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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ausstieß. Es war kein regelmäßiger Rhythmus. Ihr Atem zitterte.
    »Was …« begann Charles.
    Doch bevor er noch anfangen konnte zu sprechen, kam Cathryn zu ihm gelaufen und schlang ihre Arme um seinen Hals. Charles legte seine Hände auf ihre Hüften und ließ sich ein paar Augenblicke von ihr festhalten, damit sie ihre innere Ruhe wiederfinden konnte.
    »Cathryn«, sagte er schließlich. Ein bitterer Geschmack von Furcht lag plötzlich in seinem Mund. Cathryns Verhalten untergrub seine Gedanken an eine Blinddarmentzündung, eine Operation, an irgend etwas Gewöhnliches.
    Eine erschreckende, unerwünschte Erinnerung schob sich mit Macht in sein Bewußtsein: Der Tag, an dem er von Elisabeths Lymphknotengeschwulst erfahren hatte. »Cathryn.« Seine Stimme klang eine Spur schärfer. »Cathryn! Was geht hier vor? Was ist mit dir?«
    »Es ist meine Schuld«, sagte Cathryn. Mit dem ersten Wort waren ihr die Tränen in die Augen getreten. Charles spürte, wie ihr Körper sich unter dem Schluchzen schüttelte. Er wartete, seine Augen wanderten durch den Raum. Sein Blick fiel auf das Bild von Hippokrates an der Wand gegenüber den Bücherregalen, auf den kostbaren Parkettboden, auf Nelsons Handbuch der Kindermedizin auf dem Tisch.
    »Cathryn«, sagte Charles. »Bitte sag mir, was hier vorgeht. Was ist deine Schuld?«
    »Ich hätte früher mit Michelle zum Arzt gehen müssen. Ja, das hätte ich.« Ihre Stimme versagte unter den Tränen.
    »Was ist mit Michelle?« fragte Charles. Panische Angst legte sich wie ein Ring um seine Brust. Er hatte das Gefühl, das alles schon einmal erlebt zu haben …
    Cathryn klammerte sich noch fester an seinen Hals, als ob er ihre einzige Hoffnung wäre. Die ganze Beherrschung, die sie sich vor seiner Ankunft aufgezwungen hatte, war verschwunden.
    Charles brauchte seine letzte Kraft, um ihre Arme von seinem Hals zu lösen. Als sie plötzlich ohne Halt stand, schien Cathryn zusammenzubrechen. Charles brachte sie zu einem Stuhl, in den sie sich kraftlos hineinsinken ließ. Dann setzte er sich neben sie.
    »Cathryn, du mußt mir erzählen, was passiert ist.«
    Mühselig hob Cathryn den Kopf, ihre blauen Augen waren voller Tränen. Sie öffnete den Mund, doch bevor sie noch einen Ton herausbringen konnte, hörte Charles ein Geräusch an der Tür. Dr. Jordan Wiley betrat den Raum.
    Charles, der Cathryn noch immer an den Schultern festhielt, hatte sich herumgedreht. Als Dr. Wiley die Tür hinter sich schloß, erhob sich Charles. Sein unruhiger Blick versuchte die Antwort auf seine Fragen aus dem Gesicht des Arztes zu lesen. Charles kannte Dr. Wiley seit fast zwanzig Jahren. Es war mehr eine berufliche Beziehung als eine private, deren Anfangin die Zeit fiel, als Charles noch Medizin studierte. Wiley war sein Lehrer für Kleinkindermedizin gewesen, und sein großes Wissen hatte Charles tief beeindruckt. Als Charles später für seine Familie einen Kinderarzt brauchte, hatte er Dr. Wiley angerufen.
    »Ich freue mich, Sie wiederzusehen, Charles«, begrüßte ihn Dr. Wiley und griff nach seiner Hand. »Trotz der unglücklichen Umstände.«
    »Vielleicht können Sie mir erst einmal erzählen, was die unglücklichen Umstände sind«, sagte Charles. Ein verärgerter Ton in der Stimme überdeckte seine Furcht.
    »Sie wissen es noch nicht?« fragte Dr. Wiley. Cathryn schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht sollte ich noch einen Moment vor die Tür gehen«, sagte Dr. Wiley.
    Er wollte sich zur Tür wenden, aber Charles legte seine Hand auf seinen Arm. »Ich glaube, Sie sagen mir besser, was hier eigentlich vorgeht«, sagte er.
    Dr. Wiley warf einen Blick zu Cathryn hinüber, die zustimmend nickte. Ihr Weinkrampf hatte sich zwar gelegt, doch sie wußte, daß es ihr Mühe bereiten würde, zu sprechen.
    »Also gut«, sagte Dr. Wiley. Sein Blick kehrte zurück zu Charles. »Es geht um Michelle.«
    »Das habe ich schon verstanden«, sagte Charles.
    »Warum setzen Sie sich nicht?« fragte Dr. Wiley.
    »Warum sagen Sie mir nicht einfach, was los ist«, entgegnete Charles.
    Dr. Wiley sah forschend in Charles’ verängstigtes Gesicht. Charles war seit seinen Studententagen sichtlich gealtert, und Dr. Wiley bedauerte es, jetzt der Vorbote von noch mehr Qual und Leid sein zu müssen. Das war eine seiner Pflichten als Arzt, die er haßte. »Michelle hat Leukämie«, sagte Dr. Wiley.
    Langsam öffnete sich Charles’ Mund. Sein Blick trübte sich wie in Trance. Es war, als ob Dr. Wileys Mitteilung eine Flut sorgsam

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