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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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brauchte ihn nur anzusehen, schon wusste man, dass man mit ihm spielen musste.
    »Mummy hat mich sogar in einem alten Wagen herumgezogen, den wir in der Garage gefunden haben. Es ist nicht dasselbe wie ein Fahrrad, aber ich wollte es unbedingt versuchen.«
    »Verstehe«, sagte Quentin. »Ich kann mir gut vorstellen, wie du auf diese Idee gekommen bist.«
    »Wir können es aber weiter versuchen«, sagte der Junge. »Es macht Spaß. Ich heiße Thomas.«
    Er hielt Quentin tatsächlich seine kleine Pfote hin, wie ein winziger außerirdischer Botschafter. Armes Kind. Er konnte nichts dafür. Vermutlich wurde er von seinen Eltern so chronisch vernachlässigt, dass er irgendwelche Partygäste erpressen musste, damit sie ihm Aufmerksamkeit schenkten. Er erinnerte Quentin an die ferne Eleanor, das kleine Mädchen auf der Außeninsel.
    Das Schreckliche war, dass Quentin vorhatte, sich auf ihn einzulassen, jedoch mit seinen eigenen Hintergedanken. Er ergriff die hingestreckte Hand. Er spielte nicht mit Thomas, weil er ihm leidtat, obwohl er durchaus Mitgefühl für ihn empfand, sondern, weil Thomas ein wertvoller Verbündeter war. Erwachsene gelangten nie alleine nach Fillory, jedenfalls nicht ohne magischen Knopf. Es waren immer die Kinder. Quentin erkannte, dass er einen einheimischen Führer als Köder brauchte. Wenn er den kleinen Thomas vorschickte wie einen Jagdhund durch das Moor, könnte er vielleicht das ein oder andere Portal aufspüren. Er würde Thomas als Lockvogel benutzen.
    »Kannst du mir einen Drink besorgen?«, bat er Josh, als Thomas ihn fortzog. Im Vorbeigehen fasste Quentin Poppy fest an der Hand. Der
Misery train
verließ den Bahnhof, und Quentin hatte nicht vor, allein zu reisen.
    Ohne dass Quentin und Poppy viele Fragen stellen mussten, erfuhren sie, dass Thomas’ Eltern das Chatwin-Haus vor ein paar Jahren den Kindern Fiona Chatwins abgekauft hatten, wobei Thomas und seine Eltern selbst über mehrere Ecken herum – die Quentin nicht nachvollziehen konnte – mit Plover verwandt waren. Vielleicht stammte ihr Reichtum daher. Thomas war hellauf begeistert gewesen, als er es erfuhr. Seine Freunde in der Schule waren ja alle so neidisch gewesen! Natürlich hatte er jetzt lauter neue Freunde, denn vorher hatten sie in London gewohnt, und jetzt wohnten sie in Cornwall. Aber seine Freunde hier waren viel netter, und er vermisste London nur, wenn er an die Regenwald-Ausstellung im Zoo dachte. Ob Quentin je im Londoner Zoo gewesen sei? Und wenn er wählen könne, wäre er lieber ein asiatischer Löwe oder ein Sumatra-Tiger? Und ob er wüsste, dass es einen Affen gab, der Red Titi Monkey hieß? Das war nicht unanständig, man durfte das sagen, weil es ja der Name für einen echten Affen war. Und ob er nicht auch fände, dass Kindermord unter bestimmten extremen Umständen ethisch absolut gerechtfertigt werden könne?
    Im Schlepptau von Thomas, der Lokomotive, erkundeten sie die Umgebung. Zu dritt unternahmen sie eine gründliche Durchsuchung des Obergeschosses, inklusive des Speichers und sämtlicher Schränke. Sie umrundeten auch sieben- oder achtmal den weitläufigen Park unter besonderer Berücksichtigung von Nagerbauten, Gespensterbäumen und Büschen, in denen sich sogar Erwachsene hätten verstecken können. Währenddessen sorgte Josh für den Getränkenachschub und drückte Quentin jedes Mal, wenn er vorbeikam, einen Gin Tonic in die Hand, wie ein Zuschauer, der Marathonläufern isotonische Getränke reicht.
    Es hätte schlimmer kommen können. Von der hinteren Terrasse aus betrachtet, war das Anwesen sogar noch spektakulärer als von vorne. Ein mustergültiges englisches Landgut war mit schierer Gewalt aus der rauen kornischen Landschaft herausgehauen worden, einschließlich eines flachen, stillen Swimmingpools, der durch die Kunst eines Gartenarchitekten kaum anachronistisch wirkte. Jenseits davon erstreckte sich nach allen Seiten hin ein regelrechtes Burgvogt-Panorama bis in weite Ferne, grüne Hügel, gelbbraune Heuwiesen und Minidörfer, weichgezeichnet vom sanften Licht eines goldenen englischen Sonnenuntergangs.
    Thomas genoss die Aufmerksamkeit. Und Poppy – das musste man ihr lassen – schlug sich wirklich wacker. Obwohl sie dabei nichts zu gewinnen hatte, machte sie sofort mit und zeigte richtig Einsatz. Außerdem war sie im Kinderbespaßen besser als Quentin, abgehärtet durch manchen Grabenkampf als Babysitter.
    Wie vorauszusehen, endete alles in Thomas’ Zimmer. Um halb elf konnte

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