Filmwissen
und Sitten erhalten sind. Die Filme verdanken darüber hinaus viel den klassischen amerikanischen Western, den Italowestern und den englischen Filmen von Boorman und anderen, bleiben aber dem nordischen Sagengut und einer durchaus eigenen, archaischen Bildsprache treu.
Castellano und Pipolo versuchten mit Attila flagello del dio ( Wild trieben es die alten Hunnen ; 1982) eine Parodie auf die Barbarenfilme mit Diego Abantuono in der Titelrolle und ein wenig Sex im Angebot, die aber vor allem von den Anachronismen im Stil der Asterix -Comics lebt.
Magie und Muskeln
In den achtziger Jahren brachte der Fantasy-Boom einige Helden und sogar einige Filmtechniken auf die Leinwand zurück, die man schon in den Museen der Kinogeschichte begraben wähnte. Clash of the Titans ( Kampf der Titanen ; 1980, Regie: Desmond Davis) ist eine mit Ray Harryhausens Stop-Motion Spezialeffekten (vgl. dazu den Band Der phantastische Film in dieser Buchreihe) gespickte Geschichte um Perseus (Harry Hamlin), den Sohn von Zeus, der die schöne Andromeda (Judi Bowker) für sich gewinnen will. Thetis im Olymp (Maggie Smith) will das verhindern und zwingt durch ihre Entführung den Helden dazu, viele Abenteuer auf sich zu nehmen, was dem Zuschauer Gelegenheit gibt, einige Kabinettstücke aus Harryhausens bewegter Modell-Welt zu bewundern.
Auch Herkules erlebte seine cineastische Wiederauferstehung. Arthur Allen Seidelman erzählt in Hercules ( Herkules in New York ; 1982) vom Sohn der Götter, der sich im Olymp langweilt und solange Zeus bedrängt, bis der ihn im New York der Gegenwart wieder einmal auf die Erde lässt, wo Herkules (Arnold Schwarzenegger) erst einmal im Central Park in eine Schlägerei gerät. Lou Ferrigno war der Held in der italienisch-amerikanischen Produktion Hercules ( Herkules ; 1982, Regie: Lewis Coates = Luigi Cozzi): Hier muss er die von Piraten verschleppte Prinzessin Cassiopeia retten, was ihm unter mehr Muskel- denn Verstandeseinsatz auch gelingt. The Adventures of Hercules II ( Die Abenteuer des Herkules II ; 1984, Regie: Lewis Coates) zeigt wieder den «Mister Universum» Lou Ferrigno in der Titelrolle. Die Strahlenpfeile von Zeus wurden gestohlen (natürlich von seinem eifersüchtigen Weib Hera und einer feministischen Gruppierung im Olymp), und der Göttervater verlangt von seinem irdischen Sohn, sie wiederzubesorgen, was diesen zusammen mit zwei Mädchen mit übernatürlichen Fähigkeiten ins Reich des finsteren Königs Mino und seiner so schönen wie listenreichen Tochter Adriane (Sybil Danning) bringt. Ferrigno und Danning bildeten wieder ein Team in The Seven Magnificent Gladiators ( Die sieben glorreichen Gladiatoren ; 1983, Regie: Bruno Mattei), einem (inoffiziellen) Remake von John Sturges’ Western The Magnificent Seven bzw. Akira Kurosawas Die Sieben Samurai in einer sagenreichen Antike. In Hercules in the Maze of Minotaur ( Herkules im Labyrinth des Minotaurus ; 1994, Regie: Josh Becker) spielt Kevin Sorbo den muskelbepackten Helden, der die Gefangenen des gehörnten Ungeheuers befreit, in das Vater Zeus (Anthony Quinn) einst einen schönen, aber bösen Jüngling verwandelt hatte. 1995 begann eine TV-Serie um den antiken Helden, in der wiederum Kevin Sorbo die Hauptrolle spielt. Mit dem heiteren Iolaus (Michael Hurst) hat er einen festen Begleiter bei seinen reizvoll naiven Abenteuerreisen. Lucy Lawless, die in der Serie schon mehrfach in verschiedenen Rollen aufgetreten war, kreierte mit der «Warrior Princess» Xenia eine Amazonen-Rolle, die sich bald als so populär erwies, dass sie eine eigene Serie erhielt.
Denn noch mehr als in den sechziger Jahren konzentrierte sich das Interesse der Fans im Revival der Barbaren- und Herkules-Filme auf die weiblichen Helden. Die Amazonen des B-Fantasyfilms hatten drei ineinander verwobene Aufgaben zu lösen. Zum einen mussten sie ganz einfach sexy sein, und das durften sie nun auch in Szenen, die zur Blütezeit des Genres undenkbar gewesen wären. Zum zweiten waren sie Gleichnisse auf die weibliche Selbstbestimmung, sie hatten beständig zu beweisen, dass sie genau so vielen Gegnern den Kopf abschlagen, genau so wütende Flüche ablassen und genau so viele Ketten zerbrechen konnten wie ihre männlichen Pendants. Zum dritten aber, vermutlich weil die Mehrzahl der Genre-Fans männlichen Geschlechts war, mussten sie dann doch immer wieder Männerängste besänftigen. Wenn der Zorn der Rache, der Elan der Suche verschwand, musste die «richtige» Frau aus der
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