Finne dich selbst!
Militärmaschinen von Harley-Davidson. Nie gekannte Fabrikate und vergessene Legenden stehen neben den Klassikern. Eine Panther M 100 von 1950 . Eine Tunturi Sport 50 von 1961 und eine Csepel 4 von 1952 . Motoren, Design, Antrieb, Funktionales. Fachmann oder Fan, hier findet jeder seine Lieblinge und entdeckt Überraschungen. Eine Peugeot 350 , gebaut 1911 , eine weinrote Jawa 350 von 1960 , eine Lambretta Vega 75 in Ocker, die legendäre Kawa Z 1 900 , gebaut 1979 .
Daneben Rennmaschinen und Speedway-Motorräder. Die Museumsmacher haben ein spezielles Haltesystem für die Wände entwickelt, um auch dort, übereinander, Motorräder präsentieren zu können. Das ermöglicht einen exklusiven Blick auf die Maschinen. Längst interessieren sich andere Museen für dieses System.
Und wieder ist es eine Einzelperson, ein Verrückter, ein manischer Finne, der seinen Lebenstraum und seine Leidenschaften hier umgesetzt hat: Riku. Ein Lockenkopf mit entwaffnendem Lächeln, Chef und Gründer von Riku Motor, dem Motorrad- und Rollerladen in Lahti. Zusammen mit Freund Juha, hauptberuflich Leiter eines großen internationalen Unternehmens, baute er an seinem Traum, dem
Suomen Moottoripyörämuseo
. Riku pendelt ständig zwischen seinem Motorradladen und dem Museum. Als wir durch die Ausstellung gehen, spricht er uns an.
»Woher kommt ihr?«
»Aus Deutschland.«
»Dann seid ihr heute meine weitest angereisten Besucher.«
Wir trinken Kaffee im angeschlossenen »Ace Cafe«, und Riku setzt sich zu uns.
»Wie kommt man auf die Idee, ein Museum zu gründen?«
»Ich bin ein manischer Sammler!«
Seine Leidenschaft für Motorräder begann sehr früh, schon als Vierzehnjähriger kaufte er sich sein erstes Motorrad.
»Aber du durftest das doch noch gar nicht fahren.«
»Nein, aber ich wollte es besitzen.«
»Wie hast du das denn bezahlt?«
Er lacht: »Ich habe gearbeitet. Ich habe Altmetall gesammelt und an Schrotthändler verkauft. Auf dem Truppenübungsplatz habe ich monatelang die abgeschossenen Patronen gesammelt. Fährst du Motorrad?« fragt er mich.
Ich nicke. » BMW .«
»Ich mag lieber die englischen Einzylinder. Die Coffee Racer.«
»Die Klassiker also.«
Er nickt. Neben seinem Geschäft organisiert Riku Motorradmessen in ganz Finnland, in Lahti, in Helsinki. Die größten in Skandinavien. Aber hier steht kein protziger Unternehmer, sondern jemand, der sich mit größtem Enthusiasmus an den Erfolgen freut. »Ich träume davon, hier einen Platz zu schaffen für die finnischen Motorradfreunde, für Motorradfahrer aus ganz Europa. Ich bin ein bisschen verrückt, weißt du? Ich könnte ja auch jedes Wochenende nur mit der Familie zum
mökki
fahren, aber ich will was aufbauen. Ich sammle seit vielen Jahren Motorräder. Ich besitze sogar eine nagelneue MZ aus der DDR , die noch keinen Kilometer gefahren ist. Und amerikanische Maschinen. Ich habe Motorrad-Freunde in Amerika. Ich bin befreundet mit dem Rennfahrer Giacomo Agostini. Sie alle helfen mir. Und ich habe Motorrad-Freunde in Russland. Ich war siebzehn, als ich das erste Mal mit Motorrädern zwischen Leningrad und Finnland gehandelt habe. Ich besitze seltene russische Motorräder. Die Rikuo, eine Rarität aus Japan. Das wollte ich zeigen und mir nicht allein die Dinger in der Garage ansehen.«
Er ist eine Mischung aus Workaholic und Familienmensch. In seiner Begeisterung erinnert er uns an Pentti vom Nanoq und Tauno mit seinen Akkordeons.
»Ich habe jede Menge Kram gesammelt in all den Jahren. Die Motorräder natürlich, aber auch alte Helme, Schilder. Genau wie Sakke. Kennst du Sakke von den Leningrad Cowboys?«
Ich nicke. »Natürlich nicht persönlich.«
»Sakke hatte in Lahti einen Motorradladen. Inzwischen hat er die Harley-Niederlassung in Helsinki. Bei ihm habe ich lange gearbeitet. Auch Sakke ist hier in Lahti geboren.«
Inzwischen ist auch Juha Hellgren mit seinen Kindern zu uns gestoßen. Nach fast zwei Wochen Finnland wundern wir drei Deutschen uns kein bisschen mehr, wenn wir mit Finnen ins Gespräch kommen und plötzlich wie Familienmitglieder mit ihnen am Tisch sitzen.
»Gefällt euch unser Ace Cafe?«, fragt Juha. »Wir wollten nicht nur ein Museum bauen. Wir wollten einen Treffpunkt schaffen für die finnischen Biker. Nach englischem Vorbild. Wir veranstalten hier Rock-Konzerte und Biker-Treffen.«
Riku ist nicht zu stoppen in seiner Begeisterung: »Das erste Ace Cafe außerhalb von England! Kennst du das? Das legendäre
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