Fieses Karma
Bristow. Gibt es an Ms Rodrigues’ Antwort irgendetwas, das Sie belustigt?«
Jade schüttelt rasch den Kopf und starrt geradeaus. »Natürlich nicht«, erwidert sie verlegen.
Mr Larson sieht sie stirnrunzelnd an. »Dann muss ich Sie und Ms Kasparkova bitten, Ihr Privatgespräch nach dem Unterricht fortzusetzen.«
»Entschuldigung«, murmelt Jade. Doch dann wendet sie sich mir zu und streckt unter dem Tisch die Daumen in die Höhe. Nichts eignet sich besser, um noch glaubwürdiger zu wirken, als Ärger mit dem Englischlehrer.
Ich sollte vielleicht erwähnen, dass die Geschichte mit dem Passwort nicht ganz der Wahrheit entspricht. Ich habe nie versucht, Masons Passwort zu knacken, und es gab auch nie eine Brieffreundin in Südamerika. Aber wir mussten einen Weg finden, um Heather (natürlich über Jenna) einen Grund zu geben, Mason zu misstrauen, in der Hoffnung, dass sie dann in seinem E-Mail-Postfach herumschnüffelt.
In Wahrheit hat Mason mir sein Passwort einmal selbst gegeben. Er hatte sich verfahren und musste sich mit meiner Hilfe in sein E-Mail-Postfach einloggen, um den richtigen Weg zu finden. Wenn er wüsste, was ich jetzt damit mache, würde ihm im Nachhinein sicher klar werden, dass das ein großer Fehler war.
Und gestern Abend, als wir drei uns in sein E-Mail-Postfach eingeloggt haben und einen Mail-Austausch zwischen Mason und einem Mädchen namens Catherine Linton hergestellt haben, war es sehr praktisch, sein Passwort zu kennen.
Natürlich gibt es Catherine Linton nicht wirklich. Na ja, außer als Hauptfigur in Sturmhöhe . Aber ich bin fast sicher, dass Mason das Buch nicht gelesen hat und da Heather vermutlich noch nie ein Buch gelesen hat, denke ich, dass es ein sicheres Pseudonym ist.
Jetzt müssen wir nur noch abwarten, ob Jenna LeRoux, unsere ahnungslose Botin, die Info termingerecht überbringt.
»Wer zum Teufel ist Catherine Linton?«, hallt Heather Campbells wütende Stimme nach dem Mittagessen über den Flur und erreicht alle und jeden innerhalb eines Zwanzig-Meter-Radius, einschließlich Jade und mich. Aus unserem sicheren Versteck hinter einer Reihe von Schließfächern beobachten wir interessiert, wie sich das göttliche Schauspiel vor unseren Augen entfaltet.
Vor wenigen Minuten hat Angie mitbekommen, wie Heather von den Computertischen in der Bücherei weg und in die Richtung von Masons Spind gestürmt ist. Angie hat mir prompt eine SMS geschickt und gemeldet, dass Phase eins erfolgreich verlaufen ist und dass sie auf mein Zeichen wartet, um Phase zwei einzuläuten.
Gleich darauf habe ich mir Jade geschnappt und wir sind zu Masons Spind gerannt – dorthin, wo ich mich früher einmal wohl und sicher gefühlt habe und wo ich mir jetzt wie ein Eindringling vorkomme.
»Ich weiß gar nicht, von wem du redest«, antwortet Mason Heather mit leicht eisigem Unterton in der Stimme. »Aber ich finde, du solltest leiser reden.«
»Schreib mir ja nicht vor, wie laut ich reden soll!«, schreit sie ihn an. »Ich will wissen, wer die Schlampe ist, der du E-Mails schreibst!«
Doch Mason schüttelt nur ungläubig den Kopf.
»Heather, ich schreibe keiner anderen E-Mails. Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
Diese Antwort befriedigt sie offensichtlich kein bisschen, denn sie presst die Lippen fest aufeinander und funkelt ihn so bitterböse an, als wolle sie mit Laserstrahlen ein Loch in sein Gesicht brennen. »Ich glaub einfach nicht, dass du nur dastehst und mich anlügst .«
Er starrt in seinen offenen Spind, als wolle er den Klang ihrer beißenden Stimme bewusst ausblenden. Das bringt sie natürlich noch mehr in Rage. »Ich lüge dich nicht an«, sagt er, bemüht, ruhig zu bleiben. »Ich hab dir doch gesagt, dass ich keiner anderen E-Mails schreibe.«
»Ja, klar. Logisch.« Heather verschränkt die Arme über der Brust und baut sich vor ihm auf. »Das erklärt auch, warum in deinem E-Mail-Postfach ein ganzer Haufen E-Mails ist, die ihr euch geschickt habt.«
»Und woher weißt du das?« Mason wirft die Frage an sie zurück, als wäre es ein voller Wasserballon, der gleich platzt und beide durchnässt.
Heather verdreht genervt die Augen. »Du hast dich gestern Abend auf meinem PC nicht aus deinem Postfach ausgeloggt. Zuerst dachte ich, es sei mein Postfach, aber dann habe ich ein paar E-Mails überflogen und gesehen, dass es deine sind.«
Mason mustert sie interessiert. Offenbar überlegt er, ob er diese Erklärung schlucken soll oder nicht.
Natürlich ist es glatt
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