Film ab im Internat
die Schuld an dem ganzen Schlamassel, denkt sie. Ich kann schließlich nichts dafür, dass Paula sich erschreckt hat und weggeflogen ist. Blöde Filmerei!
Sie setzt sich auf den Bootssteg, spürt das warme Holz unter sich und lässt die Füße baumeln. Ihr Blick wandert über das glatte Wasser, während sie sich ein Gummibärchen nach dem anderen zwischen die Zähne schiebt. Die klebrige Süße hat etwas sehr Beruhigendes.
Die Tüte ist fast leer, als es plötzlich unangenehm in ihrem Unterleib zieht. Gleichzeitig wird ihr ein bisschen übel. Sie legt sich die Hand auf den Bauch und versucht, möglichst flach zu atmen. Die Übelkeit lässt etwas nach, aber das Ziehen bleibt.
„Hallo, Carlotta“, sagt eine Frauenstimme. „Was machst du denn hier um diese Zeit? Hast du keinen Unterricht?“
Carlotta dreht sich um. Frau Blum steht auf dem Weg, ein Fahrrad neben sich und einen Weidenkorb in der Hand. Ein paar Stangen Porree lugen über den Rand.
Im Schnelldurchlauf erzählt Carlotta Jonas’ Mutter, was passiert ist.
„Ach herrje“, lacht die. „Das ist ja eine tolle Bescherung! Jonas hat mir erzählt, dass du eine Rolle bekommen hast. Er ist erst in ein paar Tagen dran. Mach dir mal keine Sorgen. Der Papagei taucht bestimmt bald wieder auf. Der ist doch abgerichtet.“
Carlotta nickt. Plötzlich ist die Übelkeit wieder da. Sie holt tief Luft.
„Sag mal, geht’s dir nicht gut?“, erkundigt sich Frau Blum sofort. „Du bist ganz blass!“
„Ich weiß nicht …“, ächzt Carlotta. „Ich glaub, ich hab zu viele Gummibärchen gegessen.“ Sie zeigt auf die halb leere Tüte.
„Dann komm am besten erst mal mit zu mir“, schlägt Frau Blum vor. „Das ist bestimmt die Aufregung. Du legst dich ein bisschen aufs Sofa, ich koche dir einen schönen Tee, und dann geht es dir gleich besser.“
Carlotta überlegt. Maria hat gesagt, dass Pause ist, aber sie hat nicht gesagt, wie lange diese Pause dauert. Die Aussicht auf ein wenig Ruhe, ein Sofa und eine Tasse Tee ist sehr verlockend.
„Danke“, sagt sie und rappelt sich hoch. „Das klingt gut.“
Jonas’ Mutter lächelt. „Kein Problem.“
Ein paar Minuten später liegt Carlotta auf dem Sofa in dem alten Fachwerkhäuschen am See und lässt sich von Frau Blum verwöhnen. Das Angebot einer Wärmflasche hat sie dankend abgelehnt, aber der Tee schmeckt lecker.
„Fencheltee“, sagt Frau Blum und mustert Carlotta aufmerksam. „Der entspannt und beruhigt den Magen. Sag mal, kann es sein, dass du deine Periode bekommst? Bei manchen jungen Mädchen kündigt sich die Regel so an. Mit ziehenden Schmerzen und Übelkeit.“
„Keine Ahnung“, sagt Carlotta etwas verlegen. „Ich hatte meine Tage noch nicht.“
„Dann bleib am besten ein bisschen liegen und ruh dich aus“, sagt Frau Blum. „Und wenn du dich besser fühlst, gehst du zur Toilette und schaust nach.“
„Okay.“ Carlotta nickt.
Frau Blum verschwindet irgendwo im Haus.
Carlotta überlegt, ob Jonas’ Mutter Recht haben könnte.
„Das wär ja ein Ding“, sagt sie leise zu sich selbst. Am liebsten würde sie aufstehen und gleich mal nachsehen. Aber was macht sie dann? Wenn sie wirklich ihre Regel bekommen hat, braucht sie doch was. Tampons, Binden, irgendetwas. Hilfe!
Frau Blum kommt zurück und sagt: „Ich hab dir im Bad ein paar Sachen zurechtgelegt. Falls du Hilfe brauchst oder Fragen hast, sag einfach Bescheid.“ Sie schenkt noch einmal Tee nach und setzt sich neben Carlotta auf das Sofa. Die Hunde kommen herein und wollen gestreichelt werden. „Das sind ziemlich spannende Zeiten für Mädchen, was?“
„Und wie!“, nickt Carlotta.
Die Hunde bellen plötzlich und laufen hinaus in den Garten.
Frau Blum steht wieder auf. „Ich schau mal nach, was da los ist. Wahrscheinlich der Postbote.“
Auch Carlotta steht auf. Sie fühlt sich ganz normal. Der Bauch tut überhaupt nicht mehr weh, und schlecht ist ihr auch nicht mehr. Bestimmt war es nur falscher Alarm.
Trotzdem geht sie vorsichtshalber auf die Toilette.
Sie dreht den Schlüssel im Schloss herum und sieht, was Frau Blum ihr hingelegt hat: ein paar Monatsbinden, eine Schachtel mit Tampons, einen Waschlappen und sogar einen frischen Frotteeslip. Der ist zwar zwei Nummern zu groß, aber nagelneu. Das Preisschild klebt noch daran.
Carlotta lächelt. Das ist wirklich superlieb von Jonas’ Mutter.
Sie setzt sich auf die Toilette und erschrickt. Da ist tatsächlich etwas Blut in ihrem Slip. Nur ganz wenig, aber immerhin. Ach
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