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Feuerwasser

Feuerwasser

Titel: Feuerwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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die beiden Männer die Bergungsaktion mit der Clubkamera des FC Interlaken, die üblicherweise für das Training zur Verfügung stand, aufnehmen wollten, und sich die Restfamilie auf den Rückweg machen konnte.
    Da hatten aber die Kinder plötzlich keinen Hunger mehr und wollten bei diesem einmaligen Erlebnis unbedingt dabei sein, dann hätten sie am anderen Tag ihren Schulkameraden etwas zu erzählen. Keiner hörte das unterirdische Grollen, außer dem Wirt, der sich mit seinem Gefolge im Wagenmoos verirrt hatte und nun über die scharfkantigen Karrenfelder stakste, ohne einen Ausweg zu finden. Erst als es bereits eindunkelte, kehrten sie unverrichteter Dinge, aber mit zahlreichen Schnittverletzungen ins Berghaus zurück.

    Die Polizei hatte es ein bisschen leichter. Dank Handyortung waren die Koordinaten klar und die Lichtung vom ersten Suchhelikopter schnell gefunden. In der Pfütze – wie er es nannte – konnte der Pilot jedoch nicht landen, auch standen die Bäume zu nah. Auf den Alpweiden des Seefelds wäre ein Runtergehen wohl möglich gewesen, aber man hätte die Kuhherden in Panik versetzt, und wenn die in die offenen Wälder geflüchtet wären, hätte man Stunden, wenn nicht Tage gebraucht, um die Tiere wieder zusammenzutreiben, immer mit der Gefahr, dass sich eines der 500 bis 800 Kilo schweren Viecher ein Bein brach, wenn es irgendwo einsackte, oder eine Kuh, die nicht gemolken wurde, in einen lebensgefährlichen Zustand geriet.
    Da es sich um keinen Notfall handelte und die möglichen Landeplätze entweder zu weit weg oder schwer zugänglich waren, beschloss man, die für die Bergung notwendigen Diensteinheiten beim Trogenmoos abzusetzen und von dort etwa eine halbe Stunde zu Fuß hochzugehen.
    Bernhard Spring übernahm die Spitze des seltsamen Umzugs, Pascale Meyer stapfte hinterdrein und ließ sich alle 100 Meter vom Helikopter per Funk die Position durchgeben. Die Techniker schleppten Geräte und Material, wovon sie nur wenig brauchen würden. Wenigstens konnte man den Abtransport der Leiche per Bahre und Seilwinde sicherstellen.
    Der Weg begann bei einer unscheinbaren Holzhütte mitten im Föhrenwald, an der ein Parkverbotsschild hing, obwohl der Weg für den motorisierten Verkehr gesperrt war, und es galt wohl kaum für die paar Biker, die seit Interlaken bereits mehr als 1.000 oder seit Habkern 600 Höhenmeter in den Beinen hatten. Neben einer feuchten Felswand führte ein steiniger Waldweg gemächlich in die Höhe. Eine Idylle, wenn man denn ein anderes Ziel gehabt hätte.
    »Eine Frau, hast du gesagt?«, fragte Pascale Meyer ihren Chef.
    »Jedenfalls jemand mit langen Haaren«, antwortete der Störfahnder.
    Der Helikopter gab die erste Positionsmeldung durch.
    »Was sie wohl allein im Seefeld gewollt hat?«, überlegte die Polizistin.
    »Wenn sie denn allein war. Uns ruft man ja eigentlich nur in Fällen von Kapitalverbrechen.«
    »Aber von einem Mord war bisher nicht die Rede«, meinte Pascale. Sie musste ein brüchiges Holzgatter öffnen, damit sie weitergehen konnten. Wurzelstöcke beobachteten sie aus dunklen Augen, aus einem Loch in den Steinen sprudelte etwas Wasser, ein Fels blockierte den Blick den Hang hinauf.
    »Was sucht man denn zu dieser Jahreszeit in dieser Gegend?«, fragte Spring, um gleich festzustellen: »Heidelbeeren gibt’s wohl keine mehr.«
    »Nein«, sagte Pascale Meyer und überlegte. »Heilsame Hexenkräuter, aphrodisische Moose, halluzinogene Pilze?«
    Der Weg zog sich weiter den Schräghang hoch, der nach links abfiel, vorbei an Sandsteinbändern, rotem Bruchgestein und einer Schicht in der Farbe von Kohle. Dann öffnete sich der Wald und gab den Polizisten den Blick frei auf immer noch ansteigende Wiesen, durchzogen von schmalen Bächen, sumpfigen Stellen und braunen Tümpeln, in denen sich die Föhren und Arven spiegelten, krumm oder gerade oder verwachsen. Nun überstiegen die Polizisten einen Bach auf zwei Baumstämmen. In der Sonne, die hinter ein paar Wolken hervortrat, glitzerte das moorige Wasser, und die Weiden leuchteten im letzten satten Grün, bevor der erste Herbstschnee sie zudecken würde.
    »Weißt du, dass es in Island einen amtlichen Elfenbeauftragten gibt?«, fragte Pascale.
    Spring schüttelte unwirsch den Kopf. Darüber mochte er jetzt nicht nachdenken.
    Dann sahen sie die Bescherung. Der Störfahnder Bernhard Spring blieb entsetzt stehen. Etwa 30 Leute trampelten durchs Gelände. Sie hatten alle nach dem Regen der letzten Nacht ohnehin schwer zu

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