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Fingermanns Rache

Fingermanns Rache

Titel: Fingermanns Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christof Weiglein
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musste sie diesem Verrückten entgegenkommen. Sie durfte ihn nicht provozieren.
    »Konstantin, ja, ich erinnere mich. Du und dein Bruder, ihr wart im Heim meines Vaters untergebracht. Natürlich waren Cora und ich nicht immer nett, aber ich glaube, du steigerst dich da in etwas hinein.«
    Arndt lehnte sich zurück. Er grinste. »Ich hab es gewusst, du bist so was von abgebrüht, da muss man wirklich zum Äußersten greifen.«
    Bedächtig schritt er um die Stanze herum zu einem Regal. Noch immer trug er seinen alten Armeemantel. Er bückte sich und legte einen Hebel um. Augenblicklich ruckten die Antriebsräder nach links. Zuerst ertönte ein schleifendes Geräusch, dann setzte sich die Spindel in Bewegung. Entsetzt starrte Hilde Rensch auf den Stahlstempel, der sich senkte. Sie schrie und riss an den Lederriemen, die ihre Hand fixierten. Arndt machte ein erschrockenes Gesicht und schob dann, aufreizend langsam, den Hebel in die Ausgangsstellung zurück. Die Spindel wurde mit einem kreischenden Geräusch abgebremst. Der Stempel bewegte sich noch ein Stückchen und stoppte erst, als er mit geringem Gewicht auf Renschs Hand lastete.
    »Da haben wir aber noch mal Glück gehabt«, sagte Arndt, während der Stempel zurückfuhr.
    Renschs Atem ging stoßweise. Arndt umrundete die Stanze und strich ihr besorgt über den Kopf.
    »Ganz schön aufregend, nicht wahr, Hildchen? Aber keine Sorge, ich werde dir jetzt kein Geständnis abpressen. Unter diesen Umständen hätte es vor keinem Gericht der Welt Bestand. Wir machen etwas ganz anderes. Ich erläutere dir jetzt, wie Loki und ich, in jahrelanger Kleinarbeit, ein Netz gesponnen haben, in dem du dich verfangen hast.«
    Arndt hielt einen Aktenordner hoch. »Schau. Das ist das Netz – hier ist alles drin. Hier sind deine ganzen Verfehlungen abgeheftet. IM -Akte, Amtsmissbrauch, Bestechung, Korruption und so weiter. Mehr als genug, um deine glanzvolle Karriere zu beenden. Reicht mit Sicherheit für drei Jahre Gefängnis, wenn man gute Führung miteinberechnet. Aber das hat uns nicht gereicht. Du solltest für immer von der Bildfläche verschwinden, und dafür bedurfte es eines schlimmeren Verbrechens: Mord! Oder in deinem Fall der Auftrag zu einem Mord.«
    Rensch begehrte auf, beinahe hätte sie etwas gesagt. Gerade noch konnte sie sich eine Erwiderung verkneifen.
    »Ich weiß, was du sagen wolltest, Hildchen. Dass das Gespräch mit Robert nicht nachverfolgt werden konnte, dass man es auch nicht mitschneiden konnte. Dafür seid ihr viel zu gewieft. Du wolltest sagen, dass ich keine Beweise habe. Nun, ich muss zugeben, du und deine Freunde, ihr seid wirklich außergewöhnlich gut. Wie ihr euch abgesichert habt, wie ihr einen Mörder in das SEK -Kommando eingeschleust habt, wie ihr dafür gesorgt habt, dass meine restlichen Unterlagen verbrannt wurden. Das ist wirklich aller Ehren wert. Aber leider fehlt es euch ein bisschen an Phantasie. Denn nicht diese Akten sind dein Untergang, nein, die waren nur der Lockvogel – der Mord ist es. Wir haben dich dazu getrieben, wir haben ihn gewollt. Loki hat sein Leben gegeben, damit du alles verlierst, was dir wichtig ist. Jeder leidet auf seine Weise. Ohne Macht über andere bist du nichts. Du wirst im Gefängnis zu einer Nummer degradiert werden, du wirst für immer Tüten kleben dürfen. Andere werden über dich bestimmen, deinen Tagesablauf festlegen. Du wirst eine andere Rolle bekleiden. Nicht mehr Meister, sondern Sklave. Das ist für dich schlimmer als der Tod.«
    Die Staatsanwältin starrte ins Leere, ihre Lippen waren ein schmaler Strich.
    »Ach ja, richtig«, sagte Arndt vergnügt. »Bleibt die Frage nach dem Beweis. Nun, ganz einfach. Wir haben dein Büro verwanzt. Alte Stasi-Methode. Das kennst du ja.«
    Arndt legte den Aktenordner in eine Schale. Darunter befand sich eine Vorrichtung, die an einen Gasbrenner erinnerte.
    »Sämtliche Unterlagen und der USB -Stick mit dem Gesprächsmitschnitt befinden sich in dem Ordner. Hier sind all deine Verbrechen aufgelistet. Selbst deine perverse Veranlagung, die zwar nicht gerichtlich relevant ist, aber dein Bild schön abrundet, wird hier erwähnt. Damit ist dein Schicksal besiegelt. Jetzt könntest du jammern, um Gnade flehen, behaupten, du hättest dich geändert, an mein Herz appellieren. Aber das musst du nicht. Auch so habe ich für dich eine Alternative bereit, die, zugegeben, ihren Preis hat. Aber was ist in der Welt schon umsonst?«
    Arndt lächelte.
    »Also, ich werde jetzt gleich

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