Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finnisches Quartett

Finnisches Quartett

Titel: Finnisches Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
Vom Netzwerk:
ich diesen Verrückten Dexter auf den Hals geschickt habe. Aber Ezrael wird Dexter auf keinen Fall in die Hände bekommen, schon allein der Gedanke ist lächerlich: der Sicherheitsapparat der Yankees gegen einen Verrückten«, beteuerteUlrike, obwohl sie wußte, daß sie nur Ausreden aufzählte.
    »Kann sein. Aber wenn Ezraels Plan mißlingt, stirbt er möglicherweise bei dem Versuch. Kannst du die Verantwortung dafür übernehmen?« fragte Lasse.
    »Ich will natürlich nicht, daß irgend jemand stirbt, aber ich will ebenso sicher nicht, daß Dexter davonkommt und dieses … Spiel nicht entlarvt wird. Irgendein Mittel muß gefunden werden. Überleg einmal, was geschieht, wenn die Doppelzüngigkeit des Machtapparates der USA entlarvt wird. Und die der Ölkonzerne. Die öffentliche Meinung wird sie überrollen, und alles ändert sich. Innerhalb kurzer Zeit würden wir mehr erreichen als selbst mit Final Action in Jahren.«
    Lasse nickte und versuchte das Gehörte in seiner Gesamtheit zu erfassen. »Seraphim behauptet also, daß die Beweise für das Treffen von Dexter und van der Waal, die Ezrael besitzt, allein nicht ausreichen, um Dexter zu entlarven, und deswegen beabsichtigt Seraphim, Ezrael zu benutzen, um von Dexter ein Geständnis zu erpressen. Ich …«
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach Lasse. Das mußte der Kellner sein, sie hatten vor geraumer Zeit beim Zimmerservice ein paar Sandwiches und Bier bestellt. Lasse öffnete die Tür und sah, wie ihn eine Frau zornig anstarrte.
    »Ich war schon vor einer Viertelstunde hier, aber niemand hat geöffnet«, sagte die holländische Kellnerin verärgert. »Und der da untersucht jede Schüssel«, fügte sie hinzu und blickte wütend auf den Ermittler des AIVD, der neben der Tür saß.
    »Entschuldigung, wir waren in der Badewanne.« Lasse unterschrieb die Quittung und trug das Tablett ins Zimmer. Ulrike griff nach den Sandwiches, bevor Lasse das Tablett absetzen konnte. Er beobachtete, wie die Hälfte des belegten Brotes rasch in Ulrikes Mund verschwand, undbemerkte dann, daß die Kellnerin das Amstel-Bier vergessen hatte.
    Lasse schluckte den Ärger hinunter und ging selbst ins Foyer, um Bier zu holen. Er hatte Gewissensbisse, daß er es nicht wagte, Ulrike seine eigenen Geheimnisse zu offenbaren, obwohl sie sich ihm anvertraut hatte.
    Einen Augenblick später hielt Lasse die Bierdosen in den Händen und wartete im Foyer auf den Lift, hinter ihm stand der Ermittler des AIVD. Gerade als er auf den Knopf drückte, vibrierte sein Telefon in der Hosentasche.
    »Feeling good, Lasse?«
sagte Seraphim ganz ruhig. Eine Hand verdeckte das Adler-Wappen auf dem Telefonhörer, und die Finger der anderen trommelten auf dem neuen Aufklärungsbericht.
    Lasse machte auf den Fersen kehrt und eilte in die Toilette, dorthin folgte ihm der Mann vom AIVD dann doch nicht. »Die Zelle in den USA ist aktiviert, der entscheidende Anschlag wird morgen um zwölf Uhr stattfinden. Du rufst übrigens gerade zur rechten Zeit an, oder eigentlich im allerletzten Moment. Ich benötige wieder deine Hilfe. Ulrike Berger will zwar Dexter entlarven, akzeptiert aber nicht, daß der Mann stirbt.« Lasse wagte es, offen zu sprechen, er wußte, daß die Gespräche von Seraphim niemand abhörte.
    »Und ich will helfen. Auch dieses Mal.« Seraphim preßte im zweitheiligsten Büro des US-Verteidigungsministeriums auf dem Eisenhower-Flur Saft aus einer Zitrone in seinen Tee. »Aber dafür benötige ich Informationen. Erzähl mir alles, was deine Freundin von Eamon O’Donnells Absichten weiß.«
    Lasse zögerte. Er versuchte zu entscheiden, ob es Ulrike oder ihm schaden könnte, wenn er die Informationen verriet.
    »Zögerst du? Darf ich dich freundlicherweise daran erinnern, daß nur ich Final Action helfen kann.« Seraphimwartete gelassen auf eine Antwort. Er wußte, daß Lasse Nordman zustimmen würde: Das Verhalten ehrgeiziger Menschen ließ sich äußerst leicht voraussagen.
    Lasse traf seine Entscheidung, Alternativen gab es nicht, weil er die Hilfe von Seraphim benötigte. Er berichtete über Ezraels Plan, den er von Ulrike gehört hatte: Was der Mann in Washington tun wollte, wo er wohnen, wie er seine Tat vorbereiten, wann er zuschlagen wollte.
    Seraphim strich über den großen Stein des glitzernden Ringes am kleinen Finger seiner rechten Hand, bis Lasse Nordman seinen Bericht beendet hatte. »Na ja, das wird wohl etwas von Nutzen sein, obwohl unser Nachrichtendienst natürlich in der Lage ist, die

Weitere Kostenlose Bücher