Fieses Karma
ich ihr. »Auf alle Fälle glaube ich, es ist an der Zeit, eine neue Karma-Tradition zu schaffen. Unsere ganz eigene, die aber dennoch auf den Grundprinzipien des Karmas aufgebaut ist.«
Sie starren mich an und haben offensichtlich keinen Schimmer, wovon ich rede. Und ich kann es ihnen nicht verdenken. Meine Idee ist ein kleines bisschen abgedreht. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sie – zumindest in meinen Augen – mehr als genial ist.
Also fahre ich fort: »Ich für meinen Teil habe es satt, zu warten, bis das Universum endlich seinen Hintern hochkriegt und anfängt, alles zu regeln. Ich will nicht warten, bis Mason bekommt, was er verdient. Oder auch Heather Campbell. Wer weiß, wie lange das dauert? Einen Monat? Ein Jahr? Fünf Jahre? Zehn? Wenn sie endlich beide kriegen, was sie verdient haben, habe ich vielleicht schon eigene Kinder, die in die Highschool gehen. Und so lange will ich nicht warten. Ich will dabei sein, wenn es passiert.«
»Aber, Maddy«, gibt Jade zu bedenken. »So funktioniert Karma nun mal leider. In gewisser Weise musst du warten.«
»Sagt wer?«, widerspreche ich so heftig, dass sie sich hinter ihren Smoothie-Becher duckt. »Wer sagt, dass es so sein muss?Die großen, mächtigen Götter des Karmas? Und wer zum Teufel sind die? Und wenn sie so gut in dem sind, was sie tun, warum dauert es dann so lange?«
»Es ist doch erst eine Woche her, Maddy«, erinnert mich Angie mit ganz sanfter Stimme. Diese Stimme passt gar nicht zu ihr. Wahrscheinlich macht sie sich langsam Sorgen um mein geistiges Wohlbefinden und hat beschlossen, mich mit Samthandschuhen anzufassen.
»In meinem Fall schon. Aber wie steht es in deinem Fall?« Ich wende mich ihr zu und sehe sie an. »Oder muss ich dich daran erinnern, was Ryan dir letztes Jahr beim Schulball angetan hat?«
Sofort sinken ihre Schultern ein wenig nach unten und sie schüttelt den Kopf. Ich weiß, auch wenn sie sich ernsthaft darum bemüht, schafft sie es nicht, den schrecklichen Abend zu vergessen und zu verzeihen. Den Abend, an dem Ryan sich mit ein paar Freunden hinter der Schule total betrunken und dann auf der Tanzfläche eine üble Szene veranstaltet hat. Angie sah die leere Flasche in seiner Manteltasche und wollte verhindern, dass er erwischt wurde. Sie versuchte, Ryan aus der Turnhalle zu schieben, ohne dass es jemand mitbekam. Leider wurden sie von einem der Saalordner angehalten. Der entdeckte die Flasche und übergab Angie und Ryan dem Direktor. Am Montagmorgen fragte der Direktor sie getrennt in seinem Büro aus. Angie, die Ryan schützen wollte, blieb bei der Story, die sie und Ryan sich am Wochenende zurechtgelegt hatten – nämlich dass keiner von beiden getrunken hatte und dass sie die leere Flasche auf einem der Tische gefunden hatten. Ryan dagegen ergriff die Chance, seine eigene Haut zu retten. Er erklärte Dr. Gaines, die Flasche hätte Angie gehört. Er hätte sie ihr abgenommen, als er sie betrunken auf dem Flur fand, weil er wollte, dass sie sicher nach Hause kam.
Angie wurde für zwei Wochen von der Schule suspendiert. Es war die größte Enttäuschung ihres Lebens.
»Und – was ist ihm zugestoßen?«, frage ich.
Angie weicht meinem Blick aus und schlürft ihren Milchshake; sie will diesem Spiel eindeutig aus dem Weg gehen. Doch ich will es unbedingt spielen.
»Was ist ihm passiert?«, bohre ich nach.
Sie holt tief Luft und gibt auf. »Er wurde dieses Jahr zum Startwerfer und Captain des Baseballteams der Colonial Highschool gewählt.«
»Und?«
Sie seufzt und murmelt: »Jetzt geht er mit Leslie Gellar.«
Ich nicke diplomatisch und tue so, als würde ich meine nächsten Worte sorgfältig abwägen. »Ja, klingt, als hätte er genau das bekommen, was er verdient.«
Jade, die neben mir sitzt, kichert. Ich wende mich ihr zu – meinem nächsten Opfer. »Und was dich angeht …«
Sie hört auf zu kichern und lächelt wissend. Ich sehe, dass sie Spaß an meiner Scharade hat. »Nun, liebe Schicksalsgöttin?«
»Ist Seth für das, was er dir angetan hat, auch richtig bestraft worden?«
Jade schnaubt verächtlich und schüttelt den Kopf. »Nicht im Geringsten.«
»Denn was macht er jetzt?« Dies ist eine rhetorische Frage und ich gebe gleich die Antwort. »Er ist mit einer Tussi aus einer Studentinnenverbindung zusammen, die auf die Berkeley-Uni geht. Was bedeutet, dass er fast jedes Wochenende auf Studentenpartys gehen kann. Ja, klingt ganz danach, als hätte das Karma auch ihn erwischt!«
»Worauf
Weitere Kostenlose Bücher