Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
dich, mach dir keine Gedanken deswegen. Felicity war ein recht kompetenter Ersatz.«
Lady Maccon hob die Augenbrauen.
Ivy nickte verschwörerisch, um anzudeuten, dass sie es völlig ernst meinte. Ihre üppigen dunklen Ringellöckchen hüpften dabei. Dass sie nun verheiratet war, wirkte sich nur wenig auf ihre Vorliebe für mädchenhafte Frisuren aus. Vermutlich war es nur gut, dass sie eine nicht gerade vorteilhafte Verbindung eingegangen war, denn von den Ehefrauen von Schauspielern wurde im Grunde erwartet, dass sie hinsichtlich ihres äußeren Erscheinungsbildes exzentrisch waren.
An dieser Stelle erhob sich Felicity. »Wenn ihr mich entschuldigen würdet, aber da ist ein Treffen, an dem ich teilnehmen muss.«
Erschrocken sah Lady Maccon ihrer Schwester nach, wie sie das Zimmer verließ, ohne eine Bemerkung über Alexias Beleibtheit oder Ivys unzulängliche Aufmachung fallen zu lassen. »Ich frage mich, ob sie sich noch einmal umziehen wird.«
Mrs Tunstell rauschte zurück zum Sofa und ließ sich theatralisch darauf plumpsen. »Umziehen? Warum sollte sie? Das war ein absolut vortreffliches Tageskleid.«
Alexia spitzte die Lippen. »Ivy, ist dir an Felicitys Verhalten nicht etwas Sonderbares aufgefallen?«
»Sollte es das denn?«
»Sie war furchtbar nett, nicht wahr?«
»Ja.«
»Zu dir.«
»Ja.«
»Und zu mir.«
»Ja, warum …« Pause. »Wenn ich so darüber nachdenke, ist das wirklich sonderbar.«
»Das ist es, nicht wahr?«
»Ist sie bei schlechter Gesundheit?«
»Meine liebe Schwester hat sich einer Gesellschaft angeschlossen.« Lady Maccon schürzte die Lippen und gab sich geziert.
Doch das ging völlig an Mrs Tunstell vorbei, die nur meinte: »Nun, da hast du es. Sich kreativ zu beschäftigen und auf gute Taten zu achten hat solch einen förderlichen Einfluss auf verdrießliche junge Damen. Entweder das, oder sie hat sich verliebt.«
Alexia konnte kaum die passenden Worte finden, um es Ivy auf eine Weise zu erklären, dass sie es verstand. »Es ist eine Gesellschaft zur Verfechtung der Fraueninteressen.«
Entsetzt schnappte Ivy nach Luft und griff sich an die Brust. »O Alexia, wie schockierend, so etwas laut auszusprechen!«
Lady Maccon begriff, dass Mrs Tunstell möglicherweise recht haben könnte – sie steuerten wirklich auf höchst unschickliches, um nicht zu sagen gefährliches Terrain zu. »Nun, natürlich.« Alexia räusperte sich demonstrativ. »Dann sag mir bitte, welche Angelegenheit hat dich dazu veranlasst, mich heute Nachmittag zu besuchen, meine liebe Ivy?«
»O Alexia, ich habe dir wirklich ein Übermaß an erfreulichen Nachrichten zu berichten. Ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll.«
»Wie ich finde, eignet sich der Anfang dafür gewöhnlich am besten.«
»Oh, aber Alexia, das ist ja das Überwältigendste daran. Es geschieht alles gleichzeitig.«
Lady Maccon läutete nach Floote. »Offensichtlich ist Tee dringend erforderlich.«
»O du meine Güte, ja!«, stimmte Ivy ihr inbrünstig zu.
Floote, der genau solch einen Wunsch vorhergeahnt hatte, kam herein und brachte Tee, Siruptorte und eine Schale Weintrauben, die unter immensen Kosten aus Portugal importiert worden waren.
Lady Maccon schenkte den Tee ein, während Ivy vor Ungeduld regelrecht zitterte, aber ihre Neuigkeiten nicht preisgeben wollte, bevor ihre Freundin nicht damit fertig war, mit der heißen Flüssigkeit zu hantieren.
Behutsam stellte Alexia die Teekanne zurück auf das Tablett und reichte Ivy ihre Tasse. »Nun?«
»Ist dir an meinem Äußeren etwas aufgefallen?« Ivy stellte die Tasse sofort wieder ab, ohne einen Schluck genommen zu haben.
Aufmerksam musterte Lady Maccon ihre Freundin. Wenn es möglich war, ein braunes Kleid als grell zu beschreiben, dann traf das auf das von Ivy zu. Es bestand aus einem Überkleid und einer Tournüre aus schokoladenbraunem Satin und einem Rock, der wie ein Zirkuszelt schokoladenbraun und leuchtend weiß gestreift war. Der dazu gehörige Hut war – wie könnte es anders sein – völlig lächerlich, beinahe kegelförmig, aber mit etwas überzogen, das aussah wie die Federn von mindestens drei Fasanen, kombiniert mit einer gehörigen Anzahl blauer und gelber Seidenblumen. Allerdings war keines dieser modischen Extreme ungewöhnlich für Mrs Tunstell. »Eigentlich nicht.«
Offensichtlich zutiefst beschämt über das, was sie nun aufgrund von Alexias mangelnder Beobachtungsgabe aussprechen musste, errötete Ivy wie eine Tomate. Sie senkte die Stimme.
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