Fey 02: Das Schattenportal
spiegelte sich jedoch nicht in seinen Augen. »Nein. Das kommt überhaupt nicht in Frage.«
Nicholas legte eine Hand auf die des Vaters und beugte sich dann so weit vor, daß sein Gesicht dem von Jewel am nächsten war. Sie konnte die Wärme auf seiner Haut spüren. Ihre Blicke trafen sich. Seine Augen waren tiefblau.
»Es müßte aber eine echte Hochzeit sein«, sagte Nicholas.
»Nicky!« rief sein Vater dazwischen.
Nicholas beachtete ihn nicht. Er sah Jewel mit einer Intensität an, die sie erst einmal gespürt hatte – damals, als sie sich auf dem Schlachtfeld begegnet waren. Sie fühlte den Funken zwischen sich und dem Inselbewohner. Sie waren Ebenbürtige, ob er nun über Zauberkräfte verfügte oder nicht.
»Ich möchte ebenfalls, daß es eine echte Vermählung wird«, sagte sie. »Solche Dinge schlage ich nicht leichtfertig vor.«
»Jewel, ein Stammbaum ohne Magie …«
»Sei still, Papa«, zischte sie.
»Eine echte Vermählung«, sagte Nicholas, als hätte ihr Vater nichts gesagt, »das bedeutet für Inselbewohner auch Nachwuchs. Kinder.«
Jewel nickte. Es würde ihr nicht schwerfallen, mit diesem Mann Kinder zu machen. Sie hatte schon oft genug daran gedacht. »Kinder wären unser einziges Pfand«, sagte sie. Dann wanderte ihr Blick wieder zum König. »Wenn ich bei der Ankunft des Schwarzen Königs schwanger bin oder falls wir sogar schon ein Kind miteinander haben, das heißt, wenn die Familien vermischt sind, dann werden die Inselbewohner zu Fey ernannt.«
»Und wir hätten doch verloren«, sagte der König schmerzlich.
»Nein«, erwiderte Jewel. »Es ist die einzige Möglichkeit, um zu gewinnen. Der Schwarze König wird die Insel nicht angreifen. Es wird keinen Krieg mehr geben, und Eure Familie bleibt an der Macht. Ihr werdet weiterregieren, und Nicholas nach Euch, so wie es hier üblich ist, und nach ihm unser Kind. Nichts verändert sich – bis auf die Tatsache, daß die Blaue Insel eines Tages eine wichtige Rolle im Imperium der Fey spielen wird. Nicht als erobertes Gebiet, sondern als ein Ort, an dem Fey regieren.«
»Jewel«, flüsterte Burden. »Das kannst du nicht tun. Du bist nicht im Besitz der Befugnis …«
Sie wirbelte zu ihm herum. »Ich bin die Enkelin des Schwarzen Königs! Ich verfüge über alle Befugnisse, deren ich bedarf!«
Er lehnte sich zurück, weg von ihr. Noch nie zuvor, in all den Jahren ihrer Freundschaft, hatte sie ihn so angefahren. Es war noch niemals nötig gewesen.
Der König beobachtete sie. Als sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn richtete, sagte er mit einer Ernsthaftigkeit, die sie nicht erwartet hätte: »Ich muß mit meinem Sohn darüber reden.«
»Ich bitte Euch darum«, sagte sie. Das verschaffte auch ihr ein wenig Zeit, um ihre eigenen Leute zu beruhigen.
Die Inselleute zogen sich an den Rand der Senke zurück. Sie drängten sich dicht aneinander, damit die Fey ihre Gesichter nicht sehen konnten.
»Du hast kein Recht, so etwas zu tun«, sagte Rugar auf Fey. »Du besudelst den Stammbaum des Schwarzen Königs.«
Jewel seufzte. »Ich habe alles Recht dazu. Wir haben auch schon früher in nichtmagische Familien eingeheiratet. Und immer ist die Magie dadurch stärker geworden. Du weißt es ebensogut wie ich. Es ist der beste Weg.«
»Aber der Schwarze König muß dieses Volk anerkennen.«
»Nur diejenigen, die ich zu meiner Familie zähle«, antwortete Jewel. »Vielleicht bestimme ich nur meine eigenen Kinder dazu.«
»Jewel«, gab Burden zu bedenken, »du darfst dich nicht mit diesem Ding paaren, nicht einmal aus Sorge um die Fey. Du darfst nicht …«
»Ich kann tun, was ich will«, sagte Jewel. Sein eigennütziges Denken ärgerte sie an dieser Stelle mehr als das Poltern ihres Vaters. »Hast du vielleicht geglaubt, du und ich würden ein Paar werden? Wenn ich schon ein nichtmagisches Wesen auswähle, Burden, dann suche ich mir eines aus, dessen Blut meine Familie weiterbringt.«
Die Schamesröte schoß ihm ins Gesicht, und er starrte sie mit großen Augen an.
»Du solltest nicht immer nur an dich denken, Burden«, sagte Jewel. »Wenn mein Plan funktioniert und der Schwarze König nie hier auftaucht, haben wir die Möglichkeit, unsere Streitmacht neu zu formieren. Die Kinder werden größer. Wir werden neue Krieger bekommen, neue Doppelgänger, neue Gestaltwandler. Wir können eine neue Strategie entwickeln, und mit meiner Hilfe kennen wir dann die Schwachpunkte in der Verteidigung der Inselbewohner.«
»Es kommt mir trotzdem nicht
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