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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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ich, «es werden zwölfhundert Meter sein.»
    «Es ist furchtbar kalt», sagte Bill.
    Der Omnibus kam langsam auf die ebene Straße, die nach Burguete hineinführte. Wir überquerten eine Wegscheide und dann eine Brücke, die über einen Fluß ging.
    Die Häuser von Burguete lagen zu beiden Seiten der Straße. Es gab keine Seitenstraßen. Wir kamen an der Kirche und dem Schulhof vorbei, und der Omnibus hielt. Wir stiegen aus. Der Chauffeur reichte uns unsere Handtaschen und unseren Angelkasten herunter. Ein Gendarm mit dreieckigem Hut und ledernen gelben Streifen näherte sich uns.
    «Was ist da drin?» Er zeigte auf den Angelkasten.
    Ich öffnete ihn und zeigte es ihm. Er wollte unsere Angelkarten sehen; ich nahm sie heraus. Er besah sich das Datum, und dann winkte er uns zu.
    «Stimmt alles?» fragte ich.
    «Ja, natürlich.»
    Wir folgten der Straße bis zum Gasthaus, an den weißgewaschenen Steinhäusern vorbei, vor denen ganze Familien saßen und uns anstarrten.
    Die dicke Frau, der das Gasthaus gehörte, kam aus der Küche und schüttelte uns die Hand. Sie nahm ihre Brille von der Nase, wischte sie ab und setzte sie wieder auf. Im Gasthaus war es kalt, und der Wind fing an draußen zu blasen. Die Frau schickte ein Mädchen mit uns nach oben, um uns die Zimmer zu zeigen. Die Einrichtung bestand aus zwei Betten, einem Waschtisch, einem Kleiderschrank und einem großen, gerahmten Stich von Nuestra Senora de Roncesvalles. Der Wind stand auf den Fensterläden. Das Zimmer lag auf der Nordseite des Gasthauses. Wir wuschen uns, zogen Sweater an und gingen hinunter ins Eßzimmer. Es hatte einen Steinfußboden, eine niedrige Decke und Eichenpaneele. Die Fensterladen waren alle auf, und es war so kalt, daß man seinen eigenen Atem im Zimmer sah.
    «Mein Gott», sagte Bill, «morgen darf es aber nicht so kalt sein. Ich denke gar nicht daran, bei solchem Wetter einen Fluß entlangzuwaten.»
    In einer Ecke des Zimmers hinter den Tischen stand ein Klavier, und Bill fing an zu spielen.
    «Ich muß mich irgendwie warm halten», sagte er.
    Ich ging hinaus und suchte die Frau, um sie zu fragen, was das Zimmer und die Pension kosten sollten. Sie tat die Hände unter die Schürze und sah an mir vorbei.
    «Zwölf Peseten.»
    «Warum? Soviel haben wir ja in Pamplona bezahlt.»
    Sie sagte gar nichts, nahm nur ihre Brille von der Nase und wischte sie an ihrer Schürze ab.
    «Das ist zuviel», sagte ich. «Wir haben ja in einem richtigen, großen Hotel nicht mehr bezahlt.»
    «Wir haben ein Badezimmer eingerichtet.»
    «Haben Sie nichts Billigeres?»
    «Nicht im Sommer. Jetzt ist Hauptsaison.»
    Wir waren die einzigen Leute im Gasthaus. Na, dachte ich, schließlich sind’s nur ein paar Tage.
    «Ist der Wein inbegriffen?»
    «O ja.»
    «Na», sagte ich, «also schön.»
    Ich ging zu Bill zurück. Er blies mir seinen Atem entgegen, um zu zeigen, wie kalt es war, und spielte weiter. Ich saß an einem der Tische und betrachtete die Bilder an der Wand. Eines mit toten Kaninchen, eines mit toten Fasanen und ein Bild mit toten Enten. Die Bilder sahen alle dunkel und verräuchert aus. An der Wand stand ein Schrank mit Likörflaschen. Ich besah sie mir alle. Bill spielte immer noch.
    «Was meinst du zu einem heißen Rumpunsch?» sagte er. «Dies hier hält mich auf die Dauer nicht warm.»
    Ich ging hinaus und beschrieb der alten Frau, was ein Rumpunsch sei und wie man ihn mache. Nach ein paar Minuten brachte ein Mädchen einen steinernen, dampfenden Krug ins Zimmer. Bill kam vom Klavier her, und wir tranken den heißen Punsch und horchten auf den Wind.
    «Na, zuviel Rum ist da nicht darin.»
    Ich ging hinüber an den Schrank, holte die Rumflasche heraus und goß ein halbes Glas voll in den Krug.
    «Direkt handeln», sagte Bill, «schlägt jede Gesetzgebung.»
    Das Mädchen kam herein und deckte den Tisch zum Abendbrot.
    «Es weht hier oben wie verteufelt», sagte Bill.
    Das Mädchen brachte eine große, dampfende Schüssel mit Gemüsesuppe und Wein. Danach gab es gebackene Forellen, eine Art Zusammengekochtes und eine große Schüssel mit Walderdbeeren. Der Wein kostete uns nichts extra, und das Mädchen war zwar ein bißchen schüchtern, aber nett in der Art, wie sie ihn uns brachte. Einmal kam die alte Frau herein und zählte die leeren Flaschen.
    Nach dem Abendbrot gingen wir in unser Zimmer und rauchten und lasen im Bett, um warm zu bleiben. Einmal wachte ich nachts auf und hörte den Wind heulen. Es war angenehm, warm im Bett zu

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