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Filmriss

Filmriss

Titel: Filmriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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Salamipizza, die mag ich am liebsten. Hunger hab ich eigentlich nicht, auch wenn ich eben noch was anderes behauptet habe.
    Natürlich will ich wissen, was er mir zu sagen hat. Aber er macht es spannend und tut so, als hätte er die Sache ganz vergessen.
    »Nun, was ist?«, platzt es aus mir raus. »Kriegst du die Stelle?«
    Er grinst, klappt die Karte halb zu, behält aber einen Finger drin.
    »Wenn nichts dazwischenkommt, ja.« Er strahlt mich an. »Es ist zwar noch nichts unterschrieben, aber eine mündliche Zusage hab ich seit heute. Vom Kurdirektor persönlich.«
    »Wow, das ist ja super!« Ich lege meine Hand auf seine. »Ich freu mich für dich.«
    »Ja«, sagt er. »Ich freu mich auch. Nächstes Jahr wird es auf unserem Konto besser aussehen. Dann können wir uns vielleicht endlich mal ein neues Auto leisten.«
    Darauf wartet er schon lange, unser Wagen fällt fast schon beim Fahren auseinander, es wird höchste Zeit.
    Mein Vater bestellt Frutti di Mare und Wasser.
    »Kriege ich ein Alster?«
    »Du bist fünfzehn.« Seinen plötzlichen Ernst kann ich nicht verstehen.
    »Eben«, sag ich. »Ich bin fünfzehn. Und schließlich gibt es was zu feiern. Da kann man doch mal eine Ausnahme machen.«
    »Na, von mir aus.« Er lächelt ein bisschen.
    »Ein Alster«, ruf ich dem kleinen, dicken Kellner zu, dessen schwarzes Haar glänzt wie eine Speckschwarte.
    »Ein kleines«, sagt mein Vater.
    »Prego, Signorina«, schleimt der Kellner.
    Sein Charme stammt ungefähr aus dem vorletzten Jahrhundert. Er nervt, aber nach seinem Abgang tritt plötzliches Schweigen an unseren Tisch und ich wünsche ihn mir fast zurück.
    Ich weiß nicht, warum, aber die Stimmung hat einen Dämpfer gekriegt. Ich hab ganz plötzlich das Gefühl, dass die neue Stelle nicht das Einzige ist, worüber er mit mir sprechen will. Da lauert noch was anderes im Hintergrund, ich spür es deutlich. Wenigstens trieft weiter dieses Schlagerzeug aus den Lautsprechern, sonst wäre es echt bedrückend. Als die Getränke kommen, würde ich dem Kellner am liebsten um den Hals fallen. Aber viel zu schnell verschwindet er wieder.
    »Ist irgendwas?«, frag ich. »Du bist plötzlich so still.«
    »Deine Mutte r …«, fängt mein Vater an, hört aber gleich wieder auf. Die Worte bleiben sinnlos in der Luft hängen. Ich bin völlig verdattert. Wie kommt er denn jetzt auf meine Mutter? Obwohl wir beide noch immer viel an sie denken, haben wir in letzter Zeit kaum über sie geredet.
    »Was war mit ihr?«
    Ich trinke einen kleinen Schluck.
    »Deine Mutter is t …«
    Ich weiß, dass sie tot ist, will ich sagen. Und das schon seit zehn Jahren. Aber natürlich verkneife ich es mir.
    »Ja?«
    Ich hab immer noch keinen blassen Schimmer, auf was er hinauswill.
    »Mit ihr war ich früher oft hier«, sagt er und spielt mit den Fingern an der Tischdecke herum.
    »Ich weiß. Hast du mir schon mal erzählt.«
    Ich warte, mein Glas ist schon leer. Der Kellner bringt die Pizzas. Sie sind zu groß und hängen über den Tellerrand. Oder die Teller sind zu klein, wie man es nimmt.
    »Krieg ich noch eins?« Ich zeige auf mein Glas. »War nur ’ne Pfütze drin.«
    Mein Vater bestellt mir eine Cola, der Kellner geht.
    »Genau darüber«, sagt mein Vater, »wollte ich mit dir reden.«
    »Über Alsterpfützen?«, frage ich erstaunt.
    Er sieht mich nicht an.
    Ich komme zum Thema zurück: »Was ist mit Mama?«
    Ich säbele lustlos an meiner Pizza herum. Die gute Laune ist komplett weg.
    »Nichts«, sagt er. »Über deine Trinkerei müssen wir reden.« Er klingt entschlossen. »Das geht so nicht weiter, Birte! Ich mach mir Sorgen.«
    Bitte nicht!, denke ich. Nicht jetzt.
    »Welche Trinkerei? Keine Ahnung, wovon du redest. Meinst du das kleine Alster?«
    Er überhört meine Frage. »Du bist noch nicht mal sechzehn«, sagt er. »Wie soll das alles enden?«
    Am liebsten würde ich mir die Ohren zuhalten. Oder einfach rausrennen. Wäre da nicht noch eine Frage offen, würde ich es vielleicht sogar tun.
    »Was ist mit Mama?«
    Er kämpft mit sich wie verrückt. Ich kapiere weiter gar nichts. Wenn ich nicht wüsste, dass meine Mutter längst tot ist, würde ich langsam echt Angst um sie kriegen.
    »Nun sag schon.«
    Er starrt seine Pizza an. »Sie ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, das weißt du.«
    »Ja«, sage ich. »Das weiß ich. Onkel Bert saß am Steuer. Sie sind mit einem anderen Auto zusammengeprallt, das im Überholverbot überholt hat. Onkel Bert blieb praktisch unverletzt.«
    »So

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