Feuerteufel: Roman (German Edition)
Fernbedienung im Schoß auf dem Sofa. Verschlossen. Abwesend.
Kjell-Ove sah sie aus dem Augenwinkel an und versuchte, ihre Laune zu deuten. Hatte sie wieder geweint? War sie immer noch sauer?
Das Tischtuch auf dem Sofatisch hatte eingetrocknete Flecken von Hackfleischsoße, und der Kornblumenstrauß welkte in der staubtrockenen Vase vor sich hin. Irgendetwas stimmte definitiv nicht.
Als die Nachrichten anfingen, richtete sie die Fernbedienung auf den Fernseher und erhöhte die Lautstärke. Ohne Vorwarnung tauchte Mirjams Haus auf dem Bildschirm auf. Dann das der Fridhems.
»In weniger als einer Woche sind im Zentrum von Hagfors drei Personen bei Hausbränden ums Leben gekommen«, berichtete der Sprecher. »Die Polizei hat den Verdacht, dass es sich um Brandstiftung handelt und bittet jetzt die Bevölkerung um Hilfe.«
Cecilia stellte noch lauter. Trotzdem fiel es Kjell-Ove schwer zu begreifen, was dort gesagt wurde. Er sah Mirjam vor sich. Ihre Hände. Polizeikommissar Christer Berglund stand mit einem Mikrofon unter dem Kinn vor dem Polizeihaus und blinzelte in die Sonne.
»Wir haben gewisse Spuren, die wir verfolgen. Hingegen sind wir uns natürlich über das Motiv im Unklaren. Die Verbindung zwischen den Opfern ist uns nicht klar. Sie müssen etwas gemeinsam haben.«
»Sie gehen also davon aus, dass es sich um denselben Täter handelt? Warum?«
»Es gibt mehrere Fakten, die darauf hinweisen, doch darauf kann ich hier nicht näher eingehen.«
»Was erwarten Sie jetzt von der Bevölkerung?«
»Wer eine Verbindung zwischen den Opfern kennt oder von einer Bedrohung weiß, der eines der Opfer ausgesetzt war, wird gebeten, sich bei uns zu melden. Kommen Sie lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.«
»Glauben Sie, dass dieser Pyromane noch einmal zuschlagen wird?«
»Das hoffe ich nicht.«
Kjell-Ove schielte wieder zu Cecilia hinüber. Sie rührte sich nicht, sondern schaute nur mit unergründlicher Miene in den Fernseher.
Nils knöpfte die Shorts auf, ließ sie zu Boden fallen und kickte sie mit dem einen Fuß so, dass sie auf dem Bettpfosten landeten. Dann wand er sich aus dem gestreiften Pullover und legte ihn obenauf.
»Wie heiß wird es eigentlich in einem Haus, das brennt?«, fragte er.
Fisen, der sich auf Nils’ Kopfkissen mit dem Ben-10-Aufdruck zurechtgelegt hatte, stand auf und sprang vom Bett, als Nils unter die Decke kroch.
»Mehrere Tausend Grad, oder?«
Magdalena erinnerte sich an die Hitze bei Mirjams Haus, die sich wie eine massive Wand angefühlt hatte. Und an den dicken, schwarzen Rauch.
»Nein, nicht mehrere Tausend«, meinte sie.
Sie deckte Nils zu und kniete sich auf den Boden. Er war wirklich auf die Brände fixiert, aber das war ja auch kein Wunder.
Langsam fuhr sie mit dem Daumen über seine Augenbrauen, erst die eine, dann die andere. Nils entspannte sich sofort.
»Als du ein Baby warst, habe ich das immer so gemacht, und dann bist du sofort eingeschlafen.«
»Aber jetzt bin ich kein Baby mehr«, sagte Nils und blinzelte schläfrig.
»Nein, wirklich nicht. Jetzt bist du riesengroß. Gehst in die Schule und so.«
»Hm.«
Magdalena strich ihm weiter sanft und bedächtig über die Augenbrauen. Ein paar Minuten später war er eingeschlafen. Magdalena stand auf und verließ den Raum. Die Tür ließ sie angelehnt.
Unten im Wohnzimmer lief der Fernseher. Plötzlich stand Christer vor dem Polizeihaus. Magdalena setzte sich aufs Sofa und nahm sich den Laptop vom Sofatisch.
Wie gut er aussah. Fast attraktiv. So hatte sie ihn noch nie betrachtet. Für sie war er immer mehr oder weniger Tinas großer Bruder gewesen. Außer einmal, aber das war lange her und längst verjährt.
Hatte er eine neue Frisur, oder was war das?
Obwohl sie ihn recht oft sah, wenn er Bengt und Gunvor besuchte, war ihr diese Verwandlung doch vollkommen entgangen. Aber so war es vielleicht – wenn man gemeinsam aufgewachsen war, sah man einander immer so wie früher, und es brauchte schon recht große Veränderungen, um das alte Bild auszutauschen.
Draußen in der Küche klingelte das Handy. Magdalena stellte den Computer zurück und stand auf. Es war Petter.
»Hallo, Liebling«, sagte sie.
»Hallo. Wie geht es dir in der großen Stadt?«
Sie hätte schon früher von sich hören lassen sollen.
»Wir sind zu Hause. Ich musste früher fahren, wegen der Sache mit dem zweiten Brand.«
Petter verstummte am anderen Ende.
»Ach so«, sagte er dann.
Dieser kurz angebundene Ton, wenn er enttäuscht war.
Weitere Kostenlose Bücher