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Fiese Finsterlinge

Fiese Finsterlinge

Titel: Fiese Finsterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce; Stefanidis Buckingham
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Gaspedal und brachte den Wagen neben dem Häuschen der Wiegestation zum Stehen, direkt am Fuße eines gigantischen Müllbergs. Weit
und breit war niemand zu sehen, und ein rascher Blick in den Rückspiegel verriet, dass auch hinter ihnen niemand stand.
    »Letzter Halt«, verkündete Lilli. »Alles aussteigen.«
    Sie kletterten aus dem Wagen. Es hatte die ganze Woche über geregnet, sowohl Nieselregen als auch Wolkenbrüche. Das an den Müllbergen herabgeflossene Wasser hatte riesige Schlammpfützen gebildet, um die Lilli, Richie und Sandy vorsichtig herumgingen.
    »Was, wenn’s hier gar kein Chaos gibt?«, fragte Richie. »Schnappen wir uns dann Schaufeln und heben neue Gruben aus?«
    »Sieh dich doch um«, sagte Lilli und deutete auf die zahllosen Müllberge ringsum. Aus einem Bierflaschenhaufen ragte ein Kinderwagen heraus. Ein Fernseher mit zersprungenem Riesenbildschirm lag schräg auf mehreren weggeworfenen Kleidungsstücken, die aussahen wie ein Publikum, das so lange ferngesehen hatte, bis es zu Staub zerfallen war und nur die Anziehsachen übrig gelassen hatte. »Dieser Ort ist fast reines Chaos.«
    »Aber es ist systematisch in Haufen angeordnet«, stellte Sandy fest.
    »Ich spüre etwas«, sagte Lilli.
    »Vielleicht einen Mülldämon«, schlug Sandy vor. »Ich habe von ihnen im Kompendium gelesen. Es ist Müll, der, nachdem man ihn weggeworfen hat, versucht, nach Hause zurückzukehren.«
    »Die kenne ich«, sagte Richie. »Am Ende landet das Zeug in einer Schrankecke, im Keller oder in der Garage. Ich hatte mal ein Jo-Jo, das hab ich fünfmal weggeschmissen,
und immer war es plötzlich wieder da. Wenn ich’s mir genau überlege, hab ich es immer noch.«
    Vorsichtig bahnten die drei sich einen Weg zwischen den riesigen Müllbergen. Lilli bemerkte, dass sie kaum Platz zum Ausweichen hätten, falls etwas Schlimmes geschähe. Es war beruhigend, Zoot auf ihrer Schulter sitzen zu haben. Sein kugelrunder Kopf drehte sich hin und her und saugte das unglaubliche Farbenbombardement aus den Millionen von weggeworfenen Gegenständen auf, die sich ringsum auftürmten. Die Tönung seiner rosigen Haut veränderte sich, während er die Farben betrachtete. Sie vermischten sich in seinem Innern, bis das Gewirr der Pigmente ihn schmutzig braun schimmern ließ.
    Nach einem halben Kilometer waren die Müllberge so breit, dass es zwischen ihnen kaum noch ein Durchkommen gab. Abrupt blieb Lilli stehen.
    »Was ist los?«, flüsterte Sandy. »Ein Dämon?«
    »Nein«, sagte Lilli. »Menschen.«
    Momente später hörten sie sie. Die Stimmen kamen von hinten auf sie zu, auf dem Weg, der zum Abschleppwagen führte.
    »Die Stimmen kommen mir bekannt vor«, sagte Richie. »Und sie wecken keine guten Erinnerungen.«

    Instinktiv rieb Richie sich das Gesicht, das man ihm vor kurzem mit Farbe besprüht hatte. Trotz seiner gelegentlichen Aussetzer vertraute Lilli Richies Instinkt – wenn er behauptete, Gefahr sei im Verzug, dann war dem auch so. Sie hielt nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau, aber der Weg vor ihnen endete vor dem größten Müllberg auf dem gesamten Gelände, und über die glitschigen, instabilen
Müllhaufen ringsum zu klettern war unmöglich. Sie saßen in der Falle.
    »Zoot, kannst du uns noch mal helfen?«, flüsterte sie. Aber ihr Hilfsdämon war überwältigt von all den Farben, die ihn umgaben. Farbtrunken schwankte er auf ihrer Schulter hin und her und war ihnen keine Hilfe. Stirnrunzelnd bugsierte sie ihn zurück in das Muster ihres Stirnbands.
    In dem Moment tauchten hinter ihnen mehrere Personen auf, die Baseballkappen mit einem X vorne drauf trugen. Gangmitglieder. Es waren mehr als zehn Leute, die ihnen den Rückweg versperrten, Männer und Frauen, und die tätowierten Frauen sahen sogar noch eine Spur furchteinflößender aus als ihre männlichen Kollegen.
    »Sieh mal einer an, die Spinner vom Reinigungsdienst«, rief eine vertraute Raspelstimme. »Ich wusste, dass wir euch finden würden«, verkündete er und lachte boshaft. Es war Dickie, der Gangchef aus Belltown.
    »Lasst uns in Ruhe«, rief Sandy. »Wir versuchen nur gute Bürger zu sein.«
    »Klar doch«, entgegnete sein dünner Kollege. »Wir auch. Wir untersuchen einen Einbruch auf der Müllhalde. Gerade haben wir das Fahrzeug beschlagnahmt, das bei dem Verbrechen benutzt wurde, und jetzt nehmen wir die Übeltäter fest.« Er zückte ein langes Messer.
    »Wie habt ihr uns gefunden?«, fragte Lilli in der Hoffnung, ein bisschen Zeit zu

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