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Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Titel: Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kolja Alexander Bonke
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Kiffers, ich verfolge einen Plan. Okay, vielleicht bin ich auch ein paranoider Kiffer. Oder besser: Ich war einer …
     
    Ab sofort werde ich abstinent leben. Und ich spreche hier von echter Abstinenz. Enthaltsamkeit wie in meiner
Straight-Edge
-Zeit, nur eben mit mehr Muskeln, weniger Pickeln und einem Plan. Denn was ich vorhabe, schaffe ich nur nüchtern.
     
    ♫
„I’m as straight as the line that you sniff up your nose
    I’m as hard as the booze that you swill down your throat
    I’m as bad as the shit you breathe into your lungs
    And I’ll fuck you up as fast as the pill on your tongue“
    (Project X — Straight Edge Revenge)
     
    Ich will nur ein einziges Mal etwas richtig machen. Nur dieses eine Mal etwas zu Ende bringen. Einen Plan wirklich durchziehen. Ich habe in meinem ganzen Leben nie etwas fertig gemacht. Nur dieses eine Mal. Bitte.
     
    Statt die Scherben zu entsorgen ziehe ich mir Schuhe an.
     
    Widerwillig ratternd fährt mein Rechner hoch. Die alte Mühle hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Ein über fünf Jahre alter
Toshiba Satellite
, an dem nacheinander fast alles verreckt ist, was an einem Laptop verrecken kann. Das Laufwerk hat als erstes die Ohren angelegt — wenig überraschend und typisch für portable Rechner. Okay, in Nullkommanix ein externes drangehängt. Danach war die Tastatur fällig, auch die wurde ohne zu Murren durch eine andere ersetzt. Als sich dann aber auch das Display verabschiedet hat, das ich abbauen musste, um mit einem externen Flachbildschirm komfortabel arbeiten zu können, machte sich doch leichter Unmut breit: Statt einem tragbaren Computer stand da plötzlich ein vollkommen unbeweglicher Frankenstein-PC im Kabelsalat, der seitdem für jeden Besucher das Highlight meiner Behausung darstellt. Es wäre wirklich Zeit für einen neuen, aber ich bezweifle, dass sich eine solche Investition für mich noch lohnen würde.
     
    Kaum zehn Minuten sind seit Betätigung des Power-Knopfes vergangen und schon verschwindet der
Windows
-Bildschirm. Obskure Programme und Warnmeldungen tauchen sekundenlang vor dem Desktop-Hintergrund auf und wieder ab, während die Festplatte kratzt, dass einem angst und bange wird. Interessant, den ein oder anderen
Windows Service-Pack
scheine ich verpasst zu haben.
     
    Auf zu
Facebook
, schließlich muss ich schnüffeln. Halil hat inzwischen das Profilfoto gewechselt, statt Kampfhund hat er jetzt seinen
BMW
im Arm.
     
    Einige seiner Freunde haben offen zugängliche Pinnwände, wie praktisch.
     
    „Heute Abend wie immer mit alle Jungs?“
     
    Über Datenschutz und Gefahren durch
Facebook
scheint sich meine kurdische Lieblingsgroßfamilie noch keine Gedanken gemacht zu haben — ratzfatz weiß ich über ihr Stammlokal Bescheid. Dieses stinkende Dreckloch im Bahnhofsviertel kenne ich sogar, einmal habe ich mich dorthin verirrt.
     
    Für den Namen der Gaststätte

liefert
Google
mir die genaue Adresse. Für die Adresse bekomme ich dann ein Wohnungsinserat der Wohnung im ersten Stock, die zum Verkauf steht — mit Grundriss. Okay, es wird Zeit einen Ordner für dieses Projekt anzulegen …
     
    Die Kneipe scheint fast genau gleich aufgebaut zu sein wie die Wohnung darüber. Ich drucke den Grundriss aus und ergänze Damen- und Herrentoiletten aus der Erinnerung. Mein Gedächtnis begeistert mich, ich sehe schon, die Abstinenz und ich — ein tolles Team. Ich kann mich sogar an ein Fenster in einer Kabine des Herrenklos erinnern. Wäre doch gelacht, wenn man da nicht einsteigen könnte.
     
    Ab in meinen Keller. Über hundert Jahre ist der alt, im zweiten Weltkrieg diente er als Schutz vor den Angriffen der Alliierten. Wenn man die nicht ganz ungefährlichen Treppen hinunter geht, kann man heute noch entsprechende Kreide-Hinweise an den Wänden lesen: „Luftschutzbunker“ und einige lachende Totenschädel vermitteln ein eigenartiges Gefühl.
     
    Dieser modrige Geruch gefällt mir. Ich pflüge durch meinen Saustall im Keller und vertreibe handtellergroße Spinnen. Alte Bilder, Klamotten und Tapes fliegen durch zwei Quadratmeter Kellerraum, prallen an den Wänden ab und verteilen sich auf dem staubigen Boden. Irgendwo muss sie doch sein.
     
    „Au Fuck!“
     
    Blut rinnt aus meiner rechten Handfläche, ein sicheres Zeichen dafür, dass ich sie gefunden habe. Du lieber Himmel, wie scharf diese Axt nach all den Jahren noch ist. Ist mir mal in irgendwelchen Ferien auf dem Bauernhof zugelaufen, das gute Stück. Geht durch Holzblöcke wie

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