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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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kleinen Fischkutter bis zum behäbigen Frachtkahn lagen, säumten in langen, regelmäßigen Reihen den Rand des Hafenbeckens. Die Fischzuchten, Lagerhallen und Getreidesilos zeichneten sich grau vor den Umrissen der Stadt ab, in deren Straßen sich seine Leute soeben verteilten. Seine Streitmacht entsprach etwa einem Drittel der Bevölkerung von Jahn.
    Rugar ergriff die Strickleiter und kletterte langsam hinab. Dort unten wirkte die Nässe viel natürlicher, das dumpfe Geräusch, das entstand, als seine Stiefel an dem glatten, hölzernen Schiffsrumpf abrutschten, klang normal. Er sprang vom Ende der Leiter auf den Pier und zuckte zusammen, als das Geräusch den Regen übertönte.
    Dann drehte er sich um und nahm die grauen Gebäude in Augenschein. Nirgendwo war eine Bewegung auszumachen. Nichts war zu sehen, nichts war zu hören, nur das Geplätscher des Regens auf dem Wasser. Er schob die Hände unter seinen Wollumhang und gestattete sich ein Frösteln.
    Die einzigen Fey in seinem Blickfeld waren zwei Rotkappen, die sich vor einer der Lagerhallen unterhielten. Rugar vermutete, daß es die Halle war, in der die Hüter gerade ihr Quartier aufschlugen. Vor Beginn einer Schlacht hatten die Rotkappen nicht viel zu tun, aber dann waren sie von unschätzbarem Wert. Er war froh, daß er niemals hatte mit ihnen zusammenarbeiten müssen. Sie machten ihn unruhig. Kleinwüchsig und nicht in der Zauberkunst bewandert, wirkten sie wie zu breit geratene, verwachsene Fey. Sie hatten die gleichen geschwungenen Gesichtszüge, entbehrten aber jeglicher Anmut. Die meisten Rotkappen nahmen es mit der Reinlichkeit nicht eben genau. Ihre Häßlichkeit hielt die anderen Fey von ihnen fern, und ihr Mangel an Zauberkräften verhinderte, daß sie jemals die Macht an sich reißen würden.
    Unter Rugars Füßen schwankte der Boden. Rugar haßte diese ersten Augenblicke an Land, wenn das Meer noch die Kontrolle über seine Bewegungen ausübte. Er wünschte sich, er verfügte über die Fähigkeit der Gestaltwandler, sich einer neuen Umgebung sofort anzupassen.
    Vorsichtig ging Rugar über den Pier zum Ufer. Der Regen schien etwas nachzulassen. Die Wetterkobolde hatten ihn bereits vorgewarnt, daß sie die Regenfälle zeitlich nicht perfekt abstimmen konnten. Mit dem trockenen Ärmel wischte er sich das Wasser vom Gesicht. Es war höchste Zeit.
    Er mußte die Schiffe verstecken, noch bevor die Inselbewohner erwachten.
    Rugar trat vom Pier ans Ufer, und seine Stiefel versanken im zähen Schlamm. Er hob die Arme, schloß die Augen, malte sich alles genauso aus, wie es ihm die Generäle vor langer Zeit beigebracht hatten. Ein Land aus Nebel gebildet. Um dieses Land baute er einen so großen Behälter, daß nicht einmal hundert Riesen ihn zu halten vermocht hätten, und stülpte ihn vorsichtig über die Schiffe. An der östlichen Seite ließ er einen kleinen, runden, etwa faustgroßen Durchgang entstehen, den er mit Fey-Lichtern markierte. Dann schob er das ganze Gebilde in Richtung offenes Meer davon.
    Der Klang des Regens hatte sich verändert. Das hohle Geräusch von Wasser, das auf Holz trommelt, war verschwunden und vom Klatschen der Regentropfen auf dem Wasser abgelöst worden. Rugar öffnete die Augen.
    Die Schiffe waren verschwunden.
    Sicher im Schattenland verborgen.
    Wieder einmal hatte er die Tür geöffnet.
    Rugar ließ die Arme sinken und fiel dann im Schlamm auf die Knie. Die Anstrengung, diese Schattenlande aufzubauen, hatte die letzte Kraft gekostet. Aber er konnte jetzt nicht aufhören. Die Kälte an seinen Beinen würde ihn am Einschlafen hindern. Und hatte die Schlacht einmal begonnen, würde ihn neue Energie beleben.
    Die Schiffe waren verschwunden, die Truppen über die Stadt verstreut. Bald würde der Regen aufhören und die Sonne zum ersten Mal seit Tagen aufgehen. Die Leute würden erwachen und einen leeren Hafen und eine Stadt voller Fremder vorfinden.
    Rugars Erschöpfung wurde von der Erregung wie weggeblasen. Die Fey würden schnell und mühelos zuschlagen.
    Bis zum Abendessen würde die Stadt in ihren Händen sein, bei Anbruch der Dunkelheit gehörte die Insel ihnen. Sobald die Insel unterworfen war, würde Rugar zu seinem Vater segeln und ihm die gute Nachricht überbringen – und um die Entschuldigung des Schwarzen Königs höchstpersönlich entgegenzunehmen.

 
8
     
     
    Nicholas fuhr aus dem Schlaf hoch. Irgend etwas war anders als sonst. Mißtrauisch lauschend setzte er sich in seinem Federbett auf, die klammen

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