Feuriges Verlangen - unerfüllte Sehnsucht? (German Edition)
kamen sie nicht mehr weiter. Von der Stelle an, an der es bergab ging, hatte sich der Pfad durch den unaufhörlichen Regen in ein schlammiges Rinnsal verwandelt. Ein Abstieg war unmöglich; sie würden sofort ins Rutschen kommen.
„Schöner Mist“, murmelte Reed vor sich hin.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Katrina besorgt. Sie war durchnässt und erschöpft, und sie fror erbärmlich.
Reed stellte den Werkzeugkasten ab. „Durch den Wald können wir auch nicht. Vor allem nicht bei Dunkelheit. Das kann ich dir nicht zumuten.“
„Ich schaffe das schon“, sagte sie tapfer, war aber im Inneren ihres Herzens selbst nicht davon überzeugt.
Nachdenklich kratzte Reed sich am Kinn. „Eine Meile in die Richtung …“ Er machte eine Kopfbewegung nach Norden. „… gibt es eine Hütte. Da finden wir Schutz, bis das Wetter sich beruhigt hat.“
„Eine Meile?“, fragte Katrina entsetzt. „Das ist aber verflixt weit. Bis wir da sind, ist es stockdunkel. Man sieht ja jetzt kaum noch, wohin man seinen Fuß setzt.“
„Ich weiß schon, wie wir das hinkriegen“, erwiderte Reed und nahm sie urplötzlich auf den Arm.
„He!“
„Willst du etwa lieber laufen?“
„Ja, natürlich.“
„Glaub mir, das willst du nicht. Ich habe Lederstiefel an und kenne das Gelände hier wie meine Westentasche. Wenn ich dich trage, kommen wir schneller voran.“
„Aber du kannst mich doch nicht eine ganze Meile tragen!“
„Mädchen, dich Leichtgewicht könnte ich zwanzig Meilen tragen, ohne überhaupt ins Schwitzen zu kommen. Und selbst wenn nicht – ich würde auf keinen Fall zulassen, dass du deinen Knöchel diesem Risiko aussetzt, wo er gerade so gut verheilt ist.“
„Das … das ist doch lächerlich“, protestierte sie.
„Willkommen in meiner Welt, Katrina. Sie kann kalt und nass und schmutzig sein. Und gnadenlos.“
Schließlich fügte sie sich in ihr Schicksal und schlang Reed die Arme um den Hals, um ihm das Tragen etwas zu erleichtern. „Deshalb bin ich ja auch in die Stadt gegangen.“
„Ja, und das war gut so“, erwiderte er schroff. „Es ist für dich das Beste, wenn du dich von hier fernhältst. Colorado ist nichts für dich.“
Katrina widersprach nicht, denn zum ersten Mal empfand sie diese Feststellung nicht als Beleidigung.
6. KAPITEL
Es regnete immer noch, als Reed und Katrina endlich die Hütte erreichten. Reed setzte Katrina ab und öffnete die Tür. Zum Glück kannte er die Hütte und wusste, wo alles stand; so hatte er schnell die Streichhölzer gefunden und zündete zwei Petroleumlampen an.
„Sie werden doch sicher nach uns suchen, oder?“, fragte Katrina besorgt.
„Bitte?“
„Ich meine, wenn sie merken, dass wir nicht zurückkommen – dann werden sie sich doch bestimmt auf die Suche nach uns machen?“
Reed musste lächeln. „Ich bin alt genug, Katrina. Ich darf auch nach Anbruch der Dunkelheit noch draußen sein.“
„Aber … werden sie sich denn gar keine Sorgen machen?“
„Wenn wir nach vierundzwanzig Stunden noch nicht zurück sind – dann vielleicht. Aber vorher sicher nicht.“
„Wir könnten doch verletzt sein.“
„Wir sind aber nicht verletzt.“
„Das wissen sie aber nicht.“
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Die können sich denken, dass wir wegen des Regens irgendwo festsitzen.“
„Aber …“
„Katrina, so was passiert hier andauernd.“
„Aber mir passiert so was nicht andauernd.“
„Ja, das weiß ich.“ Er begann Feuer im Herd zu machen. „Aber du brauchst wirklich keine Angst zu haben.“
„Ich habe auch keine Angst.“
„Das merkt man.“
„Wenn ich zittere, dann nur, weil mir kalt ist.“
„Wird gleich wärmer.“
„Außerdem habe ich Hunger.“
„Du hast Hunger? Das ist ja mal ganz was Neues.“
„Was soll denn das heißen? Ich esse regelmäßig.“
„Ja, gerade genug für einen Spatz.“
„Wahrscheinlich bin ich ein guter Futterverwerter.“
„Da hast du Glück, ich bin keiner“, erwiderte er lächelnd. „Ich schaue mal, ob ich was zu essen finde.“
„Hoffentlich gibt’s irgendwo was. Kann ich dir irgendwie helfen?“
Er wollte gerade eine spöttische Bemerkung über ihre Nutzlosigkeit machen, doch dann sah er, wie elend sie aussah, nass wie ein begossener Pudel, und sie tat ihm leid. Daher brachte er es nicht übers Herz, sich in dieser Situation auch noch lustig über sie zu machen.
„Schau mal in die Truhe neben dem Bett. Manchmal bewahren die Cowboys trockene Klamotten darin
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