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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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endlich sehen. Auch er war ein untersetzter Fey. Noch nie war ihm aufgefallen, daß sie so klein waren … auch seine Arme und sein Gesicht waren mit Blut und Schmutz verschmiert. Seine ursprünglich rote Kleidung war mit braunen Flecken übersät. Nur sein dunkler Teint, die verräterischen Augenbrauen und die hohen Wangenknochen unterschieden ihn deutlich von den Inselbewohnern.
    »Was willst du von uns?« fragte Theron.
    Der Mann wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn, als wollte er sein Gesicht nicht verschmieren. »Bringt mich an einen sicheren Ort.«
    »Bei unseren Leuten gibt es keinen sicheren Ort für dich«, sagte Kondros.
    Der Mann schüttelte den Kopf und warf einen Blick nach hinten zur Lichtung. »Dorthin kann ich nicht mehr zurück.«
    »Was ist passiert?« fragte Cyta.
    »Sie haben versucht, mich umzubringen«, antwortete der Fey.
    »Wie denn?« Kondros’ Geduld schien grenzenlos zu sein. Theron war drauf und dran, den Fremden anzufahren.
    »Sie hatten eine Art Gift. Sie wollten es über mich gießen, als eine Art Experiment.«
    Theron atmete langsam aus. Sie experimentierten also mit Weihwasser. Damit hatte ihnen dieser Mann jetzt schon eine sehr nützliche Information geliefert. Oder war er ein Spitzel? Er konnte sich nicht erklären, weshalb der Mann sich an sie und nicht an seinesgleichen wandte.
    »Du bist also geflohen?« erkundigte sich Kondros.
    Der Mann nickte.
    »Wir bringen dich in Sicherheit«, sagte Theron. »Wenn du dafür sorgst, daß unsere Leute begraben werden.«
    Der Mann verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Was mit ihnen geschieht, spielt keine Rolle. Sie sind fertig.«
    »Für uns spielt es eine Rolle«, sagte Theron.
    »Nein.« Die Stimme des Mannes war sanft und ruhig. »Es sind nur noch die unbrauchbaren Teile übrig. Den Rest haben wir uns genommen. Sie sind fertig, ausgeschlachtet.«
    »Ihr habt den Rest genommen?« fragte Cyta. Therons Magen drehte sich abermals um. »Wozu das denn?«
    »Magie«, flüsterte der Mann, als spräche er ein heiliges Wort aus.
    »O Gott«, sagte Theron, halb entsetzt, halb betend. Der König oder einer seiner Ratgeber mußte auf jeden Fall mit dieser Kreatur reden.
    »Wenn du mit uns kommen willst«, sagte Kondros, »mußt du dich von deinem Messer trennen, und du mußt uns erlauben, unseren Schutz wiederzuholen.«
    »Schüttet euer Gift nicht auf mich«, sagte der Mann. »Davor bin ich eben erst geflohen.«
    Theron spürte das Entsetzen dieses Mannes. Wenn es allen Fey so erging, dann war das Weihwasser eine bessere Waffe, als er angenommen hatte. »Woher wissen wir, daß sie dich nicht verfolgen?«
    Der Mann lächelte. Es war kein fröhliches Lächeln. »Ich bin eine Rotkappe«, sagte er. »Denen fällt nicht einmal auf, daß ich weg bin.«
    »Ich finde, wir sollten ihn einfach hierlassen«, sagte Cyta in der Inselsprache.
    Kondros schüttelte den Kopf. »Und wenn er die Wahrheit sagt?«
    »Dann ist uns eine Gelegenheit durch die Lappen gegangen«, antwortete Cyta. »Wenn nicht, sind wir tot.«
    »Ich werde euch nichts tun«, sagte der Mann auf Nye. »Ich verspreche es. Ihr könnt mich fesseln, wenn ihr wollt. Aber bringt mich weg von hier.«
    Theron berührte seinen Hals. Blut schmierte über seine Haut. Die Wunde war noch nicht verschorft. »Wir könnten dich einfach töten.«
    Der Mann nickte. »Richtig. Aber ich werde euch alles erzählen, was ihr über die Fey wissen müßt. Ich werde euch alles verraten.«
    Theron warf Kondros über den Kopf des Mannes hinweg einen Blick zu. Es war nicht an ihnen, diese Entscheidung zu fällen. Das war Sache eines Lords oder des Königs selbst. Vielleicht konnten sie diesen Mann gegen eine Bestattung ihrer Freunde eintauschen. Oder gegen einen Rettungstrupp für Adrian und die anderen.
    »Einverstanden«, sagte Theron und nickte kurz. »Wir bringen dich an einen sicheren Ort.«

 
8
     
     
    Allein seine Anwesenheit im Tabernakel jagte ihm Angst ein. Tel faltete die Hände, setzte sich in einen der hölzernen Stühle und versuchte, Ruhe zu bewahren. Bisher war ihm das recht gut gelungen. Matthias so kurz nach der Umwandlung zu begegnen war mißlich und frustrierend gewesen. Hätte Tel nur schon über ein wenig mehr Kraft verfügt, er hätte Matthias sofort angegriffen. Aber womöglich wäre ihm dieser Versuch schlecht bekommen. Später, bei der Versammlung, war es ihm nicht mehr gelungen, so nah an Matthias heranzukommen.
    Die Privatgemächer des Ältesten Andre waren nüchtern

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