Fiese Finsterlinge
Schläger, die drei würden sie angreifen. Die tätowierten Frauen zückten hölzerne Schlagstöcke, und die Männer bildeten einen Kreis, um Lilli, Richie und Sandy abzufangen. Aber dann schauten die Grobiane nach oben.
Der triefnasse Hügel wogte hin und her wie ein Berg aus
Wackelpudding und schwankte einen Moment lang über ihnen. Und als er hätte einstürzen sollen, richtete er sich stattdessen auf und versperrte einen Moment lang den Blick zum Himmel.
»Mülldämon!«, rief Lilli. Sie, Sandy und Richie stürmten an den glotzenden Schlägern vorbei und rannten nach links in einen Pfad zwischen zwei anderen Müllbergen.
Dickie und sein dünner Kollege hatten sich schon einmal von Lilli überraschen lassen und waren klug genug, sofort die Flucht zu ergreifen. Der Rest der Bande blieb stehen. Sie standen wie erstarrt da, und das Müllmonster spülte über sie hinweg und stopfte sich die Leiber der schlecht tätowierten Frauen und Männer in seinen mahlenden Bauch.
Die herabstürzende Welle aus durchweichten Abfällen raste Dickie und seinem dünnen Freund hinterher, nur abgebremst, wenn sie auf andere, kleinere Müllberge traf, aber dann riss sie auch diese mit und gewann dadurch weiter an zerstörerischer Masse.
Dickie verlor seine Baseballkappe, und obwohl er wütend zurückblickte, wagte er nicht, stehen zu bleiben und sie aufzuheben. Er war langsamer als der Dünne, der als Erster den Abschleppwagen erreichte. Die Wagentür stand noch offen, und er sprang hinein und zog sie schnell zu. Dann kam Dickie herangetaumelt und presste sein schwammiges Gesicht ans Fenster.
»Lass mich rein!«, brüllte er mit einer Miene, die nicht mehr hart oder drohend, sondern nur noch entsetzt war. Dann spülte die heranrauschende Müllwelle ihn hinfort wie Treibgut, und zurück blieb von ihm nichts weiter als
ein Spuckefleck an der Fensterscheibe, wo er seinen letzten Hilferuf ausgestoßen hatte.
Nachdem es alle Mitglieder der Schlägerbande verschluckt hatte, hielt das Müllmonster nach weiteren Opfern Ausschau. Lilli, Richie und Sandy waren zwischen anderen Müllbergen davongeschlichen und versteckten sich hinter einem Haufen ausrangierter Haushaltsgeräte.
Richie lugte dahinter hervor.
»Was siehst du?«, flüsterte Sandy.
»Eine garagengroße Amöbe, die aus Altmetall, Bananenschalen, schmutzigen Windeln und allem anderen ekligen Zeug besteht, das man sich vorstellen kann. Und sie kommt in unsere Richtung.« Richie zog sich wieder hinter einem Kühlschrank zurück.
»Hat sie den Feind ausgeschaltet?«, fragte Lilli.
»Ja, glaub schon«, sagte Richie und hielt ihr den gehobenen Daumen entgegen.
»Den Feind ?«, zischte Sandy. »Was soll das Gerede vom Feind? Wir sollen doch die Bevölkerung schützen, oder?«
»Die Kerle hätten uns umgebracht«, sagte Lilli. »Und wie es aussieht, wird dieser Mülldämon es auch tun. Wir könnten ein bisschen Hirnschmalz von dir gebrauchen, du Besserwisserin. Hast du eine Idee, wie wir hier heil rauskommen, oder kannst du uns nur kritisieren?«
Sandy sah gekränkt aus, aber ein lautes Plitsch-Platsch-Geräusch ließ sie alle drei erstarren. Der Mülldämon lauerte auf der anderen Seite des Haushaltsgerätehaufens, seine langen Mülltentakel wühlten sich durch den Unrat, suchten nach ihnen.
»Er ist blind«, sagte Sandy plötzlich.
»Und wie entscheidet er, was er jagen soll?«, fragte Richie.
»Ich weiß nicht«, antwortete Sandy. »Geräusche? Vibrationen? «
»Gerüche?«, schlug Richie vor.
»Er spürt weggeworfene Gegenstände und Lebewesen«, sagte Lilli, »Menschen und andere. Und er versucht sie zu absorbieren.«
»Ich möchte aber nicht absorbiert werden«, sagte Richie.
Ein Tentakel aus einem mit Glasscherben besetzten Gartenschlauch kroch ganz in der Nähe über einen elektrischen Herd. Ein zerbrochener Brenner hängte sich ans Schlauchende, wie eine spiralförmige Klaue, und begann nach Opfern zu tasten.
Lilli duckte sich, als die Klaue über ihrem Kopf hinwegglitt, und Sandy zog den Bauch ein, um nicht berührt zu werden. Richie dagegen stand der Klaue im Weg, konnte ihr nicht ausweichen. Er blickte sich fieberhaft um, während die beiden Mädchen ihm bedeuteten, reglos stehen zu bleiben. Aber die Brennerklaue kroch zwischen seinen Beinen nach oben, und er konnte nicht stehen bleiben.
»Hü-aahh!«, brüllte er und schlug mit einer zerbrochenen Schaufel den Schlauch durch, so dass die Spiralhand zu Boden fiel und erschlafft liegen blieb. Er blickte
Weitere Kostenlose Bücher