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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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komm.»
    Ich korkte die Fundadorflasche zu und gab sie dem Barkellner zurück.
    «Noch einen Schluck», sagte Brett. «Meine Nerven sind kaputt.»
    Wir tranken beide noch ein Glas von dem sanften Amontilladoschnaps.
    «Komm», sagte Brett.
    Als wir aus der Tür traten, sah ich Cohn unter den Arkaden hervorkommen.
    «Also da wär er wieder», sagte Brett.
    «Er muß in deiner Nähe sein.»
    «Armer Teufel.»
    «Mir tut er nicht leid. Ich für meine Person hasse ihn.»
    «Ich hasse ihn auch», bebte sie. «Ich hasse seine verdammte Leidensmiene.»
    Wir gingen Arm in Arm durch die Seitenstraße, die von der Masse und den Lichtern des Platzes wegführte. Die Straße war naß und dunkel, und wir folgten ihr bis zu den Befestigungen am Rande der Stadt. Wir kamen an einigen Weinhandlungen vorbei, aus deren Türen Licht auf die schwarze, nasse Straße fiel und hin und wieder plötzliches Musikgetöse drang.
    «Willst du reingehen?»
    «Nein.»
    Wir gingen durch das nasse Gras auf die steinernen Festungswälle. Ich breitete eine Zeitung auf dem Stein aus, und Brett setzte sich hin. Unten in der Ebene war es dunkel, und wir konnten die Berge sehen. Der Wind wehte hoch und fegte die Wolken über den Mond. Unter uns waren die dunklen Graben der Befestigung. Hinter uns waren die Bäume und der Schatten der Kathedrale und die Silhouette der Stadt gegen den Mond.
    «Fühl dich doch nicht so gräßlich», sagte ich.
    «Ich fühle mich maßlos», sagte Brett. «Wir wollen nicht reden.»
    Wir sahen über die Ebene. Die langen Baumreihen standen dunkel im Mondlicht. Auf dem Weg, der in die Berge hinaufführte, sah man die Lichter eines Wagens. Oben auf dem Berggipfel sahen wir die Lichter des Forts. Unter uns links war der Fluß. Er war durch den Regen angeschwollen und schwarz und glatt. Die Bäume am Ufer sahen dunkel aus.
    Wir saßen und blickten hinab. Brett starrte gerade vor sich hin. Plötzlich zitterte sie.
    «Es ist kalt.»
    «Willst du zurückgehen?»
    «Ja, durch den Park.»
    Wir kletterten hinunter. Es bedeckte sich wieder. Im Park unter den Bäumen war es dunkel.
    «Jake, liebst du mich noch?»
    «Ja»,sagte ich.
    «Ich bin erledigt, ich kann nicht mehr», sagte Brett.
    «Wieso?»
    «Ich bin erledigt, ich kann nicht mehr. Ich bin verrückt nach diesem Romero. Ich glaube, ich bin in ihn verliebt.»
    «Ich wär’s nicht an deiner Stelle.»
    «Ich kann’s doch nicht ändern. Ich kann nicht mehr. Es zerbrennt mir alles innerlich.»
    «Tu’s nicht.»
    «Ich kann nicht anders. Ich kann nicht dagegen an.»
    «Du müßtest aber mal aufhören.»
    «Wie kann ich denn? Ich kann die Dinge nicht anhalten. Fühl mal.» Ihre Hand zitterte. «So bin ich durch und durch.»
    «Du solltest es nicht.»
    «Ich kann nicht anders. Mit mir ist es sowieso aus und vorbei. Siehst du nicht den Unterschied?»
    «Nein.»
    «Ich muß was anstellen. Ich muß was tun, etwas, was ich wirklich gern möchte. Ich hab mein ganzes Selbstgefühl verloren.»
    «Das brauchst du aber nicht zu machen.»
    «Ach, Liebling, mach keine Schwierigkeiten. Was glaubst du denn, was es für mich heißt, diesen verdammten Juden ständig auszuhalten und dann noch das Benehmen von Mike?»
    «Gewiß.»
    «Ich kann mich nicht die ganze Zeit über betrinken.»
    «Nein.»
    «O Liebling, hilf mir doch. Bitte, steh mir bei und hilf mir.»
    «Gewiß.»
    «Ich sag ja nicht, daß es richtig ist. Aber es ist richtig für mich. Weiß Gott, ich hab mich nie so hurenhaft gefühlt wie heute.»
    «Was soll ich denn tun?»
    «Komm», sagte Brett, «wir wollen ihn suchen.»
    Wir gingen zusammen den Kiesweg in dem dunklen Park unter den Bäumen entlang und dann unter den Bäumen hervor und durch das Tor auf die Straße, die in die Stadt führte.
    Pedro Romero war im Café. Er saß mit den anderen Stierkämpfern und Stierkampfkritikern an einem Tisch. Sie rauchten Zigarren. Als wir eintraten, sahen sie auf. Romero lächelte und verbeugte sich. Wir setzten uns an einen Tisch in der halben Tiefe des Zimmers.
    «Fordere ihn doch auf, sich zu uns zu setzen und was zu trinken.»
    «Jetzt nicht. Er wird schon kommen.»
    «Ich kann ihn nicht ansehen.»
    «Er ist ein erfreulicher Anblick», sagte ich.
    «Ich hab immer das gemacht, was ich gewollt habe.»
    «Ich weiß.»
    «Ich fühl mich so hurenhaft.»
    «Na», sagte ich.
    «Mein Gott», sagte Brett. «Was man als Frau alles durchmachen muß.»
    «Ja?»
    «Ach, ich fühl mich so hurenhaft.»
    Ich sah hinüber zu dem anderen Tisch. Pedro Romero

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