Fia die Betoerende
im Kindbett gestorben, seine Söhne wegen Hochverrates angeklagt und hingerichtet und er selbst der neue Laird des Clans.
Wenigstens war das das, was Fia gehört hatte. Aber nun . . . Sie studierte sein Profil, entdeckte in seiner stolzen Kopfhaltung und den kühnen Gesichtszügen den ungebrochenen Geist der Highlander. Sie kannte ihn schon so lange und hatte nie auch nur die leiseste Ahnung gehabt. Doch nun ergab alles Sinn. Er war unter falschem Namen nach McClairen's Isle gekommen, auf der Suche nach Rache, und er hatte sich, wenn auch nicht an Carr, so doch beinahe an ihrem Bruder gerächt.
Furcht begann sich in ihr zu regen, zum ersten Mal seit er sie verschleppt hatte. Sollte ihre Entführung der nächste Zug in dem sich über Jahrzehnte erstreckenden Schachspiel zwischen ihm und ihrem Vater sein?
„Man hat Sie nicht gehängt“, flüsterte sie.
Ein kurzes, unfrohes Lächeln zuckte über seine Züge; es mochte zwar flüchtig gewesen sein, hatte aber trotzdem eine verheerende Wirkung. „Nein. Meine Jugend hat mir das Schicksal meines älteren Bruders erspart. Nicht dass ich überrascht wäre, dass Sie das nicht wissen. Warum sollten Sie sich auch die Mühe gemacht haben, sich zu erkundigen, was mit denen geschehen ist, deren Land und Zuhause Ihr Vater gestohlen hat?“
„Ich dachte, sie wären alle tot. Alle McClairen“, erwiderte sie. Carr hatte sich stets mit Behauptung gebrüstet, er habe jeden verbliebenen McClairen vom Angesicht Schottlands getilgt. Mindestens einen jedoch hatte er übersehen . . . „Aber, wenn Sie Thomas McClairen sind, dann heißt das, dass Favor ...“
„Auch eine McClairen ist. Aye.“
„Und Raine weiß das.“
„Vermutlich. Ich bin mir nicht ganz sicher.“
War Raine deshalb von Thomas McClairens Rache verschont geblieben? Weil er Thomas' einzige lebende Verwandte, seine jüngere Schwester, geheiratet hatte?
Thomas stieg aus dem Wagen und ging zu dem Pferd, während Gordie langsam die Eingangsstufen herabgestiegen kam. „Nun, wenigstens müssen Sie sich jetzt nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen, wie Sie sich für Ihre Entführung rächen können. Aye, das ist eine einer Merrick würdige Rache, meine Liebe. Sobald Sie wieder in London angekommen sind, können Sie die Behörden davon in Kenntnis setzen, dass Thomas McClairen sich unerlaubt auf englischem Boden aufhält.“
Sie warf ihm einen erstaunten Blick zu. Er fragte sich, welche Rache sie planen könnte? Die Furcht, die sich in ihr geregt hatte, begann nachzulassen. „Sie könnten mich jederzeit umbringen“, antwortete sie versuchshalber.
Seine Miene nahm einen angewiderten Ausdruck an. „Ich bin nicht Carr.“
Nein. Das war er nicht. Die letzten Reste ihrer Furcht schwanden.
Er schnalzte leise mit der Zunge, und die Bitterkeit in seinen Zügen überraschte sie. „Aber wenn Sie Ihre Rache wollen, Mädchen, dann sollten Sie sich besser beeilen, sonst kommt Ihnen Ihr Vater am Ende noch zuvor.“
„Carr weiß auch, wer Sie in Wahrheit sind?“ Das war unmöglich. Carr hätte Thomas schon vor Jahren verhaften lassen. Es gab keinen Grund für ihn, Thomas zu verschonen, den jungen, kräftigen Spross des einst so stolzen Clans, dessen völlige Vernichtung sich Carr zur Aufgabe gemacht hatte.
„Aye. Er hat das Wissen jahrelang geheim gehalten. Aber das wird er nicht mehr länger tun. “
„Warum?“
„Macht das etwas aus?“ fragte Thomas mit ausdrucksloser Stimme.
Ja. Wenn Thomas sie hierher gebracht hatte als Teil eines Racheplanes gegen Carr, und wenn Thomas in der Tat sie nur hier behielt, bis er glaubte, dass James vor ihrem Einfluss sicher sei, wenn Thomas seinen Schwur, ihr kein Leid antun zu wollen, zu halten vorhatte, dann konnte es sogar viel ausmachen. Für sie.
Aber kaum hatte sie diesen wesentlichen Umstand entdeckt, als ihr auch schon klar wurde, wie dumm es wäre, Thomas das wissen zu lassen. Man durfte sich nichts von den eigenen Ansichten und Gefühlen anmerken lassen, wollte man nicht, dass das ausgenutzt wurde.
Als sie nicht antwortete, band Thomas das Pferd fest und ging zur Rückseite des Wagens. Dort lud er ihre kleine Truhe und ihre Reisetasche ab, die er nacheinander dem jungen Mann zuwarf, der mit vor Ehrfurcht offen stehendem Mund seinen Laird anstarrte. Erst im letzten Moment fand er die Geistesgegenwart, die Gepäckstücke aufzufangen.
Der Junge reichte Thomas knapp bis zum Kinn. Sein sandfarbenes Haar war zerzaust, seine Hose voller Flecken und sein Hemd an den
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