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Finger, Hut und Teufelsbrut

Finger, Hut und Teufelsbrut

Titel: Finger, Hut und Teufelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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andere schöne Dinge. Meine Hobbys sind ebenfalls Tanz und Musik und schöne Dinge. Das hat uns vereint.«
    Seifferheld übte sich in Geduld. Irgendwann mussten Sunil ja die Versatzstücksätze ausgehen. Schon allein aus erinnerungstechnischen Gründen.
    »Aber Rani war sehr – wie sagt man? – verschwiegen. Über Privates sprach sie nie. Ich weiß eigentlich gar nichts über sie. Eine Mitschülerin aus England hat erzählt, dass Rani während ihrer Studienzeit ein It-Girl war, wie sagt man bei Ihnen …?«
    Seifferheld wusste es nicht. »Partymaus?«
    Sunil schien sich innerlich eine Notiz zu machen. »Jedenfalls ist sie hier bei uns nie mit zu einer Party gegangen.«
    »Hat sie jemals Mohandra Johar erwähnt?«, hakte Seifferheld nach. »Hat sie durchblicken lassen, dass sie in ihn verliebt war?«
    Sunil sah zur Decke, als sei die Antwort dort oben in den Stuck geritzt worden. »Nein.«
    Wäre ja auch zu einfach gewesen.
    »Aber sie würde sich nicht in ihn verlieben. Das ist – wie sagt man? – ein Ding der Unmöglichkeit. Der Kulturattaché ist Brahmane und Rani nicht. Da führt kein Weg zueinander. Kein Weg.«
    Bei Sunil klang das wie ein Naturgesetz – so wie es keine Autobahn quer über den Atlantik und keine Hängebrücke von Feuerland in die Antarktis geben konnte.
    Seifferheld fand ja seinerseits, dass im 21 . Jahrhundert jede Menge Wege überallhin führten und dass die Liebe ohnehin immer ein Schlupfloch fand, aber vielleicht war er da einfach zu sehr Westler. »Rani mag einer anderen Kaste entstammen, aber ihre Familie hat es zu Ruhm und Ansehen gebracht, nicht wahr?«
    Sunil sah ihn unergründlich an. Man konnte mit einem Mistkäfer nicht über das Leben als Palast-Elefant diskutieren und mit einem Europäer nicht über jahrtausendealte Gepflogenheiten des indischen Subkontinents, dachte er, sprach es aber nicht aus. Stattdessen sagte er: »Ranis Familie als solche mag zu Geld gekommen sein, aber das ist irrelevant. Und hat mit ihrem Zweig der Familie auch nichts zu tun.«
    »Wie? Irrelevant?« Wenn Seifferheld an Rani Chopras Familie dachte, hatte er immer großen Prunk vor Augen; in Gold und Brokat gewandete Menschen, die in einem Prachtbau wie dem Taj Mahal lebten, nur eben nicht in einem Grabmal, sondern in einem Palast derselben Größe und Erhabenheit. »Sie ist nicht sagenhaft reich?«
    Sunil lächelte. »Aber nein. Ihr Vater entstammt einem ärmlichen Seitenzweig der Familie. Er arbeitet als Hausmeister in der indischen Botschaft in Berlin. Ein ehrenwerter Beruf, aber kein gut bezahlter.«
    Seifferheld musste sich bei Gelegenheit mit MaC über ihre Recherchemethoden unterhalten. Aber vielleicht konnte sie auch nichts dafür. Vielleicht standen auf der Webseite der Botschaft hinter den Namen der Angestellten keine Berufsbezeichnungen. »Ich verstehe nicht, Rani hat an einer Eliteuni in England studiert. Das kann doch nicht billig gewesen sein.«
    Sunil zuckte mit den Schultern. »Ein Stipendium.«
    Seifferhelds Schultern sackten nach unten. Also kein Geld und unglücklich verliebt. Das eröffnete völlig neue Möglichkeiten …
    »Da war allerdings eine surreale Begebenheit … ich habe ihn und Rani gesehen.«
    Seifferheld schreckte auf. »Wie bitte? Wen?«
    »Mohandra Johar und Rani Chopra.«
    »Wann?«
    Sunil schürzte die Lippen und schaute nachdenklich zur Decke. »Vor ein paar Tagen. Abends. Am Fluss. Wie heißt er? Die Kocher? Das Kocher?«
    »
Der
Kocher«, korrigierte Seifferheld automatisch. »Das ist völlig unmöglich. Mohandra Johar ist erst gestern von Berlin nach Hall geflogen. Und am Tag davor kam er direkt aus Indien. Er war noch nie hier in Hall.«
    Sunil nickte.
    Seifferheld fragte sich, ob Nicken in Indien etwas anderes bedeutete als hierzulande. Beispielsweise: »Schauen wir mal, wie lange wir den Greis noch an der Nase herumführen können.«
    »Mohandra Johar kommt aus einer der ältesten und würdigsten Familien unseres Landes. Er war Cricketspieler!«
    So wie Sunil »Cricketspieler« betonte, musste es hierzulande dem Wort »Fußballgott« entsprechen. War Mohandra Johar der David Beckham Indiens gewesen?
    »Ich würde ihn immer und überall erkennen Er ist eine Legende. Ihn leibhaftig zu sehen war surreal.« Sunil nickte erneut. »Rani Chopra und Mohandra Johar unterhielten sich. Ein sehr angeregtes Gespräch. Aber es war nicht das Gespräch von Liebenden. Ich sagte ja, dass das unmöglich ist.« Sunil strahlte plötzlich auf. Er hatte in seiner inneren

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