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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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die Arbeit. Außerdem wünsche ich, daß der Vater des Kindes schnellstens von diesem Verfahren in Kenntnis gesetzt wird. Ich wünsche, daß ihm morgen entweder im Krankenhaus oder an seinem Arbeitsplatz eine Vorladung zugestellt wird.«
    Verblüfft war Cathryn aus ihrem Sessel hochgeschreckt. »Sie wollen Charles über unser Gespräch unterrichten?«
    »Aber selbstverständlich«, sagte der Richter und erhob sich. »Es wäre wohl kaum rechtens zu nennen, wenn wir einem Elternteil seine Vormundschaft absprechen, ohne ihm davon etwas zu sagen. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.«
    »Aber …« Cathryn brachte den Satz nicht zu Ende. Patrick bedankte sich bei dem Richter und schob Cathryn aus dem Zimmer.
    Cathryn war völlig durcheinander. »Aber Sie haben gesagt, daß wir von dieser Möglichkeit erst Gebrauch machen, wenn Charles wirklich versucht, die Behandlung abzubrechen.«
    »Das ist richtig«, sagte Patrick, der Cathryns sonderbare Reaktion nicht verstand.
    »Aber jetzt wird Charles erfahren, was ich gemacht habe«, sagte Cathryn weinend. »Das haben Sie mir nie gesagt. Oh, mein Gott!«

 
10. Kapitel
     
    Obwohl die Sonne pünktlich nach dem Jahreskalender um vier Uhr dreißig untergegangen war, hatte niemand in Neuengland es gesehen. Auch Charles nicht, der zu dieser Zeit am Ende der Main Street in seinem Wagen saß. Von den Great Lakes war ein tiefliegendes Wolkenfeld heraufgezogen. Die Meteorologen versuchten vorauszuberechnen, wann die Wolkendecke mit der Warmluftfront vom Golf von Mexiko zusammenprallen würde. Alle waren sich einig, daß es schneien würde. Aber keiner konnte sagen, wann und wie stark.
    Gegen fünf Uhr dreißig saß Charles noch immer hinter dem Lenkrad seines Pinto, den er hinter den verlassenen Fabrikgebäuden geparkt hatte. Von Zeit zu Zeit kratzte er ein kleines Loch in die Eisschicht auf der Innenseite der Windschutzscheibe und sah hinaus. Er wartete, daß auch das letzte Licht vom Himmel verschwand. Um sich warm zu halten, startete er jede Viertelstunde den Motor und ließ ihn fünf Minuten laufen. Kurz nach sechs sah er wieder hinaus. Der Himmel war jetzt eine undurchdringliche schwarze Decke. Charles öffnete die Wagentür und stieg aus.
    Das Recycling-Unternehmen lag ungefähr zweihundert Meter entfernt. Nur an der nackten Glühbirne, die neben dem Büroeingang brannte, war es überhaupt auszumachen. Es hatte zu schneien begonnen. Große Flocken taumelten in weiten Schwüngen vom Himmel.
    Charles schloß den Kofferraum seines Wagens auf und holte seine Ausrüstung heraus: eine Polaroidkamera, eine Taschenlampe, ein paar Gläser. Dann lief er durch den Schnee zu den verlassenen Fabriken und machte sich im Schutz der Mauern auf den Weg zur Recycle Ltd. Nach seiner Flucht aus dem Krankenhaus hatte er versucht, Ordnung in das Durcheinander seiner Gefühle zu bringen. Trotzdem konnte er einfach zu keiner Entscheidung über Michelles Behandlung finden, obwohl er ahnte, daß sie nicht auf die Medikamente ansprechen würde. Er hatte das Gefühl, in einer Falle zu sitzen. Er wollte sich ihrer Behandlung nicht endgültig widersetzen, aber er wollte auch nicht, daß Michelle mehr leiden mußte, als ohnehin nicht zu verhindern war. Ratlos vor dieser schwierigen Entscheidung war er auf die Idee verfallen, nach Shaftesbury zu fahren, um nach einem eindeutigen Beweis für die Vergiftung des Flusses mit Benzol zu suchen. Zumindest war damit sein Gefühl, endlich etwas tun zu müssen, beruhigt.
    Als er das Ende der letzten verlassenen Fabrik erreicht hatte, blieb er stehen und sah vorsichtig um die Ecke. Vor ihm lag nur noch das alte Gebäude, das von Recycle übernommen wordenwar.
    Charles trat aus seiner Deckung hervor und lief parallel zu dem Drahtzaun, der in einiger Entfernung lag, hinunter zum Fluß. Als er das blasse Licht neben dem Fabrikeingang nicht mehr sehen konnte, schlug er einen Haken. Nahe dem Flußufer erreichte er den Zaun. Vorsichtig warf er die Taschenlampe und die Gläser in eine Schneewehe auf der anderen Seite. Die Kamera über die Schulter gelegt, begann er den Zaun hinaufzuklettern. Auf der Spitze des Zauns geriet er leicht ins Wanken, dann ließ er sich einfach zu Boden fallen. Er landete auf den Füßen, aber der Sturz war so heftig, daß er das Gleichgewicht verlor und auf den Rücken fiel. Ängstlich, daß man ihn von dem Gebäude aus sehen könnte, sprang er auf, sammelte seine Ausrüstung zusammen und lief hinüber in den Schutz der Mauern.
    Atemlos blieb er

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