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Fingermanns Rache

Fingermanns Rache

Titel: Fingermanns Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christof Weiglein
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Ein älterer Herr, mit dunkelgrünem Hut und Spazierstock bewaffnet, hielt an und musterte Arndt von oben herab. Derweil nahm Arndt eine alte Zeitung und säuberte Mund und Gesicht. Von der Hustenattacke gezeichnet, erwiderte er nun den Blick des Hutträgers und bot diesem die Zeitung an. Die Gesichtsfarbe des Herausgeforderten wechselte von einem hellen Rosa zu einem bläulichen Dunkelrot, und er begann Arndt zu beschimpfen.
    Arndts Haltung versteifte sich, er spuckte auf den Boden und zog seine Flöte hervor. Anfängliche Misstöne vereinigten sich zu einer aggressiven Melodie. Mit erhobenem Haupt näherte er sich bedrohlich langsam dem Hutträger, der die Schultern hochzog und mit seinem Spazierstock drohte. Unbeeindruckt davon begann Arndt nun, von einem dürren Bein auf das andere hüpfend, einem boshaften Narren mit wirrem Blick gleichend, den Mann zu umkreisen. Dieser, sichtlich verunsichert, fuchtelte wild mit seinem Spazierstock und traf des Narren Rücken. Der Narr, sich gerade noch in grotesken Verrenkungen ergehend, unterbrach daraufhin unvermittelt seinen Tanz und trat dicht an den Hutträger heran. Stirn berührte Stirn, unflätige Worte gingen hin und her. Der Narr gewann Oberhand, der Hutträger wich zurück, der Narr setzte nach, bellte für den Außenstehenden Unverständliches, doch für den Hutträger offenbar Entsetzliches, denn dieser wandte sich, vom Speichel seines Widersachers getroffen, panisch ab und verlor sich in der Menge der umstehenden Gaffer.
    Der Narr lachte hämisch und packte seine Habseligkeiten zusammen. Die Umstehenden verscheuchte er mit bettelnder Hand. Der Gehsteig war wie leer gefegt, und der Narr wechselte die Straßenseite, wo er in einem unscheinbaren Gebäude verschwand. Dieses Gebäude beheimatete das »Kaffee Pleite« und die Redaktionsräume des STRASSENRAND .
    Marion folgte Wilbur Arndt fünf Minuten später. Dieser saß im Café vor einem PC und bearbeitete die Tastatur. Marion legte ihre Hand auf seine Schulter und fragte: »Kann ich mal sehen, was Sie da schreiben?«
    Arndt grinste sie unverschämt an und machte bereitwillig Platz. Marion drehte den Bildschirm zu sich und überflog den Text.
    Marion Tesic drehte den Bildschirm zu sich und überflog den Text. Zu ihrer Enttäuschung konnte sie nichts Verdächtiges erkennen.
    »Sehr witzig, Herr Arndt«, sagte sie. »Seit wann wissen Sie, dass ich Sie beschatte?«
    »Lang genug, um meinen Spaß zu haben.«
    Marion seufzte, dann zückte sie ihr Handy und benachrichtigte Schorten.
    Eine junge Frau mit extrem kurzen Haaren trat hinzu. »Was machen Sie hier?«, fragte sie.
    Marion beendete das Gespräch und zeigte ihren Ausweis. » LKA . Ich hätte ein paar Fragen an Sie.«
    Die Frau ging sofort auf Distanz. »Warum Fragen? Wird doch eh alles überwacht. Persönlichkeitsrechte und Pressegeheimnis interessieren euch doch einen Scheiß.«
    »Für Kritik am Staat bin ich nicht zuständig. Wenn Sie also ein bisschen Zeit für mich hätten?«
    Die Frau nickte mürrisch und setzte sich auf einen Schreibtisch. Sie trug Springerstiefel und eine dreiviertellange Hose. Auf ihrem schwarzen T-Shirt stand: »Lasst Schäuble die Luft raus«.
    Marion zeigte ein Foto von Fabian Flaig. »Haben Sie den schon einmal gesehen?«
    »Nein.«
    »Kennen Sie den Namen Fabian Flaig?«
    »Nein.«
    »Was macht Herr Arndt bei Ihnen?«
    »Er arbeitet gelegentlich für uns.«
    »Er schreibt Artikel?«
    »Ja.«
    »Was für Artikel?«
    Die junge Frau zuckte mit den Schultern und schaute gelangweilt aus dem Fenster.
    »Hören Sie«, sagte Marion schneidend, »meine Geduld kennt Grenzen. Wenn Sie nicht kooperativ sind, lasse ich hier alles auf den Kopf stellen.«
    Die junge Frau verzog ihr Gesicht und antwortete gereizt: »Wilbur schreibt oft wirres Zeugs, das nicht zu gebrauchen ist. Aber manchmal liefert er richtig gute Sachen ab. Thematisch ist er nicht festgelegt.«
    Marion überlegte kurz und gab dann der Frau ihre Karte. »Sie haben doch sicher Arndts Artikel gespeichert. Bitte lassen Sie mir alle per E-Mail zukommen.«
    »Soll ich Ihnen auch noch einen Kuchen backen?«
    Die Bemerkung ignorierend sagte Marion: »Geben Sie mir bitte noch Ihren Namen.«
    »Jeanne d’Arc«, antwortete die Frau. Arndt lachte. Er schien sich zu amüsieren.
    »Also, Jeanne d’Arc. Ihren richtigen Namen erfahre ich so oder so. Sie werden mit uns zusammenarbeiten, da bin ich sicher. Die Sache hier ist Ihnen viel zu viel wert.«
    Jeanne d’Arc steckte die Visitenkarte ein,

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