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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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um diese Uhrzeit auf dem Dachboden herumlaufe“, sagte er. „Und wenn sie wüsste, dass ich das mit zwei Jungen mache, die genauso aussehen wie ich, würde sie wohl hysterisch werden.“
    Sie hatten das Ende der Treppe erreicht. Jacob leuchtete mit der Lampe in den riesigen Raum. Wenn schon die Flure im flackernden Licht der Flamme gespenstisch ausgesehen hatten, so war das auf dem Dachboden noch um einiges schlimmer. Die Petroleumlampe erleuchtete gerade mal drei oder vier Meter um sie herum, alles andere wurde von dunklen Schatten verschluckt, in denen sich wer weiß was verbergen mochte.
    Finn schluckte. Hier war es wirklich unheimlich.
    „Was genau suchen wir eigentlich?“, fragte neben ihm Tom mit belegter Stimme.
    „Als ich klein war, war ich viel hier oben“, erklärte Jacob ihnen. Manchmal fand ich tatsächlich Schätze – jedenfalls kam es mir so vor. Und… hmmm…“ Er sah sich suchend um. „Hier, glaube ich“, sagte er und ging auf eine Nische zu. Finn meinte, alte Bilderrahmen und eine Kinderwiege zu erkennen, aber sicher war er sich nicht.
    Jacob hatte die Lampe auf den Boden gestellt und war nun im dunklen Raum kaum noch zu sehen.
    Tom und Finn rückten unwillkürlich enger aneinander.
    „Nein, hier nicht“, hörten sie Jacob murmeln. Er schien sich im Dunklen von ihnen zu entfernen.
    „Da ist es“, rief er plötzlich aufgeregt. Finn und Tom sahen sich erstaunt an und machten dann einen Schritt auf die Stimme zu.
    Jacob kam ihnen aus dem Dunkel entgegen. In der Hand trug er einen Karton. Er winkte die Jungen zu sich und stellte den Karton neben der Lampe ab. Vorsichtig pustete der den Staub vom Deckel, dann öffnete er ihn vorsichtig und griff hinein. Finn und Tom sahen neugierig zu. Als erstes holte Jacob etwas Großes, Helles aus dem Karton, das in der Dunkelheit nicht genauer zu erkennen war.
    „Hier ist die Decke“, sagte er und drückte Tom den Stoff in die Hand. Finn ließ vorsichtig seine Hand darüber gleiten. Es war wirklich eine weiche und warme Decke. Er war sich fast sicher, dass er eine solche Decke noch nie auch nur berührt hatte.
    „Und hier“, sagte Jacob, „ist der Stein.“
     
    Die Jungen saßen im Kreis um die Lampe herum.
    „Wisst ihr“, erklärte Jacob, „ich hatte keine Ahnung, dass diese Sachen etwas mit mir zu tun hatten. Für mich waren es nur spannende Gegenstände, die ich beim Spielen entdeckt hatte. Aber auch nicht merkwürdiger als die Kiste mit den Abendkleidern da hinten!“ Er zeigt in die ungefähre Richtung.
    Während Tom die weiche Decke im Arm hielt und nicht loslassen mochte, hatte sich Finn den Stein genommen. Er sah wirklich genauso aus wie die beiden Steine, die sie schon besaßen. Jacob hatte sich unterdessen das Papier genommen, in dem der Stein eingewickelt gewesen war.
    „Mist, es ist viel zu dunkel hier“, fluchte er. Sorgfältig faltete er das Papier und steckte es in seine Hosentasche.
    „Ich habe auch seit Ewigkeiten nicht mehr daran gedacht“, erklärte er dann. „Aber als ihr mir eure Geschichte erzählt habt, da ist mir plötzlich dieser Karton wieder eingefallen. Es hört sich wirklich so an, als seien wir drei gleichzeitig ausgesetzt worden.“
    Eine Weile schwiegen die Jungen. Dann fragte Finn behutsam: „Ist das schlimm für dich?“
    „Ich weiß es nicht“, sagte Jacob leise. Seine Stimme klang bedrückt, vielleicht weinte er. Finn war froh, dass es zu dunkel war, um dem anderen ins Gesicht sehen zu können.
    „Ich war immer ganz glücklich hier, bei meinen Eltern, und nun erfahre ich, dass sie wohl gar nicht meine Eltern sind.“
    „Aber sie lieben dich“, erwiderte Tom. „Es ist doch eigentlich egal, ob sie deine wirklichen Eltern sind.“
    „Ja, da hast du wohl recht“, sagte Jacob und schniefte ein wenig. Finn hatte kaum zugehört. Stattdessen hatte er in seiner Jackentasche gewühlt und seinen Teil des Steins heraus geholt. Er drehte und wendete die beiden Teile so lange, bis er die beiden Kanten gefunden hatte, die genau aneinander passten.
    „Tom“, sagte er heiser, „hol doch mal Deinen Stein hervor.“
     Finn und Jacob sahen Tom zu, als auch er den Stein aus seiner Tasche holte. Wortlos hielt Finn ihm die beiden Stücke hin und ohne große Mühe setzte Tom das  fehlende Stück ein. Es passte perfekt. Ein ungefähr faustgroßer, lilafarbener, beinahe runder Kristall. Finn hörte, dass Jacob neben ihm heftig ausatmete, und bemerkte, dass auch er vor lauter Anspannung vergessen hatte, Luft zu

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