Filmriss
sonst.
Wir haben uns am kleinen Eingang auf dem Deich getroffen. Langsam gehen wir los Richtung Hütte, jeder für sich, was allein schon ein komisches Gefühl ist.
»Hey, da vorne ist Benny«, sagt Marlon, als die Hütte in Sichtweite kommt. »Was macht der denn da?«
»Wahrscheinlich das Gleiche wie wir. Lage inspizieren.«
Sieht wirklich so aus. Eher unentschlossen streift er um die Hütte.
»Wollen wir nicht lieber irgendwo alleine hingehen?«, frage ich.
Noch hat Benny uns nicht gesehen.
»Können wir ja gleich noch.« Marlon hat sich schon auf den Weg gemacht, er scheint ganz froh über die mögliche Ablenkung. »Lass uns erst mal sehen, wie’s ihm geht . – Hey, Benny!«
Obwohl wir jetzt recht nah dran sind, scheint er uns nicht zu hören. Der Wind kommt aus der falschen Richtung, trägt die Worte von ihm fort Richtung Meer.
Benny hat inzwischen den Trichter in der Hand. Zuerst denke ich, er will trinken, aber dann sehe ich, dass er den Trichter nur anguckt. Fast sieht es aus, als ob er mit ihm redet.
»Benny!«
Als er Marlon endlich hört, sind wir schon fast bei ihm angekommen.
»Hey, was macht ihr denn hier?«
»Und du? Erzählst dem Trichter ’ne Story aus deinem Leben oder was?«
Benny hält die Hand in die Luft, wir schlagen ein.
»So ähnlich.« Er grinst. »Gut, euch zu sehen. Ich hatte gehofft, euch hier zu treffen. Ich hab überhaupt keinen Plan, wie alles weiterlaufen soll. Ihr vielleicht?«
Einen Plan hab ich nicht, dafür den Schlüssel.
»Lass uns reingehen, dann sehen wir weiter.«
Die Hütte ist von innen wie geleckt. Es riecht etwas streng nach Reinigungsmitteln und Desinfektionslösung. Die Strandkörbe stehen fein säuberlich aufgereiht an der Wand. Es ist so still, als hätte jemand den Lärm der letzten Monate gleich mit ausgefegt. Auf den Holzbohlen hört man überdeutlich jeden Schritt. Wir staunen, als hätten wir noch nie einen so aufgeräumten Raum gesehen.
»Hättest du mir aber echt erzählen können«, sage ich zu Marlon, »dass du deine Putzfrau hergeschickt hast.«
»Sollte ’ne Überraschung sein.« Er steigt auf meinen Quatsch ein. »Aber jetzt lass es uns erst mal gemütlich machen. Sieht so gar nicht mehr wie unser Zuhause aus. Die haben sogar die Klampfe weggeräumt.«
»Stimmt. Die Putze hat übertrieben.«
Lachend schieben wir zwei Strandkörbe in die Mitt e – einen für uns, den anderen für Benny. Sonnenlicht fällt schräg durch die Fenster ein. Benny dreht Zigaretten für sich und Marlon. Ich leg meinen Kopf auf Marlons Schoß.
»Meint ihr denn, wir können die Hütte wieder nutzen?«, frage ich.
»Na klar.« Benny streckt die Füße weit von sich. »Warum denn nicht?«
Marlon ist skeptischer. »Ich glaub, das können wir vergessen. Die werden garantiert kontrollieren.« Versonnen streichelt er mein Gesicht. »Das neulich war ein paar Nummern zu heavy.«
»Ganz sicher«, sage ich.
»Dann sollten wir wenigstens gebührend Abschied feiern.« Benny tritt seine Zigarette aus und macht so den tausendsten Brandfleck in den Holzboden.
»Seht ihr hier vielleicht irgendwas zu trinken?« Ich bin mir nicht sicher, ob die Idee wirklich gut ist.
»Ich wollte schon immer mal in den Strandkiosk einsteigen«, sagt Benny.
»Der ist den Winter über leer«, entgegne ich.
»Warum hab ich dann neulich den Besitzer gesehen, wie er sich eine Kiste Bier rausgeholt hat? Wahrscheinlich nutzen die den Laden nach der Saison als eine Art privates Lager.«
»Lass uns das alles lieber ein anderes Mal machen. Wenn Gras über unsere letzte Party gewachsen ist.«
Marlons Hand fährt unter mein Top und streichelt meinen Rücken. Noch immer würde ich den Abend viel lieber irgendwo mit ihm allein verbringen, als mit Benny oder sonst wem Party zu machen. Marlon scheint meinen Wunsch völlig vergessen zu haben.
»Da braucht kein Gras drüber wachsen«, sagt Marlon jetzt. »Momentan rechnet keiner damit, dass wir so schnell nachlegen.«
»Könnte stimmen«, meint Benny.
Marlon grinst und kneift mich ein bisschen. Ruckartig setz ich mich auf.
»Ich hab da keinen Bock drauf«, sage ich. »Vor allem nicht auf diese Einbruchscheiße. Was, wenn wir erwischt werden? Wir hatten doch nun echt genug Ärger.«
Ich denke auch an meinen Vater. Die düsteren Andeutungen über seine Stelle spuken mir noch im Kopf rum.
»Die erwischen uns nicht«, meint Marlon. »Nicht am Strand, hier ist doch keiner außer uns.«
»Haben wir ja neulich gesehen. Denen ist hinterher garantiert
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