Feuerteufel: Roman (German Edition)
und es fiel ihm schwer, im Sonnenlicht den Blick zu fokussieren. Nach einem zittrigen Gefummel mit dem Reißverschluss schaffte er es schließlich, den Rucksack zu schließen, und stand auf.
»Also, ich muss los. Bisschen in Eile. Tschüss.«
Noch ehe Magdalena antworten konnte, war Sebastian über die Köpmangatan zur Grillbude am Dalavägen gegangen.
Sie sah ihm lange nach, während sie ihr Schlüsselbund aus der Tasche zog.
Petra legte den Telefonhörer auf und strich noch ein paar Namen von der Liste mit Mirjams alten Freunden. Patrik Olasson war, als es brannte, mit seiner Familie in Legoland gewesen. Robban Tenglin hatte gearbeitet. Es gab mehrere Personen, die ihre Angaben bestätigen konnten.
Der einzige, den sie immer noch nicht erwischt hatte, war Kaj Thorén. Sie hatte sowohl seinen Festanschluss als auch auf seinem Handy angerufen, doch ohne Erfolg. Er war bei einer Adresse in Geijersholm gemeldet, viel mehr, als im Einwohnermelderegister stand, wusste sie nicht. Vor den Namen von Yngve Wennlund hatte sie ein Fragezeichen gemalt.
Sie streckte sich und massierte ihre Schläfen, während sie darüber nachdachte, wie sie weitermachen sollte.
In Ermangelung einer anderen Idee wählte sie zum vierten Mal die Nummer von Kaj Thorén. Sie wollte gerade auflegen, als jemand mit einem verunsicherten »Hallo« ranging.
»Hallo. Hier ist Petra Wilander von der Polizei in Hagfors. Spreche ich mit Kaj Thorén?«
»Nein«, sagte der Mann am anderen Ende schroff.
»Aber das ist doch seine Nummer, oder?«
Es blieb ein paar Augenblicke lang still.
»Ja, aber er ist momentan leider nicht da.«
»Und wann wird er da sein?«
Petra lächelte. Einen schlechteren Schauspieler hatte sie noch nie erlebt.
»Worum geht es?«
»Das werde ich mit ihm besprechen, wenn er dann da ist. Richten Sie doch Herrn Thorén aus, dass die Polizei ihn gern sprechen würde. Das Beste wäre, wenn er selbst so schnell wie möglich zum Revier käme. Sonst müssen wir ihn holen.«
Man hörte nur noch schweres Atmen.
»Könnten Sie ihm das ausrichten?«, fuhr Petra fort. »So schnell wie möglich.«
»Doch, ja. Das kann ich.«
Petra legte auf und sah auf die Uhr. Sie hatte das bestimmte Gefühl, dass Kaj Thorén, so beschäftigt er heute auch war, binnen einer Viertelstunde auftauchen würde.
Sie stand auf, ging in die Teeküche und drehte den Wasserhahn auf. Das Wasser durfte noch laufen und eiskalt werden, solange sie ein Glas aus dem Schrank holte. Konnte nicht bald mal der Herbst kommen?
September und Oktober waren von jeher ihre Lieblingsmonate gewesen. Ein weiter, klarer Himmel und schöne Farben. Und dann die Elchjagd als willkommene Unterbrechung des Alltags. Der Urlaub war schon genehmigt. In der Woche zuvor war sie auf der Elchjagdbahn gewesen und hatte die letzte Schießprüfung bestanden. Das war zwar nicht so einfach gewesen wie im Vorjahr, aber ihre goldene Nadel hatte sie trotzdem bekommen.
»Petra, du hast Besuch.«
Laila vom Empfang streckte den Kopf durch die Tür.
»Kaj Thorén.«
Petra zeigte Kaj Thorén, wo er sich setzen konnte, und ließ sich dann hinter dem Schreibtisch nieder.
Der Mann vor ihr kam ihr vage bekannt vor, aber sie wusste nicht, wo sie ihn schon einmal gesehen hätte.
Thorén saß mit breiten Beinen und einer Hand auf jedem Knie da. Er wippte mit einem Fuß. Der Hals war tiefrot, doch konnte Petra nicht einschätzen, ob das an der Nervosität lag oder an einem umfänglichen Alkoholkonsum über einen längeren Zeitraum.
»Haben Sie eine Ahnung, warum Sie hier sind?«, fragte sie.
»Nein«, erwiderte Thorén schnell. »Wirklich nicht. Nicht die geringste Ahnung.«
Er fuhr sich mit der Hand über den rasierten Schädel.
»Sie haben ein Verhältnis mit Mirjam Fransson gehabt. Und im Hinblick darauf, was ihr zugestoßen ist, verstehen Sie sicher, dass ich Sie fragen muss, was Sie am Sonntagabend gemacht haben.«
»Sie glauben, dass ich ihr Haus niedergebrannt habe?«, fragte er. »Bin ich deshalb hier?« Die Beine hörten auf zu wippen, der Hals war nicht mehr so rot.
»Am Sonntag war ich mit meinem Bruder in Örebro und habe ein Auto angeguckt, das er kaufen wollte.«
»Den ganzen Tag und den Abend?«
»Ja, wir sind gegen drei gefahren und irgendwann mitten in der Nacht zurückgekommen. Zu einem Geschäft ist es nicht gekommen, aber weil wir schon mal da waren, sind wir ins Kino gegangen.«
»Was haben Sie gesehen?«
»Kommissar Späck. Ziemlich lustig. Ich habe die Karte noch, wenn
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