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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Decken noch am nackten Körper festgeklebt.
    Es regnete nicht mehr.
    Lächelnd schob er die Bettdecken zur Seite und stieg aus seinem hochbeinigen Schlaflager. Auch der Läufer, den seine Mutter von Hand gewebt hatte, fühlte sich feucht an. Dieser Regen schien alles aufgeweicht zu haben. Nicholas zog den dicken Vorhang vom Fenster und schaute neugierig hinaus.
    Rot und feurig ging die Sonne im Osten auf. Überall spiegelten sich glitzernd und funkelnd ihre Strahlen in Pfützen und Tropfen. Die ungewohnte Helligkeit zwang ihn dazu, die Augen so lange abzuschirmen, bis sie sich an das Licht gewöhnt hatten. Er hatte vergessen, wie sehr er, die Sonne liebte.
    Bis auf die laut zwitschernden Vögel im Braunen Garten lag der Innenhof des Palastes verlassen da. Auch der Gärtner würde froh sein, daß es nicht mehr regnete. Vielleicht gelang es ihm sogar, das Gemüse zu retten. Er hatte sich schon Sorgen gemacht, daß man am Hofe den ganzen langen Winter hindurch nichts anderes als Äpfel würde essen müssen.
    Noch kein Frühstück, und das Feuer im Kamin war erloschen. Nicholas war noch vor den Dienern erwacht. Er grinste. Dann stieß er einen lauten Freudenschrei aus, der wahrscheinlich den ganzen Palast auf Trab brachte. Es war schon eine Weile her, seit er sich zum letzten Mal in die Küche geschlichen hatte, um sich sein eigenes Frühstück zu holen. Er streifte ein abgerissenes Paar Hosen über, ein dickes Hemd und Stiefel. Dann griff er nach seinem Schwert und befestigte es an der Taille. Einen so schönen Morgen durfte man nicht ungenutzt verstreichen lassen. Sobald er sein Frühstück beendet hatte, würde er in den Hof gehen, den Fechtmeister wecken und endlich wieder üben.
    Nicholas kicherte leise und ließ die Finger durch sein langes blondes Haar gleiten, um die vielen Knoten darin zu lösen. Dann band er es mit einem Lederriemchen im Nacken zusammen und öffnete die Tür.
    Auf dem Korridor war nur ein älterer Diener unterwegs, der Feuerholz in die Gemächer von Nicholas’ Vater brachte. Nicholas nickte ihm zu und eilte zur Treppe, flog mit knallenden Absätzen die Steinstufen hinunter.
    Auch andere Bedienstete gingen bereits ihren ersten Pflichten des Tages nach. Ein junger Bursche, der Feuerholz in die Gemächer des Prinzen bringen sollte, glotzte ihn überrascht an, als Nicholas an ihm vorübereilte. Die rundliche Hausdame, die für diesen Flügel des Palastes zuständig war, schickte gerade einen Pulk Mädchen zur Galerie im Erdgeschoß des Turms der königlichen Familie. Ein frischer Windstoß trug den Geruch feuchter Erde herein, und Nicholas hielt einen Moment an den Doppelfenstern inne, um den Sonnenschein in sich aufzunehmen.
    Jetzt erblickte er auch unten im Hof Diener. Die Milchmänner kamen mit großen Eimern vom Melken zurück, Kinder spielten auf den Pflastersteinen, während ihre Mütter auf ein Schwätzchen stehengeblieben waren. Ein Mann scheuchte sie alle auseinander, doch niemand war wirklich ungehalten darüber, niemand ärgerte sich. Offenbar hatten alle Menschen ebenso gute Laune wie Nicholas.
    Er atmete noch einmal tief ein und eilte dann die letzten zwölf Stufen hinab und kam wie zum Kampf bereit vor den großen Steinbögen an. Dann jagte er durch den Audienzraum und erschreckte die Mädchen, die dort das Mobiliar putzten und die eingelegten Steinornamente wienerten. Während ihrer kurzen Regentschaft hatte seine Stiefmutter angeordnet, daß der Palast stets besonders reinlich sein sollte, und diese Anordnung hatte ihren Tod überdauert.
    Sobald Nicholas im Festsaal angekommen war, schlug er ein gemächlicheres Tempo ein. Es war einer seiner Lieblingsräume. Nicht nur, weil hier die großen Staatsbankette abgehalten wurden. Der Raum war besonders lang und breit und verfügte über eine gewölbte Decke, die zwei Türme miteinander verband. Darüber befand sich kein Stockwerk mehr. Die Bogenfenster paßten sich der Form der Decke an, und einige der Fenster waren sogar mit Scheiben versehen, was eine besondere Kostbarkeit darstellte. Sein Großvater hatte sie einsetzen lassen, um Besucher zu beeindrucken, obwohl die höchsten Besucher, die Nicholas als kleiner Junge je gesehen hatte, die Bürgermeister von Nye gewesen waren.
    Er mochte die feierliche Stimmung, die der Raum ausstrahlte, aber noch besser gefiel ihm die Geschichte, die damit verbunden war. An den Innenwänden hingen unzählige Schwerter, manche so alt wie die Geschichte der Blauen Insel. Das waren keine Zierschwerter.

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