Feuerteufel: Roman (German Edition)
schon mehrere Tage lang gesagt, aber passiert ist nichts. Jetzt sammel mal bitte zusammen, was gewaschen werden soll, und komm damit in die Waschküche.«
»Gleich, ich will nur noch …«
»Jetzt!«
Petra ging ins Zimmer, riss Hannes die Fernbedienung aus der Hand und schaltete den Fernseher aus. Dann zog sie so schwungvoll die Rollos hoch, dass sie gegen das Fenster knallten. Als sie zur Tür zurückmarschierte, brachte der Windstoß von ihren Schritten den Staub unter dem Schreibtisch in Bewegung.
Hannes setzte sich auf die Bettkante und blinzelte ins Tageslicht.
»Du hast fünf Minuten. Und dann wirst du staubsaugen.«
Petra hatte sich nie als Curling-Mutter begriffen. Sie fand, dass Lasse und sie ganz gut darin waren, den Kindern Pflichtbewusstsein beizubringen, aber diesen Sommer war es Hannes auf geheimnisvolle Weise gelungen, aus ihrem Blickfeld zu verschwinden. Das wurde ihr jetzt klar. Sein nächtlicher Ausflug war vollkommen überraschend für sie gewesen.
Sie fing an, die schmutzige Wäsche in verschiedene Haufen zu sortieren. Als Hannes mit dem Arm voller Kleider auftauchte, zeigte sie auf den Fußboden, wo er seine Last abwarf.
»Die Bettwäsche auch.«
Was hatte er diesen Sommer eigentlich anderes gemacht, als in seinem Zimmer zu liegen und DVD -Hüllen zu horten? Soweit sie sich erinnern konnte, hatte er die ganzen Ferien über nicht einen einzigen Freund zu Besuch gehabt. Außer der Bergwanderung und der Woche in Frankreich war er kaum draußen vor der Tür gewesen.
Zumindest nicht tagsüber.
Mit Nellie war es fast umgekehrt gewesen. Wenn sie nicht in der Pflegeabteilung Doppelschichten geschoben hatte, war sie auf Festivals gewesen und hatte Freunde besucht. Immer unterwegs, immer irgendwas vor. Am vorigen Wochenende war sie mit ihrer Freundin Matilda auf dem Pride-Festival gewesen. Da hatte sie so viele Fotos geschickt, dass der Speicher auf Petras Handy kapituliert hatte.
Petra setzte die erste Maschine in Gang und verließ die Waschküche.
Im Flur begegnete ihr Hannes, der mit dem Staubsauger kämpfte.
»Willst du mit Papa und mir Preiselbeeren pflücken gehen?«, fragte sie.
»Preiselbeeren pflücken?«
Hannes verdrehte die Augen.
»Ja. Sie bezahlen jetzt sechzehn Kronen fürs Kilo. Sechsundzwanzig für Blaubeeren.«
»Aha. Aber so was machen doch nur die Polen.«
»Als ihr klein wart, haben Papa und ich jede Menge Beeren gepflückt und verkauft. Dein BMX -Fahrrad haben wir vom Beerengeld bezahlt. Und die Tapeten in der Küche.«
Der auf völlig neutral gestellte Gesichtsausdruck von Hannes provozierte sie. Was glaubte er eigentlich? Dass Jobs und Geld aus dem Nichts angeflogen kamen?
»Entschuldige vielmals«, sagte sie. »Lieg du nur auf dem Bett, dann wirst du schon sehen, wie reich du wirst.«
Sie riss ihr Handy an sich, das auf der Arbeitsfläche in der Küche zu klingeln begann.
Christer? Was war denn jetzt los?
Magdalena war kaum die Treppe hinaufgestiegen, als Ludvig schon die Eingangstür öffnete.
»Märta ist endlich eingeschlafen«, sagte er leise. »Komm rein.«
Die Haare standen ihm zu Berge, und das rosafarbene Poloshirt war zerknittert. Der Bohemien, dachte Magdalena und sah auf die Flipflops. Wenigstens sah er nicht so sauer aus, wie sie erwartet hatte. Als sie angerufen und gesagt hatte, dass sie früher nach Hause fahren müsse, hatte er gelinde gesagt verärgert geklungen.
Widerwillig trat sie in einen hellen Flur, der in ein großes Wohnzimmer mit Panoramafenster zum Mälaren überging. Alles war weiß: die Wände, das Sofa, die dicken Kerzen, der wuschelige Wollteppich. Magdalena widerstand der Versuchung, die Sonnenbrille runterzuklappen.
»Nils ist bei Gustav auf der anderen Straßenseite«, erklärte Ludvig als Antwort auf ihren suchenden Blick. »Die spielen so schön miteinander. Ich habe gesagt, dass ich anrufe, wenn du da bist.«
Im oberen Stockwerk hörte man vorsichtige Schritte. Sie näherten sich, und bald war ganz oben auf der Treppe ein Frauenbein zu sehen. Ja, das lässt sich wohl nicht vermeiden, dachte Magdalena. Irgendwann müssen wir uns ja mal begegnen.
»Also, das hier ist Ebba, Ebba, das ist Magdalena«, sagte Ludvig und rieb sich den Nacken.
Magdalena streckte die Hand aus, Ebba nahm sie und lächelte eher müde als nervös.
Gleichmäßige Sonnenbräune und lackierte kleine Zehennägel. Das blonde Haar in einem lockeren Knoten. Aber sie musste gegen Ende der Schwangerschaft einiges zugelegt haben, denn sie sah ganz
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