann einen das Kopf und Kragen kosten.«
Er nahm eines der Gläser vom Tablett und kippte sich den Whisky mit einem einzigen Schluck durch die Kehle. Seine Hand langte bereits nach dem nächsten Glas, als sein Blick zum Eingang fiel.
Der Saloonbesitzer erstarrte mitten in der Bewegung.
Fünf Männer betraten durch die Schwingtür das Lokal.
Hancock hatte das Gefühl, als würde sich eine stählerne Faust um seinen Magen schließen, denn bei den Neuankömmlingen handelte es sich um keine Unbekannten.
Die komplette Spider-Gang erwies dem Coyote’s Inn die zweifelhafte Ehre eines Besuchs.
Auch die restlichen Gäste waren schlagartig verstummt. Jedes Augenpaar im Saloon war auf die fünf Männer gerichtet, die sich Schulter an Schulter vor der ersten Tischreihe aufgebaut hatten.
Jackman, der in der Mitte der kleinen Gruppe stand, grinste zufrieden. Der oberste Bandit sonnte sich regelrecht in den angstvollen Blicken, die auf ihnen ruhten.
»Howdy, Herrschaften.« Er tippte sich mit zwei Fingern gegen die Hutkrempe. »Ist das nicht ein wundervoller Tag? Viel zu schön, um ihn in einer Kneipe zu vertrödeln. Habt ihr nichts Besseres zu tun, als hier drinnen rum zu hocken? Also, seht zu, dass ihr schleunigst rauskommt. Denn wir haben was Wichtiges mit Hancock zu besprechen. Da können wir neugierige Zuhörer nicht gebrauchen.«
Sofort setzte hektisches Stühlerücken ein.
Halbleere Drinks und Spielkarten blieben auf den Tischen zurück, als die Gäste eilig dem Ausgang entgegen strebten. Schon bald darauf hatte auch der letzte Besucher das Lokal verlassen.
Hancock hörte den aufgeregten Pulsschlag seines eigenen Herzens wie Trommeln in seinen Ohren dröhnen, als ihm klar wurde, dass er nun völlig auf sich alleingestellt war.
»Du weißt, warum wir da sind?«, wollte Jackman mit dröhnender Stimme von ihm wissen.
»He … also, wenn es um gestern Abend geht …« Der Saloonbesitzer hob beschwichtigend die Hände. »Das war alles nur ein gewaltiges Missverständnis. Ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun. Ehrlich. Ich bin nämlich der Meinung, dass sich alles regeln lässt, wenn man nur vernünftig miteinander spricht.«
»Okay, reden wir also.« Der Banditenboss kam langsam auf die Theke zu. Seine Leute folgten ihm dichtauf. »Zum Beispiel, dass Bud deinetwegen eine Nacht im Kittchen verbringen musste. Hat dir das etwa gefallen, Bud?«
»Absolut nicht, Ace.« Richfield schüttelte den Kopf. »Ganz im Gegenteil, ich fand es sogar äußerst beschissen.«
»Was ist mit dir, Tony? Fühlst du dich gut, nachdem du durch das Fenster geflogen bist?«
»Nicht wirklich«, knurrt Petralia. »Die verfluchten Scherben hätten mir beinahe die Kehle durchgeschnitten.«
»Wie du siehst, ist die Stimmung bei meinen Leuten im Keller.« Jackman stützte beide Hände auf den Tresen. »Und wenn meine Männer schlechte Laune haben, habe auch ich schlechte Laune. Dagegen sollten wir schleunigst was unternehmen. Deshalb bist du nun am Zug.« Er fixierte den Wirt mit einem bohrenden Blick.
»Wie … wie kann ich helfen?«, erkundigte sich Hancock, dem bereits Übles schwante. Er leckte sich über die Lippen, die plötzlich trocken wie Sandpapier waren.
»Erstens, indem du mir ein paar Fragen beantwortest.«
»Klar, das versteht sich doch von selbst«, beeilte sich der Saloonbesitzer zu versichern.
»Okay. Dieser Kerl, des sich gestern mit Bud und Tony angelegt hat, wohnt der bei dir im Hotel?«
»Ja. Er hat das Zimmer Nummer vier.«
Der Banditenboss nickte in Richtung der Galerie. »Ist er momentan dort oben?«
»Nein. Er hat heute Morgen in aller Frühe das Haus verlassen.«
»Weißt du, wohin er wollte?«
»Er hat sich nach dem Weg zur Cook-Farm erkundigt. Ich habe ihm beschrieben, wie er dorthin kommt. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
»Na schön.« Jackman nickte. »Nun zum geschäftlichen Teil. Wie du bestimmt schon geahnt hast, werden wir bestimmt nicht mit leeren Händen aus dem Coyote’s Inn verschwinden.« Er rieb demonstrativ den Daumen und den Zeigefinger aneinander. »Du hast bei Dave und Tonys nämlich etwas Wichtiges vergessen: sie zu bezahlen.«
»Aber ich …«
Der Anführer der Banditen brachte den Wirt mit einer energischen Geste zum Schweigen. »Ich will jetzt keine faulen Ausreden von dir
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