Fingerspiele - Caprice: Erotikserie (German Edition)
Maren sah das Meer, das weißschaumig gekrönt gegen die Felsen donnerte. Ein winziger Strand mit gelbem Sand schmiegte sich im Halbrund an die Felsen, dann, als Maren wieder nach vorn blickte, sah sie am Ende des Weges eine Durchfahrt und dahinter eine zweistöckige Villa, deren gelbe Fassade im hellen Sonnenlicht leuchtete.
Das Haus war im maurischen Stil erbaut - mit Türmchen, roten Schindeln und einer überdachten Terrasse. Agaven, Pampasgras und Rosenstämme umrahmten die Front, blühende Bougainvillea rankten an den Säulen, die das Terrassendach trugen, und die Garage, auf der sich eine Sonnenterrasse befand, war von Passionsblumen geradezu überwuchert.
Je näher sie kamen, desto beeindruckender wurde das Anwesen. Längst hatte Maren ihre Ängste vergessen. Sie sprang aus dem Wagen, kaum dass Alejandro ihn vor der Garage abgestellt hatte, und eilte die Stufen zum Haus hinauf, dass er ihr kaum folgen konnte.
»Ist das schön hier!« Maren gab sich keine Mühe, ihre Begeisterung zu verstecken. »Mein Gott, wenn ich du wäre, ich würde hier nie weggehen wollen.«
»Ja, der Abschied fällt mir auch jedes Mal unheimlich schwer«, gab Alejandro zu, der Maren lächelnd beobachtete.
Sie hatte den mit Natursteinen gepflasterten Vorplatz erreicht. Von hier aus konnte sie die gesamte Bucht von Sa Riera überblicken, bis zum Hafen, in dem ein paar Jachten und bunte Fischerboote dümpelten. In der Ferne ragten Felsen ins Meer, die »schlafende Jungfrau«, wie Alejandro bereitwillig erklärte und dann die Bucht von Estartit.
»Ach, es ist einfach nur …« Maren suchte nach Worten. »… schön! Traumhaft schön!«
»Dann lass uns hineingehen«, schlug Alejandro vor. Gemeinsam betraten sie die Terrasse. Die große halbrunde Glastür stand offen, aus der jetzt eine rundliche Frau trat, die mit einer Flut spanischer Vokabeln über Alejandro herfiel.
Es dauerte eine Weile, ehe der Hausherr zu Wort kam. Schließlich wandte er sich Maren zu und deutete auf die rundliche Dame in ihrem geblümten Kleid.
»Maren, das ist Louisa, die gute Seele des Hauses.« In diesem Moment gesellte sich ein ebenfalls recht korpulenter Herr zu ihnen. »Und das ist Pedro, der dafür sorgt, dass alles funktioniert.«
»Louisa, Pedro, esta Señorita Janson …” Maren lächelte verbindlich, während Alejandro auf Spanisch weitersprach. Sie verstand kein Wort, aber es klang nett, und das Paar nickte ihr freundlich zu. Schließlich verschwanden die beiden in den Tiefen des Hauses, während Alejandro Maren die Treppe hinauf in ihr Zimmer führte.
Hier wartete eine neue Überraschung auf sie. Der Raum selbst war groß und hell. Eine Doppeltür führte auf einen Balkon hinaus, von dem aus sie einen noch atemberaubenderen Blick auf die wildromantische Landschaft hatte. Die Aussicht war so beeindruckend, dass Maren gar nicht anders konnte, als Alejandro um den Hals zu fallen und ihn zu küssen, bis ihnen beiden die Luft wegblieb.
Es war das erste Mal, dass Alejandro Forates eigene Wege ging. Bisher hatte sich der Künstler immer den Anordnungen seines Managers gebeugt, im Vertrauen darauf, dass John wusste, was gut und richtig war. Und bisher war Alejandro damit auch bestens gefahren. Er hatte Karriere gemacht, bekam erstklassige Aufträge und ebenso erstklassige Gagen. Aber sein Privatleben, das ebenfalls von John organisiert wurde, war dabei immer zu kurz gekommen. Jetzt hatte der Tenor zum ersten Mal eine eigene Entscheidung getroffen, ohne diese mit dem Manager abzusprechen, und das war mehr als ungewöhnlich.
Im Normalfall hätte John umgehend das nächste Flugzeug gechartert und wäre seinem Schützling hinterhergejettet. Doch seit dem Auftauchen dieser beiden Reporterinnen war nichts mehr so, wie John es gewohnt war. Statt den nächsten Privatflieger zu besteigen und nach Gerona zu düsen, hockte er im Berliner Adlon, rief Gott und die Welt an, um Termine abzusagen, wehrte die Reporter ab, die Wind von Alejandros Verschwinden bekommen hatten und den Grund dafür erfahren wollten … Und er wartete auf den Anruf von Sophie Caprice.
Sie ließ ihn zappeln, und da er nicht wusste, wie und wo er sie erreichen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als in seinem Zimmer herumzulaufen wie ein Tiger im Käfig. Dabei gingen ihm ständig dieselben Fragen durch den Kopf: Ist sie noch in Berlin? Ist »Sophie Caprice« ihr richtiger Name und lebt sie überhaupt in Deutschland?
Gegen Abend stieg in John die Befürchtung auf, er könnte über
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