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Filmriss

Filmriss

Titel: Filmriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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Kumpel.«
    »Und Marlon sieht das auch so?«
    Die Frage schien ihm peinlich zu sein.
    »Ich hab ihm mal geholfen, als ihm so’n Typ an den Kragen wollte. Auf einem Konzert mit seiner Band damals. Seine Freundin ist auf Marlon abgefahren, das hat dem Typ nicht gepasst.«
    »Du?« Manches kann ich mir nicht vorstellen. »Sorry, abe r …«
    Jetzt lief er knallrot an, ich hatte ins Schwarze getroffen.
    »Frag doch Marlon«, meinte er.
    »Hör auf rumzuspinnen«, schnauzte ich. »Du hast ihm wahrscheinlich die Story aufgetischt, um dich bei ihm einzuschleimen.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Weil es so ist. Wetten?«
    Er schwieg, das war praktisch ein Schuldeingeständnis.
    Ich machte die Augen wieder zu und träumte mich zurück zu Marlon an den Strand: Wir knutschen ohne End e … Meine Lippen tun schon richtig we h …
    Auf einmal war mein Glas wieder leer, das ging echt schnell. Aber noch ehe ich was sagen konnte, war schon das nächste da. Karsten mutierte zum Gentleman. Kein Wunder, schließlich kenne ich jetzt ja sein kleines Geheimnis, flüsterte eine boshafte Stimme in meinem Kopf.
    Ich trank schnell weiter. Ich wollte nicht, dass die ganze schöne Leichtigkeit sich in Luft auflöste. Irgendwann war es trotzdem vorbei. Mein Kopf wurde wieder genauso bleischwer wie vorher.
    Karsten meinte, ich sähe blass aus und ich solle besser noch einen Schluck trinken, dann ginge es gleich wieder bergauf. Er hielt mir das Glas hin, das noch nicht ganz leer war, und führte den Strohhalm an meine Lippen, so als würde er mir Medizin geben, und ich trank.
    Plötzlich rüttelte er mich am Arm. Vielleicht war ich eingeschlafen? Keine Ahnung. »Hey, Kleine. Ich fahr dich jetzt besser nach Hause. Muss eh wieder zurück zur Werkstatt.«
    Er ließ die Rechnung kommen und zahlte. Ich war total wackelig auf den Beinen. Ein paarmal musste er mich stützen, auf der blöden Rolltreppe wär ich fast hingefallen.
    Dabei merkte ich natürlich, dass Karsten mich so komisch angegrapscht hat. Immer da, wo seine Hände absolut nicht hingehörten. Wahrscheinlich dachte er, dass ich zu bedröhnt sei, um es zu merken, aber da hatte er sich geschnitten. Nur groß was dazu sagen konnte ich nicht mehr oder ihm eine reinhauen, was er auf jeden Fall verdient hätte. Ich musste zu sehr aufpassen, dass ich mich nicht langlegte. Mein Mund war innen ganz trocken und klebrig.
    Als wir bei mir zu Hause ankamen, war Mum zum Glück noch nicht da. Das hab ich gleich daran gesehen, dass ihr Auto nicht vorm Haus stand. Obwohl heute der Tag ist, an dem sie schon mittags Schluss macht im Büro. Wahrscheinlich war sie noch shoppen. Dad arbeitet sowieso bis in die Nacht.
    Ich stank garantiert zehn Meilen gegen den Wind. Mum hätte mir sicher auf keinen Fall die Ausrede abgenommen, dass wir im Chemieunterricht mit Alkohol experimentiert hatten. Sie hätte mich entlarvt und es später brühwarm Dad erzählt. Das ist so ihr Stil. Wenn irgendwas unangenehm wird, lässt sie ihn das regeln und geht in der Zwischenzeit zum Friseur.
    Karsten sprang aus dem Wagen, wetzte auf die Beifahrerseite und riss die Tür für mich auf, wie es die Chauffeure in Filmen immer tun.
    Ich fragte ihn, was das solle und ob ich vielleicht nicht allein aussteigen könne.
    Das Auto war so ein Abschleppwagen. Es stank nach altem Öl und muffigen Polstersitzen. Auf einmal musste ich kichern.
    »Was ist denn?«, fragte Karsten.
    »Na, ein Abschleppwagen«, antwortete ich.
    »Ja«, meinte er völlig humorfrei. »Das ist ein Abschleppwagen, wieso?«
    Ich hab nur noch gelacht. Und er kapierte nicht, warum. Karsten wollte mich dann noch zur Haustür bringen.
    Wie in so einem doofen 60er-Jahre-Film, dachte ich bei mir und ranzte ihn an: »Bin ich vielleicht krank oder was?«
    Wahrscheinlich wollte er nur wieder an mir rumfingern. Jetzt versuchte er, mich am Ellbogen aus dem Auto zu ziehen. Ich konnte ihn aber abschütteln wie eine aufdringliche Fliege. Die Polster in der Karre waren dermaßen alt und platt gesessen, dass ich mehrere Versuche brauchte, um rauszukommen. Draußen legte ich mich beinahe flach. Karsten ging mir ganz schön auf den Wecker. Ohne ihn hätte ich mich auch nicht so besoffen. Wie denn auch? Ich hab weder Geld noch bin ich achtzehn.
    »Tu mir den Gefallen und zieh ab«, sagte ich. »Verpiss dich.«
    »Abe r …«
    Ich musste mich total anstrengen, um nicht zu wanken. Karsten blieb stehen wie eine Marionette, und ich spürte förmlich, wie er mir auf den Hintern glotzte, das

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