Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
Reineke Fuchs. Sie waren reingelegt worden, und zwar gewaltig.
»Scheiße!«
Das war Aschmodais Stimme. Sie begriff schnell. Im selben Moment schlugen mit einem lauten Knall alle Fenster und die Tür gleichzeitig zu, als sei jemand in wilder Rage hinausgestürmt. Das Mondlicht erlosch, als wäre ein Schalter umgelegt worden.
O Gott, o Gott, o Gott. Die Angst durchfuhr Julia wie ein plötzlicher Stromstoß, und sie zuckte am ganzen Körper zusammen. Sie hatten den Daumen rausgehalten und waren ins falsche Auto gestiegen. Sie waren betrogen worden, genau wie die Madonna in einer der alten Geschichten betrogen und in die Unterwelt geschickt worden war. Wenn die Madonna überhaupt existierte. Vielleicht gab es sie gar nicht. Vielleicht war das alles nur ein übler Scherz. Julia warf ihre Kerze nach dem Fuchs. Sie prallte von Seinem Bein ab und erlosch. Julia hatte sich Reineke Fuchs als verspielte, koboldhafte Gestalt vorgestellt, doch so war er nicht. Er war ein Monster, und sie waren mit Ihm eingeschlossen.
Reineke sprang elegant vom Tisch wie ein Kirmesakrobat. Jetzt, nachdem Er sich bewegt hatte, konnte sich auch Julia wieder rühren. Angriffsmagie war nicht ihre Stärke, aber sie kannte sich mit Schutzschilden aus und hatte einige hammerharte Rückschleuder- und Bannzauber in petto. Nur für den Notfall begann Julia, Schutzzauber und Schutzschilde zwischen sich und dem Gott aufzutürmen, so dick, dass die Luft bernsteinfarben und dunstig wurde, getöntes Glas und Hitzeflimmern. Sie hörte, wie Pouncy neben ihr, immer noch ganz ruhig, einen Bann vorbereitete. Die Situation war nicht hoffnungslos. Es hat nicht funktioniert, also lasst uns das Arschloch loswerden, und dann nichts wie raus hier. Auf nach Griechenland.
Doch sie hatten nur wenig Zeit. Reinekes Maul war mit spitzen Zähnen bewehrt. Das war typisch für diese Trickster: Nie waren sie wirklich komisch. Wenn Er auf sie zukäme, ja, sie auch nur ansehen würde, dachte Julia, würde sie jeglichen Zauber auf der Stelle seinlassen und losrennen, auch wenn sie nirgendwo hinkonnte. Zweimal geriet sie ins Stottern, ihre Stimme versagte, und sie musste den Zauber von vorn beginnen. Es musste von Anfang an Betrug gewesen sein. Das wurde ihr jetzt klar. Es hatte nie eine Madonna unter der Erde gegeben. Oder? Sie existierte nicht. Julia hätte heulen können vor Angst und Trauer.
Der Fuchs blickte sich um und zählte Seine Beute. Falstaff – oh, Falstaff! – griff als Erster an. Er schlich sich von hinten an den Fuchs heran, sehr leichtfüßig für einen so schweren Mann. Er hatte seine Kerze in eine Art Flammenwerfer verwandelt und richtete diesen mit beiden Händen auf das Ungeheuer. Trotz seiner Größe wirkte er winzig neben einem wahren Riesen. Kaum schlug die Flamme hervor, als sich Reineke plötzlich umdrehte, Falstaff am Gewand packte, ihn mit einer Hand zu sich zog und ihn in die Armbeuge hob als wolle Er ihm eine Kopfnuss verpassen. Doch Er verpasste ihm keine Kopfnuss. Er drehte Falstaff den Hals um wie ein Bauer einem Huhn und ließ ihn zu Boden fallen.
Er landete auf Gummidgy, die sich noch nicht wieder geregt hatte. Seine Beine zuckten wie unter Strom. Julia blieb die Luft weg. Ihr war, als müsse sie ersticken, und sie drohte, das Bewusstsein zu verlieren. Am anderen Ende des Zimmers machten sich die andern bereits zu dritt am Schloss zu schaffen. Zusammen arbeiteten sie an einem Entriegelungszauber, Iris in der Mitte: mächtige Magie, sechshändig. Reineke kam jetzt so richtig in Fahrt. Er summte ein lustiges provenzalisches Liedchen, hob den großen Marmorsteinblock mit beiden Händen hoch und warf ihn auf sie. Zwei wurden davon zerquetscht. Der dritte – es war Fiberpunk, der Metamagier, der mit den vierdimensionalen Körpern – hielt eisern durch, nervenstark trotz der Bedrohung. Er übernahm die Arbeit von allen dreien, ohne einmal abzusetzen. Julia hatte ihn immer für einen Blender gehalten, weil er so viel Unsinn schwafelte, doch er hatte Mumm. Er ratterte eine wahnsinnig komplizierte reflexive Öffnungssequenz herunter wie nichts.
Reineke fasste ihn mit Seinen beiden großen Händen um die Brust wie eine Puppe und warf ihn hinauf an die zehn Meter hohe Decke, als wolle Er ihn dort festkleben. Fiberpunk knallte mit voller Wucht dagegen, lebte aber wahrscheinlich noch, als sein Kopf im Sturz gegen die Tischkante prallte. Sein Schädel platzte auf wie eine reife Cantaloup-Melone, und blutige Gehirnmasse spritzte fächerförmig auf
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