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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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wenn sie aus dem Haus ein Hotel gemacht haben, dann kann es ja wohl sehr gut sein, dass wir irgendwelche Gäste überraschen, wenn wir einfach so die Zimmertüren öffnen.“
    „Dann werden wir uns höflich entschuldigen und sagen, dass wir uns im Zimmer geirrt haben“, entschied Finn.
    Vorsichtig schlichen sich die Jungen die schmale Holztreppe hinauf in das Erdgeschoss. Finn öffnete leise die schwere Tür, die man anstelle der alten Holztür eingebaut hatte und spähte durch den Spalt. Tom hörte, wie er überwältigt die Luft scharf einsog und zwängte seinen Kopf ebenfalls durch die Tür. Er verstand sofort, was Finn so erschreckt hatte. Anstelle des dunklen Flures mit der schwarzen, schmalen, von jahrelanger Benutzung  abwetzten Holztreppe gab es eine weiße Eingangshalle, die von diversen Lichtern strahlend hell beleuchtet war. Die Treppe war bestimmt doppelt so breit wie früher und ebenfalls weiß. Zwischen dem Raum, der einmal das Esszimmer der Kinder gewesen war, und dem Flur hatte man die Wände eingerissen und den Raum so vergrößert. Schräg gegenüber der Tür war eine Theke aufgebaut, hinter der mit dem Rücken zu ihnen ein Mann in einer Uniform stand und etwas in ein großes Buch schrieb.
    Finn warf einen verwirrten Blick zu seinem Bruder.
    „Es sieht so anders aus“, flüsterte er unglücklich.
    „Ja, und außerdem kommen wir hier gar nicht raus“, antwortete Tom ebenso leise. „Nicht, solange dieser Mann da steht.“
    In diesem Moment ging die große Glastür auf, die vor achtzig Jahren einmal die hölzerne Eingangstür des Waisenhauses gewesen war, und zwei Männer traten ein.
    „Sie werden sehen, dass wir alles im Originalzustand belassen haben“, sagte der ältere der beiden Männer, der einen schwarzen Schnurrbart trug, gerade zu dem anderen.
    „Es ist wirklich faszinierend, wie viel Geschichte an diesem Haus hängt“, antwortete der andere. „Und das hier war wirklich ein Kinderheim?“
    Der ältere lachte meckernd. „Ja“, sagt er, aber das ist hundert Jahre her. Inzwischen spuken hier höchstens noch die Geister der armen, ausgebeuteten hungernden Kinder. Die Kinderheime waren damals nicht das, was sie heute waren.“
„Sie kennen ihren Dickens“, sagte der Jüngere lächelnd und trat auf den Tresen zu. Der Mann, der eben noch mit dem Rücken zu den Jungen hinter dem Tresen gestanden hatte, drehte sich um und holte etwas von der Wand neben den Jungen. Schnell zogen die Jungen ihre Nasen zurück.
    „Ihr Schlüssel, Herr Wendel“, hörten sie den Mann höflich sagen. Dann, nach einer kleinen Pause, knallte die Tür plötzlich vor ihrer Nase zu.
    Tom warf einen Blick zu seinem Bruder hinüber und sah dass dieser weiß vor Wut geworden war und die Fäuste geballt hatte.
    „Arme hungernde Kinder“, stieß Finn hervor. „Und ausgebeutet – was soll das überhaupt heißen? Fräulein Winter war prima, und wir hatten immer genug zu Essen. Höchstens…“ Tom zog die Augenbrauen hoch und sah Finn fragend an. „Höchstens dass es zu wenig Fleisch gab“, gab Finn mürrisch zu.
    „Jetzt, da du es sagst…“, grinste Tom. Finn musste unwillkürlich lachen. Sein Bruder hatte in seinem Leben ganz bestimmt noch viel weniger Fleisch zu Essen bekommen als er.
    „Aber dass sie nichts am Haus verändert haben ist ja wohl Blödsinn!“, sagte er schon wieder halb versöhnt.
    „Zumindest könnte das bedeuten, dass die Räume noch alle da sind, wo sie früher waren“, gab Tom zu bedenken.
    „Das wäre hilfreich, wenn wir hier herauskämen“, sagte Finn. Ganz vorsichtig öffnete er die Tür ein zweites Mal einen winzigen Spalt breit. Der Mann mit dem Schnurrbart unterhielt sich jetzt mit dem Mann hinter dem Tresen.
    „…in Zimmer vierzehn!“, sagte er gerade. „Und am besten noch Kakao und was Kinder eben so mögen. Kekse vielleicht oder Gummibärchen.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ die Eingangshalle durch die große Glastür. Der Mann hinter dem Tresen prustete abschätzig durch die Nase. „Kekse oder Gummibärchen“, äffte er den Mann mit dem Schnurrbart leise murmelnd nach. Dann zuckte er die Schultern und betrat die Küche – oder ging zumindest durch die Tür, die früher einmal die Küchentür gewesen war. Die Jungen sahen sich an. So eine Chance würden sie so schnell nicht wieder bekommen. Schnell schoben sie sich durch die Kellertür und rannten durch die verlassene Eingangshalle zu der weißen Treppe. Wenige Sekunden später waren sie im ersten

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