Feuerteufel: Roman (German Edition)
Kristineberg gezogen waren.
Plötzlich hatte Magdalena das Bedürfnis, sich auf einen der Plastikhocker zu setzen, die im Raum verteilt waren. Sie sah sich um, fand einen blauen, der frei war, doch im selben Augenblick trat ein Mann zu ihr und stellte sich als Robin, den Vater von Dylan vor.
»Die beiden werden wohl in dieselbe Klasse gehen«, sagte er und sah von Nils zu seinem Sohn, der mit einer Bakugan-Kappe auf dem Kopf dicht bei ihm stand.
»Ah, wie nett«, sagte Magdalena und merkte, wie Nils ihre Hand losließ.
Atmen, atmen, atmen.
»Wie schön alles geworden ist«, fuhr sie fort, nur um etwas zu sagen. »So neu.«
»Ja, bei dem Preis kein Wunder«, erwiderte Robin. »Natürlich ist es schön geworden, allerdings finde ich persönlich, dass man unsere Steuergelder auch für etwas anderes hätte verwenden können.«
Magdalena überlegte, ob Robin schon über dreißig war. Das eher schüttere Haar sprach dafür, das meiste andere aber dagegen. Ein Bart täuscht, dachte sie.
»Sie arbeiten doch beim Värmlandsbladet , oder?«
»Ja, doch.«
»Ich dachte doch, dass ich Sie von dem kleinen Bild wiedererkannt habe. Da haben Sie jetzt sicher gut zu tun, mit diesem Pyromanen. Zum Teufel, das ist wirklich unangenehm!«
»Das kann man sagen«, meinte Magdalena. »Ah, jetzt ist es so weit.«
Vor der Tür von Nils’ Klassenzimmer stand die neue Lehrerin in Kleid und dünner Jacke und gab allen die Hand.
»Hallo und willkommen, hallo, hallo.«
Das Klassenzimmer war mit weißen Tischen in verschiedenen Gruppen möbliert. Jedes Kind hatte eine eigene Schreibtischunterlage mit seinem Namen, der in einen Stern geschrieben war. Magdalena fand Nils’ Namen am Fenster neben einer Elvira.
Vorsichtig zog Nils den Stuhl vom Tisch. Die Sonne schien hell, und die Tischplatte war warm geworden.
»Nimm mal«, sagte Nils und gab Magdalena den Rucksack.
Die anderen Kinder hatten ihre Taschen offenbar in der Garderobe aufgehängt.
Magdalena drängte sich zwischen die anderen Eltern, die ganz hinten im Klassenzimmer standen.
»Heute ist ein großer Tag für euch«, sagte die Lehrerin und stellte sich vor das unbenutzte Whiteboard. Dann machte sie eine lange Pause und fuhr fort:
»Jetzt seid ihr keine Vorschüler mehr, sondern richtige Schüler.«
Magdalena schluckte. Nils’ Rücken in dem karierten Hemd und seine schmalen Schultern rührten sie. Sie wusste nicht, warum, sondern nur, dass es furchtbar wehtat.
Vorn machte die Lehrerin eine neue Pause, diesmal etwas kürzer.
»Ich heiße Ika. Und ich sage euch, gestern habe ich fast nicht einschlafen können. Als ich daran dachte, dass ich euch heute alle zum ersten Mal treffen würde, fing es in meinem Bauch an zu kribbeln. Hat jemand von euch auch nicht einschlafen können gestern?«
Im Klassenzimmer war vereinzelt ein »Ja« zu hören, aber Nils sagte nichts. Während Ika vom ersten Schultag erzählte und wie lustig das werden würde, versuchte Magdalena, den anderen Eltern ein wenig zuzulächeln, hauptsächlich, um etwas zu haben, worauf sie sich konzentrieren konnte, und um das Böse in der Brust abzuschwächen.
Als Ika Nils aufrief, sah sie, wie er sich ein wenig wand und dann seine Hand hob.
Sie erinnerte sich daran, wie es sich angefühlt hatte, ihn zu tragen, als er klein war, die rundlichen Arme um den Hals und die nassen rotzigen Küsse auf dem Mund, wie einfach es gewesen war, ihn mit einer zusätzlichen Decke zuzudecken, wenn er fror, und ihm auf den Finger zu pusten, wenn er sich geklemmt hatte. Jetzt konnte sie ihn nicht mehr schützen.
Sven Munther warf einen Blick in die Runde, zog den Stuhl am Kopfende des Tisches zur Seite und setzte sich. Christer ließ sich auf seinem angestammten Platz neben Petra nieder. Das Gastspiel war für dieses Mal beendet.
»Wie schön, euch alle wiederzusehen«, sagte Munther.
Er atmete hörbar aus und fächelte sich mit einem Blatt Luft zu.
»Und ich dachte, ich würde bei frischer Herbstluft nach Hause kommen, aber das hier ist ja noch schlimmer als in Spanien.«
Christer konnte sich nicht recht entscheiden, ob er sich freute, dass Munther zurück war, oder nicht. Er wäre gern vorher noch etwas weitergekommen oder hätte zumindest gern etwas geschafft, was den Fehler, Petra allein zu Yngve Wennlund geschickt zu haben, aufgewogen hätte. Doch die Chance war jetzt vorbei.
»Nun gut«, begann Munther. »Berglund hat mich auf den aktuellen Stand gebracht, ich weiß also ganz gut Bescheid über das Elend. Hier ist
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