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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Blick auf die Männer mit ihren Gewehren. »Halten Sie es wirklich für ratsam, so viele bewaffnete Leute hierzuhaben?«
    »Wollen Sie mir etwa erzählen, wie ich in dieser Sache vorzugehen habe?« fragte Neilson sarkastisch zurück. »Hören Sie gut zu, wir sind hier in New Hampshire, nicht in Boston. Sie haben hier keine Befehlsgewalt. Und um ganz offen zu sein, es gefällt mir überhaupt nicht, wenn jetzt die großartige Stadtkripo auftaucht, um uns Ratschläge zu erteilen. Hier habe ichdie Verantwortung. Ich weiß selbst, wie bei einer Geiselnahme vorzugehen ist. Erst das Gelände sichern, dann verhandeln. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, ich habe zu tun.«
    Frank Neilson wandte O’Sullivan den Rücken zu.
    »Entschuldigen Sie bitte.« Ein großer hagerer Mann tippte O’Sullivan auf die Schulter. »Mein Name ist Harry Barker, ich bin vom Boston Globe. Sie sind O’Sullivan aus der Bostoner Polizeizentrale, richtig?«
    »Ihr Reporter kommt auch nie eine Sekunde zu spät, oder?« erwiderte O’Sullivan.
    »Die Kollegen vom Sentinel in Shaftesbury waren so nett, uns einen Tip zu geben. Diese kleinen Alltagstragödien interessieren die Leute. Können Sie mir ein paar Hintergrundinformationen geben?«
    O’Sullivan zeigte auf Frank Neilson. »Da ist der Mann, der hier das Sagen hat. Fragen Sie ihn.«
    O’Sullivan sah, wie Neilson ein Megafon in die Hand nahm und es schon an die Lippen setzte, als der Reporter ihn ansprach. Die beiden Männer sprachen kurz miteinander, dann trat Harry Barker zur Seite. Neilson drückte den Lautsprecherknopf des Megafons, und im nächsten Augenblick dröhnte seine heisere Stimme über die winterliche Landschaft. Die Freiwilligen hinter den Polizeiwagen hörten auf herumzualbern, und selbst die Kinder verstummten.
    »Hören Sie, Martel, Ihr Haus ist umstellt. Ich fordere Sie auf, mit erhobenen Händen herauszukommen.«
    Schweigend wartete die Menge ab. Das einzige, was sich noch bewegte, waren die Schneeflocken, die zwischen den Baumkronen herabfielen. Doch aus der Richtung des viktorianischen Farmhauses war keine Antwort zu hören. Neilson versuchte es noch einmal, das Ergebnis blieb dasselbe. Das einzige Geräusch, das von dem Haus auf dem Hügel herüberwehte, war das Rauschen des Windes in den Fichten hinter der Scheune.
    »Ich gehe jetzt näher heran«, sagte Neilson, ohne jemanden im besonderen anzusprechen.
    »Ich halte das nicht für eine besonders gute Idee«, sagte O’Sullivan so laut, daß jeder in der Nähe der Polizeiwagen es hören konnte.
    Neilson warf ihm einen wütenden Blick zu. Dann nahm er das Megafon in die rechte Hand und trat übertrieben vorsichtig aus dem Schutz der Streifenwagen. Als er an O’Sullivan vorbeiging, lachte er ihn an. »Der Tag, an dem Frank Neilson nicht mehr mit so einem miesen kleinen Doktor fertig wird, ist auch der Tag, an dem er seine Dienstmarke zurückgibt.«
    Während die Menge aufgeregt durcheinanderflüsterte, ging Neilson etwa fünfzehn Meter die Auffahrt hinauf. Der Schnee fiel jetzt dichter, und seine Pelzmütze hatte sich in eine weiße Haube verwandelt.
    »Martel«, hallte die Stimme des Polizeichefs durch das Megafon, »ich warne Sie. Wenn Sie nicht freiwillig das Haus verlassen, werden wir Sie holen kommen.«
    Als das letzte Wort verklungen war, legte sich wieder Stille über die Szene. Neilson drehte sich zu der Menge um und machte eine verzweifelte Geste, als ob er es mit einem Gartenschädling zu tun hätte. Dann ging er weiter auf das Haus zu.
    Nicht einer der Zuschauer bewegte sich oder sprach ein Wort. Es lag eine erregte Spannung in der Luft, denn alle hofften, daß endlich etwas geschehen möge. Neilson war jetzt noch ungefähr dreißig Meter vom Haus entfernt.
    Plötzlich wurde die rote besudelte Eingangstür aufgerissen, und Charles Martel trat mit seinem Gewehr im Arm heraus. Im nächsten Moment fielen kurz nacheinander zwei Schüsse.
    Neilson stürzte sich kopfüber in den Schneewall neben der Auffahrt, während die Zuschauer in wilder Flucht davonstürmten oder hinter Bäumen und ihren geparkten Wagen Deckung suchten. Als Charles die Tür wieder krachend ins Schloß fallen ließ, ging über dem Gelände ein harmloser Schrotregen nieder.
    Erst war nur vereinzeltes Gemurmel aus der Menge zu hören, aber als sich Frank Neilson wieder mühsam hochrappelte, verwandelte es sich in einen begeisterten Aufschrei. So schnell seine Füße den übergewichtigen Körper tragen konnten, lief Neilson die Zufahrt herunter.

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