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Finger, Hut und Teufelsbrut

Finger, Hut und Teufelsbrut

Titel: Finger, Hut und Teufelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Verbrecher!
    »Schneller!«, befahl Seifferheld.
    »Mehr kann ich aus der Kiste nicht herausholen«, beschwerte sich Olaf.
    »Wuff«, machte Onis auf dem eigentlich nicht existenten Rücksitz von Olafs koreanischem Kleinwagen.
    Drei Männer auf einer Mission. Sie bretterten mit heißen siebzig Sachen über die L 1045 .
    Seifferheld hatte Olaf wieder einmal unter dem Vorwand zu sich gerufen, eine Notmassage zu benötigen. In Wirklichkeit brauchte er jemand, der ihn nach Bad Mergentheim chauffierte. Um etwas zu erledigen. Und möglichst viele Kilometer zwischen sich und die wütende Marianne zu bringen.
    Olaf fühlte sich sehr an eine Episode aus dem Vorjahr erinnert, als Seifferheld ihn als Fluchtwagenfahrer missbraucht hatte, um die Hütte eines Verdächtigen im Mainhardter Wald auszukundschaften. Noch Tage danach hatte der zartbesaitete Olaf unter Zitterkrämpfen und Alpdrücken gelitten. Seit er damals in der vierten Klasse beim Abschreiben erwischt worden war – eine traumatische Erfahrung! –, hatte er nie wieder etwas Illegales verbrochen. Nicht bis Ex-Kommissar Seifferheld sein Schwiegervater wurde.
    »Wir machen doch nichts Strafbares?«, fragte Olaf jetzt.
    »Nein, wir wollen uns nur mit jemandem unterhalten.«
    Seifferheld hatte sich, nach der Frühstücksepisode, mit seinem Hund in den Park zurückgezogen. Nur ganz kurz hatte er überlegt, ob er seine Fanpost mitnehmen sollte, aber das fand er dann doch zu peinlich. Stattdessen hatte er sich auf seiner Stammbank niedergelassen und nachgedacht. Und plötzlich war ihm eine Idee gekommen, warum Rani Chopra nicht in einer der großen Metropolen Deutsch lernte. Weil sie in der Nähe von jemand sein wollte, der ihr wichtig war und der sich ebenfalls in oder bei Schwäbisch Hall aufhielt, das war die einzig plausible Erklärung. Ihr Lover konnte es nicht sein. Mohandra Johar hatte sich die letzten Wochen zweifelsfrei auf Reisen beziehungsweise in Indien befunden. Blieb also nur ihr Vater.
    Drei Anrufe später war alles klar.
     
    Gegen Mittag saß er Rajeesh Chopra gegenüber, dem Vater von Rani, einem hochgewachsenen Inder im lässigen Adidas-Freizeitdress. Sie hatten an einem der Tische auf dem Marktplatz mit Blick auf die Mergentheimer Altstadtkulisse Platz genommen. Ein Kellner brachte ihnen lauwarmes Bier in heißen Gläsern, die direkt aus der Spülmaschine zu kommen schienen.
    Olaf lungerte am Nebentisch mit einem Comic-Heft herum, Onis lag mit seinem rosa Teddy unter dem Tisch und schlief.
    »Sie sind nicht der Erste, der nach mir sucht«, erklärte Chopra in einwandfreiem Deutsch. »Die Polizei war auch schon bei mir, weil ich angeblich entführt worden sein soll.«
    »Was Sie nicht wurden.« Seifferheld nickte gewichtig. Hatte er es doch immer schon geahnt!
    »Aber nein. Ich kure hier im Heilbad. Vor einiger Zeit bin ich in der Botschaft sehr unglücklich gestürzt und musste mehrmals am Fuß operiert werden. Jetzt erhole ich mich hier.« Chopra setzte sein Glas an die Lippen und versuchte, das Bier kalt zu pusten. »Ich sehe, Sie haben auch eine Gehhilfe. Ich würde mich gern mit Ihnen über die Vor- und Nachteile verschiedener Produkte unterhalten.«
    »Ein anderes Mal vielleicht.« Seifferheld beschloss, nicht lange um den heißen Brei herumzureden. »Ihre Tochter kam auf meine Freundin und mich zu, weil sie – aufgrund eines Gesprächsprotokolls, das Sie ihr angeblich zugespielt haben – davon ausging, dass Mohandra Johar entführt werden sollte.«
    »Meine Tochter ist ein verrücktes Huhn.« Mittlerweile zierte ein Schaumbart den Echtbart von Rajeesh Chopra.
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »Wie ich es gesagt habe. Sie ist völlig ausgeflippt. Liegt allein an ihrer Mutter. Die war richtig durchgeknallt. Meine Mutter hatte recht, ich hätte Sigrun niemals heiraten dürfen.« Chopra blickte versonnen.
    Seifferheld merkte, dass der Inder zwar alle Fragen beantwortete, die man ihm stellte, aber nicht unbedingt inhaltsnah.
    »Dann haben Sie Ihrer Tochter keinen USB -Stick mit hochbrisantem Inhalt zugespielt?«
    Chopra sah auf. »Aber nein. Wie sollte ich auch an hochbrisantes Material kommen?«
    »Sie meinen, weil Sie nur der Hausmeister sind?«
    »Leiter des Facility Managements«, korrigierte Chopra mit strengem Blick.
    Seifferheld überlegte. Vielleicht hatten Mohandra Johar oder die Leute in seinem Umfeld Kenntnis von den Entführungsplänen erhalten, wollten damit aber aus irgendeinem Grund nicht selbst an die Öffentlichkeit gehen und

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