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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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nicht!«
    »Ari …«
    »Dann wird sie auf mich hören.« Jewel stand auf, als könnte Arianna sie sehen. »Und du bist mein Dolmetscher, Gabe, so wie du es eben schon getan hast.«
    »Na schön«, meinte er so erschrocken wie verunsichert, tat aber, was sie von ihm verlangt hatte.
    Jewel ging auf Arianna zu. Gabe beobachtete sie dabei, ebenso wie Coulter, obwohl er sie eigentlich nicht sehen konnte. Er hatte behauptet, ihre Energie zu spüren, und wahrscheinlich orientierte er sich danach.
    Nicholas saß mit gefalteten Händen und trockenem Mund auf der Treppe. Er hatte seine Frau schon wütend erlebt, und er kannte auch den Jähzorn seiner Tochter. Wenn irgend möglich, wollte er sich aus einem Disput der beiden heraushalten.
    »Du bist eine Schande für die Fey!« fauchte Jewel.
    Gabe übersetzte mit einer kleinen Verzögerung.
    »Ich bin keine Fey«, konterte Arianna.
    »Du bist sehr wohl eine Fey, und es war ein Fehler, dich nach den Maßstäben der Inselbewohner zu erziehen.«
    »Meine Lehrerin war eine Fey.«
    »Wer?«
    »Solanda.«
    »Und wo ist sie jetzt?«
    Arianna stiegen Tränen in die Augen. Sie sah zu ihrem Vater hinüber. »Das wissen wir nicht«, sagte er, »aber wir glauben, daß sie bei der zweiten Invasion ums Leben kam.«
    »Eine Gestaltwandlerin«, sagte Jewel.
    »Eine Gestaltwandlerin wie ich«, sagte Arianna.
    »Du bist auch Visionärin. Visionäre sind Anführer. Sie sind keine Spalter. Wenn sie verwirrt sind, sind auch ihre Truppen verwirrt. Du kannst keine solchen Zweifel säen und trotzdem Kriegerin sein.« Jewel warf Nicholas einen wütenden Blick zu. »Hast du ihr denn gar nichts beigebracht?«
    »Ich bin kein Fey«, erwiderte er leicht tadelnd.
    »Aber du bist ein Kämpfer. Du hättest es ihr beibringen müssen. Kannst du mit einem Schwert umgehen, Kleine?«
    Arianna schüttelte den Kopf.
    »Mit einem Messer?«
    »Jeder kann mit einem Messer umgehen.«
    »Mit Pfeil und Bogen, der Lieblingswaffe der Inselleute?«
    »Nein«, sagte Arianna. »Und ich weiß auch nicht, was daran so wichtig sein soll. Ich bin Herrscherin, keine Soldatin.«
    Jewel stemmte die Hände in die Hüften und sagte an Nicholas gewandt: »Aha, du bist also doch noch der Inselphilosophie zum Opfer gefallen: Frauen kämpfen nicht.«
    »Nein«, antwortete er und preßte die Hände fest zusammen. Er wußte, daß er diesbezüglich bei Ariannas Ausbildung versagt hatte, aber er hatte es absichtlich getan, weil er der Meinung gewesen war, sie könne sich mit Hilfe ihrer Verwandlungsgabe jederzeit in Sicherheit bringen.
    »Warum hast du es dann getan? Ich habe dich doch vor Rugad gewarnt. Du wußtest, daß er eines Tages kommt. Hast du wirklich geglaubt, du könntest dieses Kind vor dem mächtigsten Krieger der Fey beschützen?«
    »Nein«, sagte Nicholas und schluckte. Alle Augen ruhten auf ihm. Die seiner Frau, seiner Tochter, seines Sohnes – den er soeben erst kennengelernt hatte – und die der anderen. Er mußte sie anführen, durfte keine Schwäche zeigen. »Ich dachte, ihre anderen Fähigkeiten reichten dafür aus.«
    »Er ließ mich nie ohne eine Eskorte aus dem Palast gehen. Ständig gab es jemanden, der auf mich aufpaßte«, sagte Arianna und sah ihn an. »Wenn ich sie überlisten wollte, mußte ich mich verwandeln.«
    Jewels Blick wurde sanfter. Sie verstand ihn. Sie hatte ihn immer verstanden. Sie kannte den wahren Grund. Er hatte sie, Jewel, verloren und wollte nicht auch noch Ari verlieren.
    »Sie ist keine Fey-Kriegerin«, sagte Nicholas. »Sie wurde als Inselkind erzogen.«
    Jewel schloß die Augen und schüttelte den Kopf, wie um ihm diese Illusion ein für allemal auszutreiben. Dann wandte sie sich wieder an Arianna.
    »Aber du bist doch dazu erzogen worden, dein Volk zu regieren?« fragte Jewel.
    »Selbstverständlich.«
    »Trotzdem sorgst du dich mehr um dich als um sein Wohlergehen. Hast du denn nichts gelernt? Weißt du nicht, was du an diesem Ort mit deinem lächerlichen Zorn anrichtest?«
    Arianna reckte das Kinn, auf dessen blasser Haut sich das Muttermal deutlich abzeichnete. Offensichtlich war sie sensibel genug, um nicht zu antworten.
    Nicholas beobachtete die beiden aufmerksam. Auch das hatte ihm in den vergangenen Jahren gefehlt: ein Gegengewicht. Jewel hätte Arianna Stärke vermittelt, ohne ihr zu gestatten, daß ihr Eigensinn Gewalt über sie erlangte. Dazu war er nicht in der Lage gewesen.
    Eigentlich hatte er es nie richtig versucht.
    »Bis ich etwas anderes sage, konzentrieren wir uns

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