Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
und sah, dass das Taxi versuchte, auf
gleiche Höhe mit ihnen zu kommen; er wollte gerade etwas sagen, als Spocatti
das Steuer nach rechts riss. Plötzlich war das schrammende Geräusch von Metall
auf Metall zu hören, der Schall einer Autohupe, und das Taxi befand sich wieder
hinter ihnen – mit einer verbeulten Vorderfront.
Mit
quietschenden Reifen bogen sie in die Second Avenue ein. Obwohl der Verkehr
hier dichter war, gelang es dem Taxi erneut, auf gleiche Höhe mit ihnen zu
ziehen. Michael schaute zu dem Fahrzeug hinüber. Gerade in dem Augenblick, in
dem er ein Funkeln von Stahl im hinteren Seitenfenster des Taxis sah, brauste
Spocatti nach rechts, fuhr über eine rote Ampel und bog in die Neunzehnte
Straße ein; hinter ihnen blies eine Verkehrspolizistin in ihre Trillerpfeife.
Das
Taxi folgte noch immer.
„Wie
können sie nicht abschütteln,” sagte Spocatti. „Der Fahrer ist zu erfahren. Um
am Leben zu bleiben, wird er alles tun, was diese Leute von ihm verlangen. Die
werden wir nie loswerden, es sei denn, Sie hören mir aufmerksam zu und machen
genau das, was ich Ihnen sage.”
Michael
war von der Ruhe in Spocattis Stimme überrascht – wie gemessen und
präzise seine Worte waren. „Was muss ich tun?”
Vincent
sagte es ihm.
Michael
erwiderte, dass man ihn erschießen werde.
„Nein,
das wird nicht geschehen. Wenn diese Männer Sie töten wollten, dann hätten sie
das schon früher getan. Los jetzt.”
Michael
kletterte nach hinten. Er kämpfte sich durch eine ganze Reihe großer Kartons.
Er schaute durch die Windschutzscheibe. Sie näherten sich rasch der Third
Avenue. Der Verkehr in der Neunzehnten Straße war zu einem Stillstand gekommen.
Wenn die rote Ampel vor ihnen nicht bald auf Grün umschaltete, gäbe es kein
Entkommen – ganz egal, was für ein guter Fahrer Spocatti auch sein
mochte, und ganz egal, wie exakt Michael dessen Anweisungen ausführte.
Um
sich abzustützen, hielt sich Michael an einer rostigen Eisenstange fest, die an
der Metallwand hinter ihm festgeschraubt war. Er wartete; das Adrenalin schoss
durch seinen Körper. In seinem ganzen Leben war er noch nie so angefüllt
gewesen mit Hass und Angst – Hass auf seinen Vater, auf Santiago, auf die
Männer, die sie jagten, und Angst um sein Leben.
Er
erinnerte sich an den brualen Tod seines Hundes, und die Angst verwandelte sich
in Wut.
Die
Ampel am Ende der Straße wurde grün, der Verkehr setzte sich in Bewegung, und
Spocatti sagte: „Jetzt, Michael.”
Michael
packte die Eisenstange fester, warf die Tür mit der freien Hand auf und war
überrascht von dem plötzlichen Sog des Windes. Er sah den verblüfften Ausdruck
in den Gesichtern der Männer in dem Taxi, sah, wie sie nach ihren Waffen
griffen, und kickte dann die Kartons zu seinen Füßen – einen nach dem
anderen – in einem steten Fluss von Pappe hinaus.
Der
Fahrer war überfordert.
Er
schwenkte erst nach links, dann nach rechts, wobei er versuchte, den Kartons
auszuweichen, aber er stellte es nicht allzu geschickt an. Die Kisten fielen
auf die Motorhaube, rutschten über die Windschutzscheibe und behinderten die
Sicht des Fahrers. Michael wandte sich ab, um noch mehr Kartons hinauszutreten,
aber als er sich umkehrte, brach die Eisenstange, an der er sich festhielt, aus
ihrer Verankerung, und er stürzte aus dem Transporter. Sein Kopf und seine eine
Schulter schlugen auf dem Pflaster auf, während er sich abrollte.
Das
Taxi kam mit qualmenden Reifen hinter ihm zum Halten. Als er so dalag, benommen
und in einem sich vor Schmerzen krümmenden Körper, beobachtete er ungläubig,
wie Spocatti um die Ecke Richtung Third Avenue weiterfuhr und ihn einfach
zurückließ. Er wandte den Menschen auf dem Gehweg den Kopf zu. Sie waren
entweder erschrocken ein paar Schritte zurückgewichen, oder sie gingen mit
gesenkten Häuptern eilig weiter. Niemand half ihm. Er musste weg von hier.
Er
versuchte, auf die Füße zu kommen, aber er war zu schwach. In der Ferne hörte
er das Heulen von Polizeisirenen und dann das unvermittelte Öffnen von
Autotüren und die beherrschte Stimme eines Mannes, der sagte: „Schafft ihn auf
den Rücksitz.”
Im
selben Moment, in dem Michael wahrnahm, dass der Mann mit einem französischen
Akzent sprach, hoben ihn starke Arme vom Pflaster auf und schoben ihn in den
Fond des Taxis. Michael wusste, dass alles vorbei war, als er Ethan Cain in die
Augen schaute.
* * *
Sie
fuhren zu Michaels Apartment zurück.
Die
Stadt flog an
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