Fine, die kleine Blumenelfe
schoss. Da er nicht der Hellste war, wurden die meisten Fotos sowieso nichts. Aber man ließ ihn trotzdem immer welche machen, damit er beschäftigt war und seinem Chef Storky nicht im Weg herumstand.
»Was ist eigentlich passiert?«, fragte Urania den Trollkommissar.
»Jemand hat Robbi, den Schlafwichtel, oben auf einer Tanne entdeckt und niemand weiß, was er da oben zu suchen hat und wie er da hochgekommen ist. Leider kommt er auch nicht mehr herunter.«
Fine und Urania blickten beide nach oben und mussten die Hand über die Augen halten, damit sie nicht von der Sonne geblendet wurden. Da oben saß tatsächlich der Vorwald-Schlafwichtel kreidebleich auf einem hohen Ast und jammerte laut. Momentan war ihm ausnahmsweise nicht zum Schlafen zumute. Eine Gruppe kleiner Trolle saß unter dem Baum und kringelte sich vor Lachen. Ihr Anführer, Rolfi, war für seine Bösartigkeit bekannt, aber die Trollpolizei hatte ihm bisher nichts nachweisen können. Deshalb hatten sie auch nicht herausgefunden, dass Rolfi und seine Kumpels den armen Robbi zufällig beim Spielen gefunden hatten und ihn mithilfe eines langen Seils in seine unglückliche Position hochgezogen hatten. Sie hatten ihn anschließend mit Eicheln und Tannenzapfen beworfen, um ihn zu wecken. Als Robbi aufgewacht war, war er vor Schreck erst einmal eine Weile ohnmächtig geworden. Er konnte sich überhaupt nicht erklären, wie er in diese missliche Lage geraten war. Und natürlich erklärte es ihm auch niemand anderes. Manni fotografierte tapfer nach oben, aber natürlich genau in die Sonne. Die Aufnahmen würden später wieder genauso unbrauchbar sein wie alle anderen.
Fine beschloss, dem jammernden Robbi zu helfen und flatterte zu ihm auf den Ast. Sie versuchte, ihn zu beruhigen, und reichte ihm eine von Doktor Möcks Johanniskrautpillen. Sie wirkten auch recht schnell und Robbi beruhigte sich wieder etwas. Leider war er zu schwer, als dass Fine ihn hätte heruntertragen können, aber zum Glück hatten sich, von dem Geschrei angezogen, auch einige Eichhörnchen versammelt. Darunter war auch Edith.
»Edith«, sagte Fine. »Bitte hilf doch dem Wichtel vom Baum.«
Und Edith hüpfte von Ast zu Ast, bis sie bei Robbi angelangt war. Robbi konnte sich dann auf Ediths Rücken setzen und gelangte nach einigen Sprüngen sicher auf die Erde zurück. Die Zuschauer applaudierten. Robbi war mit den Nerven total am Ende. Er bedankte sich bei Fine und schüttelte ihr zum Zeichen der Dankbarkeit die Hand. Bevor er sie wieder loslassen konnte, war er jedoch erschöpft eingeschlafen. Fine schüttelte den Kopf. Die Trollpolizisten schleiften Robbi unter eine Waldhimbeerhecke und ließen ihn erst einmal schlafen. Dann lösten sie die Versammlung auf und scheuchten alle Waldbewohner wieder zurück an die Arbeit.
Nachdem einigermaßen Ruhe eingekehrt war, gewährte ihnen Kommissar Storky Geleitschutz bis zur Waldelfenkönigin. Diese hatte bereits auf Fine gewartet und begrüßte sie sehr herzlich.
»Hallo, Fine. Hallo, Urania«, rief sie den beiden Gästen entgegen. »Du hast leider heute keinen besonders guten Eindruck bekommen, Fine«, entschuldigte sich die Königin. »Aber du wirst dich an alles gewöhnen. Ich habe heute bereits einige Vertreter der Waldgeschöpfe hergebeten, damit du siehst, was dich erwartet. Damit dir hier im Wald nichts passiert, wirst du die erste Zeit mit der Trollpolizei auf Streife gehen. Wohnen wirst du bei Tommy, dem lächelnden Troll und seiner Familie. Anschließend kannst du zu den Gnomen in die Metallwerke gehen. Gerri, der Chef-Gnom, wird dich unter seine Fittiche nehmen und dir zeigen, wie der Metallabbau funktioniert. Dann wirst du von den Kobolden lernen. Sie sind gute Handwerker, wenn sie wollen. Du kannst Klausi, den Sicherheitskobold, einige Tage bei der Arbeit begleiten. Zum Schluss werden wir Waldelfen dich noch eine Weile aufnehmen.«
Die aufgezählten Wesen standen um die Königin herum und nickten Fine zu. Es machte ihnen überhaupt keinen Spaß, eine verzogene Gartenelfe herumzuführen, aber sie würde ja nicht lange bleiben. Tommy war der Einzige, der sich freute. Er lächelte Fine zu. Fine lächelte zurück. Als die Königin die Versammlung aufhob, verabschiedete sich Fine von Urania, während Tommy auf sie wartete.
»Ich glaube, das wird ganz schön aufregend«, wisperte Fine Urania ins Ohr.
»Ja, das wird es wohl«, lächelte Urania. »Aber ich werde jeden zweiten Tag nach dir sehen. Es kann dir nichts passieren!«
Fine
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