Feurige Offenbarung - Dämonenglut 1
niemals die Fesseln bis auf die Knochen zugezogen.
Wie nenne ich dich, wenn ich dich ärgern will? Alan jagte den Gedanken mit einem Energiestoß in den Kopf der Person, obwohl ihn die Schmerzen in den Handgelenken seiner Konzentration beraubten.
„ Willst du mich mit deinen Kunststückchen beeindrucken, Blondie?“ Der vermeintliche Mark kam mit einem strahlenden Lächeln auf ihn zu, das ihm ein Grummeln im Bauch bescherte. „Du sagst ‚Zottel ‘ zu mir“, fügte der Mann dann triumphierend hinzu und kratzte sich das stoppelige Kinn.
Da hast du deine Hausaufgaben aber gut gemacht, Dämon , dachte Alan, nachdem er bemerkt hatte, dass dieser Mark noch alle Finger der rechten Hand besaß. Das war der letzte Beweis, den er neben dem höllischen Ambiente noch benötigt hatte, um zu wissen, dass dies nicht Mark Tyrell war: Außerdem hätte ihn sein Geliebter zuallererst zusammengeschissen, weil er es überhaupt nicht leiden konnte, wenn er ihn mit seinen telepathischen Kräften bombardierte.
Langsam kam ihm die Erinnerung wieder: Die Dämonen waren überall – der Kampf – plötzlich Dunkelheit um mich herum. Er konnte sich noch nicht ganz ins Gedächtnis rufen, was direkt vor seiner Gefangennahme passiert war. Wahrscheinlich haben sie mich überwältigt und ich habe das Bewusstsein verloren, oder … habe ich eins auf die Rübe bekommen?
Alan drehte vorsichtig den Kopf und versuchte herauszufinden, ob er verletzt war, aber außer dem pulsierenden Schmerz in den Schläfen und den abgeschnürten Händen konnte er nichts feststellen. Dabei schweifte sein Blick durch den Raum. Bisher hatte er sich von dem Pseudo-Mark, der sich gemütlich an eine Wand gelehnt hatte und ihn beobachtete, von seiner Umgebung ablenken lassen.
Passend zu dem widerlichen Geruch herrschte eine rötlich schimmernde Dämmerung, weil alles von Fackeln erhellt wurde und die Wände des großen Gewölbes aus durchscheinenden Membranen zu bestehen schienen. Das Ganze wirkte wie lebendes Gewebe, das von Blutgefäßen durchzogen war und schleimig hin und her waberte.
Woran bin ich festgebunden? , fragte sein sachlich denkendes Gehirn, das es gewohnt war, Informationen zu sammeln und diese zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Doch schon, als er versuchte, diese Frage zu klären, ahnte Alan, dass er die Antwort gar nicht wissen wollte.
Direkt über seiner linken Schulter schauten ihn leere Augenhöhlen aus einem riesigen Schädel an, der eindeutig nicht menschlich war. Fleischfetzen hingen noch an den Knochen, und Alan würgte, als er seine Befürchtung bestätigt fand, dass er an einen fast vollständig verwesten Leichnam gefesselt war. Kein Wunder, dass es so süßlich roch. Alans Magen rebellierte und er entledigte sich seines Inhalts.
„ Ahhh, ich sehe, du hast dich schon heimisch gemacht“, sagte die Mark-Kreatur und stieß sich von der Wand ab, um zu ihm zu kommen. Mit einem kräftigen Ruck riss der Dämon das befleckte T-Shirt von seinem Körper und putzte ihm schon fast liebevoll den Mund damit sauber.
„ Was Madoc wohl dazu sagt, dass du ihm direkt ins Wohnzimmer gekotzt hast, Blondie? Anscheinend magst du seinen anderen – Gast – nicht?“ Er deutete auf das Skelett. „Das war einer von denen, die es gewagt haben, den Plänen meines Meisters im Wege zu stehen.“
Der Unterweltler schnippte mit den Fingern und plötzlich hingen zwei Eisenringe mit langen Ketten von der Decke des Gewölbes. „Du bist nur dort angebunden, weil du so anlehnungsbedürftig warst. Jetzt werde ich dich lieber an diesen Ringen fixieren, denn das gibt uns viel mehr Möglichkeiten, freundlich zueinander zu sein, Blondie.“
Alans Nerven waren zum Zerreißen gespannt. „Nenn mich nicht Blondie!“, schrie er dem Dämon ins Gesicht, als dieser seine Fesseln löste und sie durch einen stählernen Griff um seine Handgelenke ersetzte. Der Jäger tobte, doch seine Kräfte reichten nicht, um sich zu befreien, zumal er sehr geschwächt war.
Ehe er sich versah, war er erneut gefesselt, und der große Mann zog seine Arme stramm in die Höhe. Kettenglied für Kettenglied rastete ein, doch er war erst zufrieden, als Alan fast den Boden unter den Füßen verlor.
„ Vielleicht können wir noch ein paar Zentimeter herausschinden“, flüsterte der Dämon mit Marks Gesicht direkt vor seinem Mund. „Blondie!“ Zu Alans Entsetzen schien er ihn küssen zu wollen und schon spürte er die Lippen zärtlich über die seinen gleiten.
Der Knoten in Alans Magen platzte
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