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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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schützen.
    Umständlich stieg Neilson aus seinem Wagen, um deutlich zu machen, daß man ihm eine außergewöhnliche Anstrengung abverlangt hatte.
    »Wir sind die Ärzte des kleinen Mädchens, das in dem Hausfestgehalten wird«, erklärte Dr. Wiley. »Wir hielten es für unsere Pflicht, hierherzukommen für den Fall, daß wir Ihnen irgendwie helfen könnten.«
    »Glauben Sie, daß Martel mit Ihnen reden würde?« fragte Neilson.
    Dr. Keitzman und Dr. Wiley sahen sich kurz an. »Das wage ich zu bezweifeln«, antwortete Dr. Keitzman zögernd. »Ich glaube nicht, daß er überhaupt mit jemandem sprechen wird. Er ist zu feindselig. Wir glauben, daß er einen psychischen Schock erlitten hat.«
    »Einen was?« fragte Neilson.
    »Einen Nervenzusammenbruch«, ergänzte Dr. Wiley.
    »Benehmen tut er sich so«, sagte der Polizeichef.
    »Aber das ist im Moment nicht so wichtig«, sagte Dr. Keitzman. »Wir machen uns große Sorgen um das Mädchen. Ich bin mir nicht sicher, ob Sie überhaupt wissen, wie krank das Kind ist. Jede Stunde, die die Kleine länger ohne Behandlung bleibt, läßt ihren Tod gewisser werden.«
    »So schlimm steht es?« fragte Neilson. Er sah hinauf zum Haus der Martels.
    »Ohne Zweifel«, versicherte Dr. Keitzman. »Wenn Sie zu lange zögern, werden Sie wahrscheinlich nur noch eine Tote retten können.«
    »Außerdem befürchten wir, daß Dr. Martel mit dem Kind herumexperimentiert«, sagte Dr. Wiley.
    »Das auch noch!« rief Neilson wütend. »Dieser verdammte Kerl. Vielen Dank, daß Sie mir das mitgeteilt haben. Ich werde das sofort meinen Freiwilligen durchgeben.« Neilson rief Bernie Crawford zu sich, sprach kurz mit ihm und griff dann nach seinem Walkie-talkie.
    Gegen Nachmittag war die Menge der Schaulustigen unten an der Straße noch größer geworden als am vorangegangenen Tag. In Shaftesbury hatte sich das Gerücht verbreitet, daß bald etwas Entscheidendes geschehen würde. Deshalb hatten sogar die Schulen den Unterricht früher als gewöhnlich beendet. Joshua Wittenburger, der Schulrat, hatte entschieden, daß die Kinder die Lektion in zivilem Recht, die an dem Vorfall praktisch zu erleben war, nicht versäumen sollten. Außerdem hielt er das Ereignis für den größten Skandal in Shaftesbury, seit dieKatze der Witwe Watson steifgefroren in Tom Brachmans Eisschrank gefunden worden war.
    Jean Paul lief ziellos am Rand der Menge auf und ab. Niemals zuvor war er so dem allgemeinen Spott ausgesetzt gewesen, und die Erfahrung war alles andere als angenehm. Zwar hatte er seinen Vater immer für etwas absonderlich gehalten, aber nicht für verrückt. Jetzt behaupteten die Leute, daß sein Vater geisteskrank sei. Jean Paul war bestürzt. Auch konnte er nicht verstehen, weshalb sich seine Eltern nicht bei ihm gemeldet hatten. Die Eltern seines Freundes, bei dem er die letzten Nächte verbracht hatte, hatten zwar versucht, ihn zu beruhigen, aber er hatte deutlich gespürt, daß auch sie das Verhalten seines Vaters in Zweifel zogen.
    Am liebsten wäre Jean Paul zum Haus hinaufgegangen, aber er traute sich nicht an den Streifenwagen vorbei, und man konnte leicht erkennen, daß das Farmhaus von allen Seiten umstellt war.
    Er sprang zur Seite, um einem Schneeball auszuweichen, den einer seiner ehemaligen Freunde geworfen hatte. Dann, ein paar Minuten später, glaubte er eine vertraute Gestalt neben der Menge zu entdecken. Es war Chuck, der tief in seinen abgerissenen Armeeparka vermummt war und sich die Kapuze mit dem Fellrand weit ins Gesicht gezogen hatte.
    »Chuck!« rief Jean Paul erfreut.
    Chuck warf einen kurzen Blick in Jean Pauls Richtung, dann wandte er sich um und lief, als ob er flüchten wollte, zu einer kleinen Baumgruppe.
    »Himmelherrgott!« zischte Chuck, als Jean Paul atemlos bei ihm ankam. »Warum schreist du nicht gleich so laut, daß dich auch wirklich jeder hören kann!«
    »Wie meinst du das?« fragte Jean Paul verwirrt.
    »Ich bemühe mich, möglichst unerkannt zu bleiben, um erst einmal herauszufinden, was hier eigentlich vorgeht, und du brüllst meinen Namen durch die Gegend!«
    Jean Paul war nie auf den Gedanken gekommen, sich verborgen zu halten.
    »Ich weiß, was los ist«, sagte Jean Paul. »Die Stadt ist hinter Dad her, weil er will, daß Recycle geschlossen wird. Alle sagen, er ist verrückt geworden.«
    »Es geht nicht nur um Recycle«, erwiderte Chuck. »Gestern abend haben sie es in Boston in den Nachrichten gebracht, Dad hat Michelle aus dem Krankenhaus

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