Fia die Betoerende
runzelte verwundert die Stirn. Ashton hatte gar keine
Besitztümer in Schottland. Er hatte all das Geld, das er angehäuft hatte, dafür verwendet, sich das Landgut in Cornwall zu kaufen . . . Als sie begriff, um was es sich handeln musste, glättete sich ihre Stirn.
Dass Thomas Maiden’s Blush über einen Mittelsmann gekauft hatte, hatte sie bereits gewusst, aber nun wurde ihr klar, dass er Ashton als Eigentümer angegeben hatte. Natürlich! Nur so hatte er verhindern können, dass das Land von der Krone eingezogen wurde, wie es mit allen Besitztümern von verurteilten Verbrechern geschah - indem er dafür gesorgt hatte, dass es ihm nie wirklich gehörte. Auf diese Art und Weise würde die Insel und alles, was dazugehörte, selbst wenn Carr ihn verriete, in sicherer Hand bleiben. Aber warum ausgerechnet Ash?
Die Antwort fiel ihr augenblicklich ein. Weil Thomas gehofft hatte, geglaubt hatte, dass Ash sich als Janet McClairens ältester Sohn um das Land kümmern würde - und um die Menschen, die er dorthin gebracht hatte. Und auch weil er das Unrecht wieder gutmachen wollte, das er Ash angetan hatte.
„Oh Thomas“, murmelte sie.
„Mylady.“ Porter stand verunsichert vor ihr.
„Ja, bitte?“
„Ich habe vergeblich versucht, zu entscheiden, ob ich Sie von einer Angelegenheit unterrichten soll, die . . .“
Sie lächelte leicht belustigt. „Porter, Sie führen meinen Haushalt seit nunmehr sechs Jahren und haben mir als Butler immer exzellente Dienste geleistet. Ihr Gespür hat Sie in der ganzen Zeit nie getrogen. Worum geht es?“
„Mr. Donne.“
Sie schlug die Augen nieder. „Wenn es um den Vorfall von letzter Nacht geht, so müssen Sie sich wegen des unziemlich späten Besuches keine Sorgen machen. Er wird nicht wiederkommen“, erklärte sie tonlos.
„Das ist ja genau, was ich befürchte, Madam.“ Bei seinen Worten blickte Fia rasch auf und sah ihn erschrocken an. „Letzte Nacht, als Mr. Donne sich zum Gehen anschickte, fragte ich ihn, wo man ihn erreichen könnte, sollten Sie ihm eine Nachricht zukommen lassen wollen. Er lachte nur und sagte, er werde alle seine zukünftige Korrespondenz im Hyde Park entgegennehmen.
Mylady, Hyde Park, das ist der Ort, an dem die Gentlemen ihre Duelle austragen.“
Das Blut stieg ihr in den Kopf, begann in ihren Schläfen zu pochen, als ihr schlagartig klar wurde, was Thomas' Worte bedeuteten.
„Das ist noch nicht alles.“
„Was noch?“ verlangte sie atemlos zu erfahren.
Da erzählte er ihr mit ernster Miene von den beiden anderen Besuchern, die im Abstand nur weniger Stunden am Morgen vorgesprochen hatten. Als er seinen Bericht beendet hatte, war ihr Gesicht geisterhaft blass, und ihre Augen waren ganz dunkel vor den entsetzlichen Vorahnungen, die sie überfielen.
„Schicken Sie sofort nach der Kutsche“, sagte sie mit bebender Stimme. „Wenn Ihnen etwas an mir, an meinem Leben liegt, dann tun Sie es augenblicklich!“
26. KAPITEL
Später am selben Nachmittag saß ein hoch gewachsener, elegant, wenn auch irgendwie fremdländisch gekleideter junger Mann in einer der abgelegeneren Ecken von Hyde Park lässig auf dem Sockel eines Denkmals von König George II. Er streckte seine langen Beine von sich und lehnte sich nach hinten gegen den Bronzefuß des Souveräns, die Hände über dem flachen Bauch unter der bestickten Seidenweste verschränkt.
Er hatte den goldverzierten Kragen seines Mantels hoch geschlagen, um sich vor der kühlen Feuchtigkeit in der Luft zu schützen, die nur auf die Nacht zu warten schien, bevor sie sich zur Gänze in einen der berühmt-berüchtigten Londoner Nebel verwandeln würde. Seinen Dreispitz hatte er tief in die Stirn gezogen und richtete seine Aufmerksamkeit auf die zwei Herren, die ein Stück unterhalb seines Beobachtungspunktes gerade damit beschäftigt waren, die zwanzig Schritt Entfernung abzumessen.
Während er wartete, näherte sich ein Heiter, die schlanke Gestalt in einen nicht anders als schäbig zu bezeichnenden Rock gehüllt. Er trug einen einfachen Hut, hatte schwarze Handschuhe an, und seine Füße steckten in schon leicht abgestoßenen Reitstiefeln. Der fremdländisch anmutende Gentleman blickte kurz auf, musterte anerkennend das erstklassige Pferd und wandte sich dann wieder den beiden Duellanten zu, die sich mittlerweile ihrer Röcke entledigten.
„Welcher ist Donne?“ erkundigte sich der Neuankömmling und spähte zu den durch den leichten Nebel nur schemenhaft zu erkennenden Gestalten
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